Hochtaunus (how). Nach der langen durch die Coronapandemie bedingten Schließung 2021 war das Jahr 2022 für das Römerkastell Saalburg wieder ein annähernd normales Museumsjahr. Die Besucherzahl erreichte zwar noch nicht wieder das Niveau von 2019, ist aber mit fast 90 000 Besuchern deutlich gestiegen. Den Höhepunkt des Museumsjahrs bildete gleich zu Beginn die Eröffnung der Sonderausstellung „Spot An! Szenen einer römischen Stadt“ in der Fabrica am 18. Februar.
Bis zum 31. Oktober präsentierte das Römerkastell die Sonderausstellung, die vom Rheinischen Landesmuseum Trier konzipiert, zusammengestellt und gestaltet wurde.
Die Römer hatten bei ihrem Vormarsch zum Rhein alle Annehmlichkeiten der Stadtkultur aus dem Mittelmeerraum im Gepäck. Straßen mit Bürgersteigen, großartige Plätze, Villen und Paläste, Tempel und Theater, Wasserleitungen (Aquädukte) und Abwasserkanäle setzten in den römischen Städten hier zulande städtebauliche Maßstäbe. Die wenigsten der 2000 Städte im Römischen Reich waren Metropolen. Doch die Großstadt Trier gehörte sicherlich dazu. Im Jahr 17 vor Christus wurde „Augusta Treverorum“ gegründet und entwickelte sich rasch zu einem blühenden Handelszentrum. Um 300 nach Christus bezog Kaiser Konstantin hier seine großzügig ausgebaute und mit allen Bequemlichkeiten ausgestattete Kaiserresidenz. Trier war die größte römische Stadt nördlich der Alpen und das antike Erbe ist noch heute im Stadtbild präsent. Die Ausstellung setzte Schlaglichter auf typische Szenen des täglichen Lebens in einer antiken Großstadt.
So führte die Ausstellung „Spot an! Szenen einer römischen Stadt“ mitten hinein in die blühende Metropole an der Mosel. Zahlreiche Funde, die bisher in den Depots des Rheinischen Landesmuseums in Trier versteckt waren, illustrierten das Leben in einer römischen Großstadt. Zu sehen waren Architekturteile und Porträts aus Marmor, Geschirr und Wohnaccessoires, Handelsgüter und Handwerksgeräte. Exklusive Ausstellungsstücke, anschauliche Illustrationen und Videoanimationen mit Momentaufnahmen des römischen Stadtlebens zeichneten ein buntes Bild der bedeutendsten Großstadt nördlich der Alpen.
Die Besucher des Kastells Saalburg am Limes, der römischen Grenze zum freien Germanien, konnten in dieser Ausstellung unmittelbar erfahren, dass Römer nicht nur Soldaten waren, die Wachtürme und Militäranlagen bauten. Im Schutz der Grenzanlagen entwickelte sich während der Jahrhunderte ein urbanes städtisches Leben, dass alle Annehmlichkeiten mediterraner Lebenskultur auch in der Provinz bot.
Im Jahr 2022 erfreuten sich auch wieder Veranstaltungen, die kulinarische Genüsse und spannende Informationen zur Kultur der Römer verbanden, besonderer Beliebtheit. Vertiefende Führungen zu speziellen Themen und Vorträge im Rahmen der Thementage zogen viele wissbegierige Römerfans an. Zum Auftakt der Sommersaison schlugen die Soldaten der 4. Vindelikerkohorte und der Legio XXI Rapax ihre Marschlager auf und begeisterten die Besucher mit Militärvorführungen und fundiertem Hintergrundwissen. Die „Culinaria“ am Pfingstwochenende wurden gemeinsam mit der I. Römercohorte Opladen gestaltet, die ihr Versorgungszelt für alle Neugierigen öffnete. Selbstverständlich waren auch die Feuerstellen im Kastell in Betrieb, die Backöfen rauchten, und es brodelte und brutzelte in den Töpfen und Pfannen. Wie man mit der römischen Reibschale Pasten zubereitet, im Lehmkuppelofen Brot backt oder über dem offenen Feuer die verschiedenen Gerichte zubereitet, wurde an diesem Wochenende demonstriert.
Römersachen selbermachen hieß es am 3. Juli. Unter der römischen Bevölkerung gab es findige und einfallsreiche Leute, davon zeugen die archäologischen Sammlungen der Saalburg. Es finden sich Gegenstände aus allen Lebensbereichen – Spielzeug und Kleidung, Schmuck und Münzen, Haushaltsgeräte und Werkzeuge, aber auch Dinge, die Interessierten Medizin, Sport, Kunst und Musik aus dieser Zeit näherbringen.
Der letzte Thementag im September stellte die Frühzeit des Saalburgmuseums in den Mittelpunkt: die Saalburg um 1910. Dort trafen die Besucher Herrschaften aus dieser Epoche und Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kultur und Militär. In Spielszenen mit authentischen Zeitzeugen wurde die damalige Auffassung vom römischen Erbe und der Kulturvermittlung dargestellt. Auch das Musaion, ein Ausstellungsbereich, der die Sammlung im Stil der Jahrhundertwende um 1900 präsentiert, konnte besichtigt werden.
In den Zeiten der Pandemie und der Lockdowns ging auch bei den Römern die Digitalisierung in großen Schritten voran: Auf der Homepage www.saalburgmuseum.de finden sich mittlerweile nicht nur alle Informationen rund um das Museum und die Veranstaltungen, sondern auch die „Digitale Sammlung“ mit ausgewählten Funden im Foto, 3D-Scan und einigen Videosequenzen. Viele Freunde der Römer tummeln sich mittlerweile auf den Kanälen der Saalburg bei Facebook und Instagram und nehmen so unmittelbar am Museumsleben teil.
Der digitale Kastell-Guide liefert ab Februar an vielen Stationen im Kastell reiche Zusatzinformationen zu einzelnen Gebäuden und Exponaten in den Vitrinen. Prägnante Texte, anschauliche Rekonstruktionen und Videoclips führen die Besucher mit eigenem Smartphone durch das Kastell und die Ausstellungen.