Senioren fallen durchs Raster – Rind’sche Bürgerstiftung hilft

Scheckübergabe (v. l.): Stefanie Limberg, Bernd-Heiner Scholz, Monika Zengerling, Rosemarie Steinkamp, Ursula Matzner, Tobias Krohmer und Hans-Dieter Homberg. Foto: Tafel

Bad Homburg (hw). Schon dem Begründer der Rind’schen Bürgerstiftung, Johann Christian Rind, lag im 18. Jahrhundert die Unterstützung alter Menschen, die zu wenig Geld zum Leben hatten, am Herzen. Seine Stiftung kümmerte sich schon damals um sie, und auch Hans-Dieter Homberg und sein Kuratorium, die die Stiftung heute leiten, kümmern sich in erster Linie um ältere Menschen. Deshalb haben sie in diesem Jahr der Diakonie und dem Caritasverband im Hochtaunuskreis für ihre allgemeine Arbeit Geld gespendet. Da immer mehr Senioren Hilfe in Form von Lebensmitteln von den Tafeln des Kreises erhalten, hat die Stiftung auch deren drei Ausgabestellen mit jeweils 5000 Euro bedacht. Denn vor allem Senioren fallen oft durchs Raster, wenn es darum geht, mit dem Einkommen auszukommen. „Die Zahl der Personen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, ist im vergangenen Jahr um 15 Prozent gestiegen, und nicht einmal alle, die einen Anspruch haben, nehmen diesen wahr“, hat Tobias Krohmer festgestellt. Er ist Mitglied der Steuerungsgruppe der Tafel Hochtaunus. Die Scham, Behörden um Unterstützung zu bitten, sei gerade bei der älteren Generation sehr groß.

Rosemarie Steinkamp ist eine von rund 200 Ehrenamtlichen. Sie hatte vor mehr als zehn Jahren ein für sie prägendes Erlebnis: Eine Seniorin, die mit 260 Euro monatlicher Rente auskommen musste, hatte sie verschämt gefragt, wie sie einen Lebensmittel-Korb bekommen könne. Die Freude auf beiden Seiten war groß, als sie sich kurze Zeit später zum ersten Mal bei der Lebensmittelausgabe der Tafeln im Hochtaunuskreis einen abholen konnte. Damit komme sie zwei Wochen gut über die Runden, hatte sie Rosemarie Steinkamp versichert und gestrahlt.

Dieses Strahlen hatte der Helferin die Bedeutung ihrer Arbeit klar vor Augen geführt. Die jetzige Förderung der Rind’schen Bürgerstiftung bestätigt Rosemarie Steinkamp die Bedeutung ihres Einsatzes ebenfalls: „Weil es Menschen gibt, die unsere Arbeit anerkennen und uns fördern.“ Geld sei nötig, um die Lebensmittel in den Märkten abzuholen, in angemieteten Räumen zu sortieren sowie teilweise in Kühlschränken zu lagern. Ganz wichtig ist Tobias Krohmer jedoch: „Wir kaufen keine Lebensmittel.“ Schließlich sei der zweite Punkt, den sich die Tafeln zur Aufgabe gemacht haben, Lebensmittel vor einem Ende auf dem Müll zu bewahren und sie zu denen zu bringen, die sie dringend benötigen.

In den zu versorgenden Kommunen Bad Homburg, Oberursel, Friedrichsdorf, Neu-Anspach, Königstein und Kronberg sind das rund 600 Haushalte mit etwa 1700 Personen, die sich alle zwei Wochen Obst, Gemüse, Kartoffeln, Milchprodukte, Brot und mehr abholen können, berichtet die Leiterin des Diakonischen Werks Hochtaunus, Stefanie Limberg. Tobias Krohmer stellt fest, dass es heute noch vorwiegend die früheren Familienfrauen sind, die nicht genügend Rente haben, und deren Scham sie daran hindert, Unterstützung zu beantragen. „Dabei haben sie es verdient, sie haben unser Land mit aufgebaut“, so Rosemarie Steinkamp. Die Diakonie sei mit ihren Beratungsangeboten ein wichtiger Kommunikator, denn es sei lange noch nicht überall bekannt, dass es Unterstützung durch die Tafeln gibt. Informationen gibt es im Internet unter www.tafel-hochtaunus.de.



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