Hochtaunus (js). Das neue Zauberwort bei der Vermittlung ausländischer Fachkräfte heißt „Relocation Center“. Im Landratsamt des Hochtaunuskreises gibt es jetzt eines, es ist angedockt an den Fachbereich mit dem sperrigen Namen Ausländer, Flüchtlinge, Personenstandswesen, einfacher gesprochen Ausländerbehörde.
Es soll helfen, dem massiven Fachkräftemangel, den die deutsche Wirtschaft allgemein beklagt, entgegenzuwirken, indem ausländische Fachkräfte beim Start in das Berufsleben in Deutschland unterstützt werden und damit gleichzeitig die heimische Wirtschaft stärken. „Wir müssen als Wirtschaftsstandort möglichst attraktiv für Fachkräfte sein“, sagte Landrat Ulrich Krebs bei der Vorstellung des Projekts am Montag.
Ziel bei der Einrichtung des Relocation Centers im Haus 3 des Landratsamts sei es unter anderem, dass die dringend benötigten Fachkräfte „mit Unterstützung der Behörde möglichst schnell in den Arbeitsmarkt integriert und die bürokratischen Bearbeitungszeiten spürbar verkürzt werden“ so die für den Sozialbereich verantwortliche Kreisbeigeordnete Katrin Hechler. Den Fachkräftemangel nennen mehr als die Hälfte aller Unternehmen als größte Gefahr für die zukünftige Geschäftsentwicklung, meldet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Im vergangenen Jahr wurden rund 1,9 Millionen offene Stellen gemeldet, bis 2026 sind voraussichtlich noch 240 000 Stellen mehr zu besetzen, weiß die seit einem halben Jahr neue Leiterin der Ausländerbehörde, Johanna von Arnim. „Wir agieren im permanenten Krisenmodus“, sagt die Volljuristin von Arnim, die selbst einige Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet hat.
Die Einrichtung des Relocation Center sieht sie als „Punktlandung“, fällt sie doch mit der Verabschiedung des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes zusammen. Die Bundesrepublik steht im weltweiten Wettbewerb um Arbeitskräfte und hat sich mit dem in das Gesetz eingearbeiteten möglichen Maßnahmen für ein beschleunigtes Verfahren zum Ziel gesetzt, Fachkräfte aus Drittstaaten einfacher und schneller für den deutschen Arbeitsmarkt zu rekrutieren.
Drei Punkte bestimmen die Modalitäten bei der Erleichterung der Integration in den Arbeitsmarkt. Qualität (etwa im heiß begehrten Sektor IT), Erfahrung (mindestens zwei Jahre Berufserfahrung werden erwartet) und Potenzial (da geht es um die persönliche „Chancenkarte“ für die Zukunft). „Wir wollen uns als Hochtaunuskreis besser aufstellen“, sagt Landrat Krebs. Im Vordergrund stehen derzeit darbende Handwerksbetriebe und vor allem der Pflegebereich mit einem eklatanten Fachkräftemangel sowie der IT-Bereich aber auch die ÖPNV-Sparte. „Da werden händeringend Leute gesucht“, so Katrin Hechler.
Auch der Hochtaunuskreis mit seiner zen-tralen Lage im Rhein-Main-Gebiet sieht sich auf kommunaler Ebene vor diese Herausforderungen gestellt. Deswegen soll sich das aus der Behörde ausgeliederte Team vom Center jetzt um Fragen und Belange der Kunden Industrie und Wirtschaft kümmern. Großer Wert werde auf eine engmaschige Abstimmung mit externen Partnern wie der Agentur für Arbeit und den Anerkennungsstellen des Landes für Berufsqualifikationen gelegt, damit die Einstellung einer qualifizierten Fachkraft nicht daran scheitert, dass ein vorgelegter Ausbildungsnachweis nicht anerkannt wird. Ein „anzustrebendes Ziel für die Zukunft“ ist daher laut Krebs eine zentrale Bürokratie ohne die bisherigen komplizierten Strukturen.
In angenehmer Atmosphäre sollen auch die Gespräche im Relocation Center laufen. Dafür wurde im Landratsamt ein eigener Bereich eingerichtet. Gestaltet in Farben des Hochtaunuskreises: Blauer Teppich, weißes und gelbes Mobilar, Wände in Weiß und Gelb, Rot in in Bildern mit Motiven aus Berufsfeldern an der Wand.