Stefan Ruppert: Besonderer Preisträger im Jubiläumsjahr

Na, macht er das ordentlich? Saalburgpreisträger Stefan Ruppert trägt sich ins riesige Goldene Buch des Hochtaunuskreises ein, Kreistagsvorsitzender Renzo Sechi, Landrat Ulrich Krebs und Förderpreisträger Johannes Martin Müller (v. l.) verfolgen die Zeremonie. Foto: js

Hochtaunus (js). Fast auf den Tag genau zum Geburtstag des Hochtaunuskreises vor 50 Jahren hat dieser seinen wichtigsten Preis verliehen. Die höchste Auszeichnung, die der Kreis mit seinen 13 Städten und Gemeinden vergeben kann. Auch ein kleines Jubiläum, denn der Saalburgpreis für Geschichts- und Heimatpflege wurde zum 30. Mal seit der Stiftung vergeben. Es sollte daher eine besondere Preisverleihung werden, es musste ein besonderer Preisträger gefunden werden. Der Festakt am Freitag, zeitgemäß unter freiem Himmel auf dem Schulgelände der Hans-Thoma-Schule in Oberursel, einem Vorzeigemodell der gemeinsamen Schulbaupolitik von Kreis und Stadt, sollte hier einen besonderen Akzent setzen. Mit dem Oberurseler Rechtshistoriker, Ex-Bundespolitiker und inzwischen in die Wirtschaft gewechselten Stefan Ruppert hatte er einen würdigen Protagonisten. Perfekt, um all die Werte von Historie, Kunst, Kulturpolitik und Forschung im engen Verbund mit unermüdlichem bürgerschaftlichem Engagement ins rechte Licht zu rücken. Dass es eine Freude war für die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, Ehrengast, Parteifreundin Rupperts in der FDP und Weggefährtin in der Hessenpolitik.

Stefan Ruppert, der Jurist und Politiker, der gerne kocht und guten Wein genießt, ist der Saalburgpreisträger im Hochtaunuskreis-Jubiläumsjahr 2022. Ein Jahr bevor das „Gesetz zur Neugliederung des Obertaunuskreises und des Landkreises Usingen“ am 1. August 1972 in Kraft trat, wurde er in Frankfurt geboren, ein Oberurseler, also ein Bürger dieses noch jungen Kreiskonstrukts mit all seinen Stärken und Schwächen, ist er schon sehr, sehr lange. Er hat immer auf beides hingewiesen, wissenschaftlich seziert, politisch analysiert und bewertet, emotional seinen Beitrag dazu geleistet, jenes Konstrukt mitzugestalten. Ein Preisträger, für den jeder Laudator dankbar sein kann. Einer, der jene Werte ebenso hochschätzt, wie der zu Lobende, der ihn kennt, weiß wie er tickt und was er zu leisten im Stande ist. Einer wie Professor Dr. Rudolf Steinberg, langjähriger Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, an der Stefan Ruppert Rechtswissenschaft, Politologie und Geschichte studiert und abgeschlossen hat. Die Titel Professor Dr. kann auch Ruppert vor dem Namen führen, am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte hat er die Dissertation zu „Kirchenrecht und Kulturkampf“ erarbeitet, mit der er 2001 als junger Mann promoviert wurde. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts wurde er 2012 an der Goethe-Uni mit einer Arbeit über „Lebensalter und Recht“ habilitiert.

Universitätspräsident a. D. Steinberg hat in einer erfreulich strammen Laudatio vor den Gästen aus Politik und Wirtschaft, vor allem aber auch aus der Gilde jener, die viel Zeit ihres Lebens der regionalhistorischen Forschungsarbeit widmen, in der Kulturpolitik unterwegs sind und diese als mehr ansehen als „gesellschaftlichen Kitt, als eine Frage des Standortmarketings und des Prestiges“, so Landrat Ulrich Krebs in seiner ebenfalls kurzen Festrede, die drei hervorstechenden Eigenschaften des neuen Saalburgpreisträgers hervorgehoben. Aus dem Hochtaunuskreis heraus, vor dem Hintergrund der Metropole Frankfurt situiert, wie es großformatig ein starkes Foto zeigte, habe sich Ruppert sein schon jetzt eindrucksvolles Lebenswerk erarbeitet.

Stefan Ruppert der Wissenschaftler, dessen Weggang vom Max-Planck-Institut als „großer Verlust“ angesehen wurde. Stefan Ruppert der Politiker, der über die Lokal- und Kreispolitik in den Bundestag nach Berlin führte, wo er sich in besonderer Weise für Kunst, Kultur und Wissenschaft eingesetzt und den Hochtaunuskreis entsprechend nachhaltig vertreten habe bis zum ebenfalls bedauerten Ausstieg 2020, um neue berufliche Wege in einem großen Unternehmen in Nordhessen zu gehen unter Beibehaltung seines Wohnsitzes mit seiner Familie in Oberursel. Und Stefan Ruppert, der Mann bürgerschaftlichen Engagements in Stiftungen mit regionalem Bezug. „Herausragend“ nannte Steinberg dessen Arbeit als Verwaltungsratsvorsitzender der Werner Reimers Stiftung in Bad Homburg, die sich der Wissenschaftsförderung widmet. Ruppert war erster Kuratoriumsvorsitzender der Johann-Isaak-von-Gerning-Stiftung für Kunst und Kultur im Hochtaunuskreis, der Förderverein Kreisarchiv hat von seiner Expertise und seinem Netzwerk profitiert.

Den Großvater nennt der Saalburgpreisträger in erster Linie als Impulsgeber für seine Antriebskraft. „Was lernen und Haltung entwickeln, sich einbringen ins Gemeinwesen“, das war dessen Devise und Ratschlag fürs Leben. Ein bildungsbürgerliches Ideal, das heute vielleicht verstaubt klingt, für Stefan Ruppert wurde es zur Maxime, und er kann trefflich darüber reflektieren und philosophieren, wie er in seiner viel beklatschten Dankesrede nachwies. Für den Nachwuchs in der Forschung, der Kommunalpolitik, der Geschichts- und Heimatpflege, auch wenn der Begriff ein wenig altmodisch daherkommt, könnte Ruppert ein gutes Vorbild sein.

Auch Johannes Martin Müller ist schon in jungen Jahren ein Getriebener von Wissenschaft und Forschung mit historischem Hintergrund. Dem jungen Mann wurde in diesem Jahr der Förderpreis zum Saalburgpreis zuerkannt, für seine Masterarbeit mit dem Titel „Villen und Landhäuser im Vordertaunus – Eine Kulturlandschaft im Vordertaunus“. Das Buch liegt bereits in gedruckter Form vor, ein vom Autor überreichtes Exemplar wird der Hauptpreisträger im Urlaub studieren. Ruppert hat auch ein Buch mit dem Titel „Recht hält Jung“ geschrieben. Er ist ein lebendes Beispiel dafür, den Typus des jungen Mannes gibt er noch immer ab, auch wenn er schon ein Jahr älter ist als der Hochtaunuskreis.

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