Hochtaunus (js). Der Oberurseler Stadtkämmerer Thorsten Schorr (CDU) wird Erster Kreisbeigeordneter im Hochtaunuskreis und damit direkter Stellvertreter von Landrat Ulrich Krebs (ebenfalls CDU). Der Kreistag hat den 49-jährigen gelernten Bankkaufmann und Bankfachwirt am Montagabend vor großem Publikum mit großer Mehrheit gewählt.
Von den 66 anwesenden Kreistagsmitgliedern stimmten 46 für den Oberurseler, die vollständig angetretene Kreistagskoalition aus CDU und SPD, die Schorr zur Kandidatur aufgefordert hatte, stellt zusammen 36 Abgeordnete. Offene Zustimmung hatte zuvor für die FDP (acht Sitze) deren Landtagsabgeordneter Stefan Naas signalisiert. „Wir unterstützen Thorsten Schorr aus vollem Herzen“, so Naas, der Finanzexperte sei ein „vertrauenswürdiger Kollege mit hervorragender fachlicher Eignung“. Der Kreistagsvorsitzende Jürgen Banzer (CDU) verkündete bei der Bekanntgabe des Wahlergebnisses nur 19 Gegenstimmen und eine Enthaltung. Thorsten Schorr wurde mit anhaltendem stehendem Applaus begrüßt.
Die Spannung im großen Sitzungssaal des Landratsamtes war groß, die Unruhe deutlich zu spüren. Zu oft hatte sich die CDU schon selbst ein Bein gestellt, wirklich überzeugt vom Erfolg und sicher präsentierte sich kaum einer der 36 Köpfe starken CDU/SPD-Koalition. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Gregor Sommer stammelte noch nach den ersten Umarmungen unter Männern mehrmals das Wort „Erleichterung“, bis zuletzt habe er „gezittert“. Auch Thorsten Schorr musste mehrfach kräftig durchatmen, „heiß und stickig und von der Sonne bestrahlt“ sei der kleine Raum gewesen, in dem er abgeschottet auf das Urteil habe warten müssen, so Schorr, von dem die Anspannung nur langsam abfiel. Altersweise mild lächeln konnte nur der noch amtierende Uwe Kraft (CDU). Hemdsärmelig saß der 63-Jährige am Rand, nach Absprache mit seiner Partei hatte er im Frühling angekündigt, nicht mehr für eine weitere Amtszeit als Erster Kreisbeigeordneter zu kandidieren.
Im Kreistag kennt man Thorsten Schorr seit 2016, von Platz 40 auf der Liste der CDU wurde er da auf Platz 14 hochkumuliert. In Oberursel ist er seit 2010 oberster Finanzverwalter, am 1. Januar 2020 wird er nun in das Landratsamt umziehen. Ein schönes Geschenk für den im Oberurseder Stadtteil Weißkirchen verwurzelten Germania-Sänger, im gleichen Monat wird er 50 Jahre alt. Die passende Zeit für einen Neuanfang, so sieht das Schorr selbst. Die Wahl am Montagabend für ihn auch eine Schicksalswahl, so sieht das die gesamte politische Szene im Kreis. Zuletzt waren die Reihen nicht geschlossen, als er vor anderthalb Jahren in einer denkwürdigen Wahlnacht als Mann der CDU/SPD-Koalition bei der Wahl zum Ersten Stadtrat in Oberursel durchfiel. Zuvor war er bereits zweimal bei Bürgermeisterwahlen dem amtierenden Rathauschef Hans-Georg Brum (SPD) unterlegen. Eine weitere Schlappe hätte Schorrs politisches Aus besiegelt.
Zweite Amtszeit für Hechler
Eine klare Angelegenheit war sozusagen als Vorspiel zur Schorr-Kür die Wiederwahl von Katrin Hechler (SPD) zur hauptamtlichen Kreisbeigeordneten. Auch für sie ein Vorab-Geschenk zum 50. Geburtstag, den sie noch in diesem Monat feiert. Ihre Wiederwahl war beschlossene Sache, entsprechend gelassen wirkte sie am Montagabend. Die Koalition stellte sich geschlossen hinter ihre Kandidatin, auch bei ihr warb FDP-Mann Naas um die Unterstützung möglichst vieler Kreisparlamentarier, um ein eindeutiges Zeichen für eine „große demokratische Mitte“ zu setzen. Die Zielrichtung war deutlich, zuvor hatte AfD-Sprecher Lutz der Sozialdezernentin des Kreises „kriminelles“ Verhalten vorgeworfen. „Wir wollen die politische Mitte stärken, nicht die Ränder“, so Naas. Hechler bekam 49 von 66 abgegebenen Stimmen und bei der Gratulation Blumen und Schokolade von Gregor Sommer. Beide Wahlen verliefen gemäß der Koalitions-Arithmetik, die jeweilige Unterstützung des Kandidaten der Partnerpartei in der Koalition bei der Wahl der Kreisbeigeordneten war zuvor abgeklärt. Hechler und Schorr sind für eine Amtszeit von sechs Jahren gewählt.