Als neue Volontärin mitten hinein in die Krise

Als Esther Schüerhoff im Hessenpark als Volontärin anfing, war der Marktplatz des Freilichtmuseums noch geöffnet. Mittlerweile ist das gesamte Museum geschlossen. Foto: L. Schmidt

Hochtaunus (how). Die Ereignisse überschlagen sich. Seit einigen Tagen jagt eine neue Meldung rund um das Coronavirus die nächste. Auch auf das Freilichtmuseum Hessenpark hat die Pandemie Auswirkungen. Der Hessenpark bleibt auf Anordnung der Landesregierung zunächst bis einschließlich 19. April für Besucher geschlossen. Für diesen Zeitraum mussten alle Veranstaltungen abgesagt werden. Noch nicht einmal Hochzeiten finden statt.

„Und mitten in diesem Organisationsstress, verursacht durch das Covid-19-Chaos, tauche ich auf. Als neue Volontärin im Bereich Kommunikation und Marketing hatte ich am Montag meinen ersten Arbeitstag“, erzählt Esther Schüerhoff in ihrem Blog, der in einer Sonderausgabe des Hessenpark-Newsletters zu lesen ist. „Schön“, habe die Pressesprecherin des Freilichtmuseums gesagt, als die neue Volontärin sich vorstellte. Und: „Da würde ich gleich lernen, wie Krisenkommunikation funktioniert. Spaß beiseite. Viele Arbeitsprozesse müssen schließlich trotzdem weiterlaufen, insbesondere die Versorgung der Tiere aus dem Arche-Park.“

An ihrem ersten Tag habe sie einen selbstgebackenen Kuchen mitgebracht. „Bereits während des Backens am Vortag überlegte ich: Wird sich überhaupt jemand ein Stück nehmen? Oder haben alle Angst vor dem Virus?“, beschreibt die junge Frau ihre Gedanken. Bereits die Vorstellungsrunde sei ohne Händeschütteln und mit ausreichend Abstand zwischen allen Beteiligten verlaufen. „Trotz allem: Es ist wunderbar. Die Sonne scheint, die Blüten blühen, die Vögel zwitschern, und mein Kuchen wurde von den Kollegen gegessen. So wurde das derzeit sehr begehrte Mehl auch nicht umsonst verbraucht. In der Mittagspause habe ich Grüne Soße mit Salzkartoffeln bei bestem Frühlingswetter genossen.“ Das ging zu diesem Zeitpunkt noch. Seit 21. März hat das Bistro im Landhotel geschlossen, seit 24. März auch der Marktplatz des Freilichtmuseums. Am 20. März schreibt Esther Schüerhoff in ihrem Block: „Die erste Woche im Ausnahmezustand ist geschafft. Eine ganze Reihe von Kollegen arbeitet inzwischen von zu Hause aus. Der Rest hält den gebotenen Abstand, wir versuchen alle gesund zu bleiben. Am nächsten Sonntag hätten wir eigentlich die Sonderausstellung ‚Herdanziehungskraft‘ eröffnet. Auf diesen Termin haben sich viele von uns schon lange gefreut. Die Wanderausstellung wurde Anfang Februar aus Berlin zum Freilichtmuseum Hessenpark transportiert. Seither haben die Mitarbeiter aus den Fachbereichen Wissenschaft und Handwerk die Exponate in der Stallscheune aus Asterode aufgebaut.“

Die Sonderausstellung zeigt gesellschaftliche, kulturelle und technikhistorische Veränderungen. „Von der Feuerstelle bis zum Thermomix“, heißt es in der offiziellen Pressemeldung. Und tatsächlich ist beides in der Ausstellung zu finden. „Ich durfte vorab einen kleinen Rundgang durch die Sonderausstellung machen und kann Euch sagen, es lohnt sich. Über dem Elektroherd ‚Backofix‘ von 1950 sind die zehn Gebote für den Elektroherd zu finden. Ein Auszug aus dem Buch ‚Das elektrische Kochen‘ von 1949, Gebot vier, rät dem Elektroherd-Nutzer, das häufige Öffnen der Töpfe zu vermeiden, da ansonsten unnütz Wärme verloren geht.“

Am Mittwoch ist alles fertiggestellt worden, die Ausstellung ist zur Eröffnung bereit. Doch vorerst bleiben die Türen geschlossen. „Natürlich ist es schade, dass die Eröffnung nicht stattfinden kann“, sagt Hannah Drissen, wissenschaftliche Volontärin. Insbesondere da die Sonderausstellung nur bis Oktober im Freilichtmuseum Hessenpark bleibt und dann nach Hamburg weiterzieht. „Aber Sicherheit geht vor“, ergänzt Drissen. Die Mitarbeiter haben für die ergriffenen Maßnahmen in jedem Fall Verständnis.



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