Der neue Bordcomputer ist ein „echter Alleskönner“

Bordkontrolle: Bad Homburgs Bürgermeister Oliver Jedynak und seine Oberurseler Kollegin Antje Runge lassen sich vom städtischen ÖPNV-Verantwortlichen Frank Denfeld und Projektleiter Philip Vernan (v. l.) die Vorteile der neuen Bordcomputer im Flaggschiff E-Bus erklären. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 1,3 Millionen Euro, 350 000 Euro hat der Bund übernommen. Die beteiligten Kommunen Bad Homburg (70 Prozent), Oberursel (20) und Friedrichsdorf (10) teilen sich die Kosten. Foto: Streicher

Hochtaunus (js). Das Flaggschiff in der Kolonne mit 36 Fahrzeugen ist der E-Bus. „Unser Schönster“, nennt ihn der kurstädtische ÖPNV-Verantwortliche Frank Denfeld. Der blaue Elektrische kurvt schon seit anderthalb Jahren durch die Stadt, Linie 6, immer von Kirdorf durch die innere City runter zum Amtsgericht und zurück. Hat schon 130 000 Kilometer auf dem Buckel und einen ersten Antriebsschaden überstanden. „Fokus Zukunft – Bad Homburg elektrisiert“ steht auf der Seitenwand zwischen den beiden Türen, knapp 600 000 Euro kostet so ein Flaggschiff, 40 Prozent vom Rest über den 200 000 Euro, die ein normaler Bus kostet, werden vom Staat gefördert.

Sein Herzstück ist der Bordcomputer, ein „echter Alleskönner“, sagen die Techniker im Team von Projektleiter Philip Verman. Es hat jetzt alle Stadtbusse an dieses neue digitale System angeschlossen. Und noch elf Busse aus der Nachbarstadt Oberursel und sechs Busse, die in Friedrichsdorf unterwegs sind, wobei es an den Stadtgrenzen Überschneidungen gibt.

Am Dienstag hatte der E-Bus eine etwas längere Pause auf dem Rathausplatz. Da diente er bei einer Präsentation der innovativen Computertechnik im Bus als Vorzeigemodell der Digitalisierung jeglicher Kommunikationswege im Zusammenhang mit seinen Aufgaben und neuer interkommunaler Zusammenarbeit. Denn alle drei Kommunen profitieren von den hoch technologisierten Rechnern im Bus, die Fahrer, die Fahrgäste, die Steuerer in der Schaltzentrale und nicht zuletzt auch potenzielle Werbekunden, die ortszielgenau ihre Werbung auf den Bildschirmen im Fahrzeug einsetzen können. Die neue Stadtbus-Welt ist im Taunus angekommen, Homburgs Bürgermeister Oliver Jedynak sieht die drei Partner „in der Rhein-Main-Region führend“.

Oberursels Bürgermeisterin Antje Runge ließ sich den Ortstermin nicht nehmen, lobte die „wichtige Nutzerfreundlichkeit“ und die „interkommunale Idee“ und sieht ihre Stadt auf dem Weg zur „Smart City“. Seit Ende September arbeiten Stadt und Busbetreibergesellschaft Transdev an der Installierung des Systems, zu 90 Prozent seien die Bordcomputer inzwischen aktiv, hieß es am Dienstag. Die digitale Schaltzentrale erfasst alle Vorgänge im Bus, druckt Fahrscheine, kommuniziert mit der Leitstelle, scannt Barcodes, checkt E-Tickets, speichert die Geschwindigkeit und den Standort.

Vor allem aber, das ist der absolute Renner beim Thema Nutzerfreundlichkeit, werden alle Fahrgäste an den großen Knotenpunkten „in Echtzeit mit Informationen über aktuelle Anschlussmöglichkeiten versorgt“, erläutert Philip Verman. Bahnhof, Kurhaus und Endhaltestelle U2 in Gonzenheim sind diese Verkehrsknotenpunkte. Die neue Technologie kann zudem dafür sorgen, dass die Fahrgäste ihre Anschlüsse auch erreichen. In den Abendstunden kann bei geringfügigen Verspätungen der S- oder U-Bahn automatisiert ein Wartehinweis an die Fahrer gegeben werden. Bis zu fünf Minuten dürften da möglich sein, um zufriedene Kunden in die Nacht zu entlassen.

Ein weiterer Vorteil für die Fahrgäste ergibt sich, wenn sie über ihr Smartphone auf die RMV-Go-App zugreifen können. So können digitale Fahrkarten erworben werden, was die Standzeit der Busse an den Haltstellen verkürzen kann, außerdem werden die Nutzer über die App künftig minutengenau über etwaige Verspätungen auf einzelnen Linien informiert. In sämtlichen Bussen haben die Fahrgäste kostenfreien WLAN-Zugang, ohne sich registrieren zu müssen.

Die Stadt verweist auch auf „Bürgerbeteiligung während des Pilotprojekts“. Über einen QR-Code können die Mitfahrenden an einer anonymen und freiwilligen Umfrage teilnehmen. Ziel sei die „Optimierung des Systems“, so Jedynak. Und die Beseitigung eventuell vorhandener Störungen bis zum Ende der Pilotphase zu Beginn des neuen Jahres



X