Bad Homburg v.d.H. / Hochtaunuskreis. Der Hochtaunuskreis und die Goethe-Universität Frankfurt wollen in einem gemeinsamen Modellversuch den Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten an Schulen erproben. Die Geräte sollen an drei Schulstandorten in ausgewählten Klassenzimmern zum Einsatz kommen. Im Einzelnen sind dies das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium und die Kirdorfer Ketteler-Franke-Schule in Bad Homburg sowie das Taunusgymnasium in Königstein.
„Präsenzunterricht muss auch in schwierigen Lagen möglich sein,“ fasste Landrat Ulrich Krebs die Motivation des Schulträgers für diesen Modellversuch zusammen. Über das „wie“ gäbe es gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Corona-Pandemie unterschiedliche Auffassungen. Umso wichtiger sei es, so der Landrat, wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Luftreinigungsgeräten zu gewinnen. „Mit Professor Joachim Curtius und seinem Team von der Frankfurter Goethe-Universität haben wir einen namhaften Experten für experimentelle Atmosphärenforschung gewinnen können,“ zeigte sich der Landrat von der wissenschaftlichen Begleitung sehr angetan. „Der Einsatz von Luftreinigungsgeräten ersetzt aber in keinem Fall das vom Kultusministerium und vom Schulträger vorgegebene Stoßlüften, alleine schon zur Senkung des Kohlendioxid-Gehalts in der Raumluft,“ mahnte Ulrich Krebs. Der Atmosphärenforscher und Aerosol-Experte Prof. Joachim Curtius hatte kürzlich eine Studie veröffentlicht, der zufolge Luftreiniger mit HEPA-Filtern die Aerosolkonzentration in einem Klassenzimmer in einer halben Stunde um 90 Prozent senken können. Damit, so die Folgerung des Wissenschaftlers und seines Teams, kann das Risiko einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus über Aerosole deutlich verringert werden. (https://tinygu.de/Luftreiniger) In den weiteren Messungen an den drei Schulen im Hochtaunuskreis soll nun die längerfristige Tauglichkeit im Schulbetrieb über mehrere Monate hinweg geprüft werden. Weiterhin wird das Zusammenspiel der Luftfilter mit Fensterlüftung und festinstallierten Lüftungsanlagen untersucht.
Die Kreisverwaltung und die Goethe-Universität haben die Schulen nach möglichst unterschiedlichen Bedingungen vor Ort ausgewählt. Geradezu idealtypisch eigne sich hierfür, so Landrat Ulrich Krebs, das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium. Hier gäbe es drei ganz unterschiedliche Bautypen. „Der Turmbau ist erst kürzlich nach neusten Kriterien saniert worden,“ berichtete Schuldezernent Krebs. Die Sanierung des Fachklassengebäudes läge schon zehn Jahre zurück, und der Altbau stünde erst noch zur Sanierung an. Die Ketteler-Franke-Schule wiederum verfüge über einen sanierten Altbau ohne Be- und Entlüftungsanlage, während das Königsteiner Taunusgymnasium eine mechanische Be- und Entlüftungsanlage besäße. „Wir brauchen verbindliche Erkenntnisse, wo der Einsatz von Luftreinigungsanlagen überhaupt Sinn macht,“ sagte der Landrat mit Blick auf die übrigen Schulen im Landkreis. Während das Land gerade Förderrichtlinien für die Mittelvergabe bei Luftreinigungsanlagen erarbeitet, kommen die ersten 80 Geräte noch diese Woche am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium zum Einsatz. Deren Anschaffung hat eine engagierte Elterninitiative möglich gemacht. Auch die Wissenschaftler der Goethe-Universität bringen für das Forschungsprojekt Geräte mit. Für weitere Anschaffungen werden noch Spender und Sponsoren gesucht. Der Landrat kündigte zudem an, bei der Fortschreibungsliste für den Haushalt 2021 neben der avisierten Landesförderung auch eigene Kreismittel bereit zu stellen. Weitere Einzelheiten des Geräteeinsatzes und der Inhalte der wissenschaftlichen Untersuchung wollen Landkreis und Universität kommende Woche bei Ortsbegehungen in den Schulen festlegen. „Sowohl die Gewährleistung des Präsenzunterrichtes als auch die weitere Digitalisierung von Unterricht lohnt im Interesse der Schülerinnen und Schüler jede Anstrengung,“ versprach Ulrich Krebs bei den Bemühungen des Landkreises für seine Schulen nicht nachzulassen.