Inschriftenkatalog für HTK und MTK erschienen

Auf dem Cover des Inschriftenkataloges ist ein besonders schönes Inschriften-Beispiel zu sehen: das Epitaph der Anna von Kronberg aus dem Jahr 1549, das in der Kronberger Johanniskirche zu sehen ist. Foto: HTK

Hochtaunuskreis. – „Die Inschriften erzählen unsere Geschichte, weswegen wir sie keinesfalls übersehen dürfen.“ Mit diesen Worten würdigt Landrat Ulrich Krebs die Neuerscheinung „Die Inschriften des Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreises“. In diesem Band, herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften in Mainz, sammelten Bearbeiterin Yvonne Monsees und Bearbeiter Rüdiger Fuchs mittelalterliche und frühneuzeitliche Inschriften aus beiden Kreisen.

Der Band dokumentiert mit dem Anspruch auf Vollständigkeit 445 mittelalterliche und frühneuzeitliche Inschriften des Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreises aus der Zeit vom Frühmittelalter bis 1700. Sie sind beispielsweise auf Grabsteinen, Glocken und an Hauswänden zu entdecken und stellen eine eigene, wichtige historische Quellengattung dar. Die Autoren nahmen auch 108 verlorengegangene Inschriften in das Werk auf. Ein sehr seltenes Zeugnis belegt die Bedeutung dieses Bandes: Der Grabstein der Roteldis aus Kelkheim-Fischbach aus dem 7. bis 8. Jahrhundert ist eine der wenigen frühmittelalterlichen und frühchristlichen Inschriften im rechtsrheinischen Raum. Durch den Band wird ebenso ein Einblick in historische Zeugnisse gegeben, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Dazu zählen die Grabplatten der Herren von Kronberg in der Burgkapelle, welche aus dem 14. bis 17. Jahrhundert stammen. Aus der Sphäre des bürgerlichen Lebens stammen viele frühe Fachwerkinschriften. Sie sind unverzichtbare Quellen für die historische Bauforschung.

Die Einleitung gibt einen kurzen historischen Überblick der beiden Kreise, in welchem auch die wichtigsten Standorte für Inschriften in den Gemeinden, häufig Kirchen und Burgen, kurz beschrieben werden. Die Inschriften sind chronologisch im Band angeordnet, doch es gibt auch umfangreiche Register, welche die Suche nach Namen, Orten und Themengebieten ermöglichen. Hochwertige Fotografien aller noch erhaltenen Inschriften unterstützen die detaillierten Beschreibungen der jeweiligen Objekte.

Das Cover zeigt übrigens ein besonders schönes Inschriften-Beispiel: das Epitaph der Anna von Kronberg aus dem Jahr 1549, das in der Kronberger Johanniskirche zu sehen ist. Anna, eine Tochter Hartmuts XIII. von Kronberg und seiner Frau Barbara von Sickingen, war mit knapp zwei Jahren verstorben. Auf dem Epitaph wirkt sie (wie es bei Kindergrabmälern üblich ist) älter als zwei Jahre und ist in strenger Erwachsenenkleidung betend dargestellt. Die Inschriften, denen in diesem Katalog das besondere Augenmerk gilt, bestehen aus drei Teilen. Oben: „ALS ICH WARD ALT NIT / GAR ZWEI IAR . DA FVR / ICH HIEN ZUR ENGEL SCHAR . / EVCH ALLEN WVNSCH ICH / GLEICHE FART . MIT FREVD / DASELBS ICH EWER WART“ (in heutigem Deutsch etwa: „Als ich war alt nicht gar zwei Jahr, / da fuhr ich hin zur Engelschar. / Euch allen wünsch ich gleiche Fahrt, / mit Freud daselbst ich euer wart‘.“ Unten: „ANNO DOMINI 1 . 5 . 49 . DEN / 2 . MAII IST ANNA VON / CRONBERG HARTMUTS VON CRONBERG DES IVNG=/ERN VND FRAW BARBARA GEBORN VON SICK=/ING DOCHTER VON DIESER WELT VERSCHEIDEN“ („Im Jahre des Herrn 1549, den 2. Mai, ist Anna von Kronberg, Hartmuts von Kronberg des Jüngeren und Frau Barbaras, geborene von Sickingen, Tochter, von dieser Welt verschieden“. Und die dritte Inschrift befindet sich schließlich versteckt am Knieschemel und besteht nur aus den zwei Buchstaben „D S“ – das ist die Signatur des Künstlers, Dietrich Schro.

Der Katalog ist ab sofort zum Preis von 98 Euro über den Buchhandel erhältlich: Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises, Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2019, 884 S., 316 farb. Abb., 99 s/w Abb., 136 Tafeln, Leinen mit Schutzumschlag, ISBN 9783954902972.



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