Jetzt summen Bienen rund um den Bauwagen der Waldkinder

Dass der Bauwagen tip-top in Ordnung und einsatzbereit ist, davon überzeugen sich Wolfgang Herder, Ralf Bleser und Uwe Stubbe. Foto: bg

Hochtaunus (bg). Dass der Bauwagen in die Jahre gekommen war, sieht man ihm nicht mehr an. Mitte der 1990er-Jahre gab es ein neues pädagogisches Konzept, den „Waldkindergarten“. In Bad Homburg war Wolfgang Herder damals als Stadtrat tätig. Er griff die neue Idee auf, Kinder im Wald an der frischen Luft zu betreuen und mit der Natur vertraut zu machen. Ein Bauwagen musste her, um bei schlechtem Wetter den Kindern und ihren Betreuerinnen als Dach über dem Kopf zu dienen. Er verhandelte damals mit dem Betriebshof der Stadt, und so kam der Bauwagen auf ein Waldgrundstück nicht weit vom Hirschgarten entfernt. Der erste Waldkindergarten in Bad Homburg konnte seine Arbeit aufnehmen.

Der Bauwagen hat dort viele Jahre treue Dienste getan, aber nach gut 20 Jahren war Schluss. Er wurde ausrangiert, landete auf dem Betriebshof und geriet so unter die Fittiche von Ralf Bleser, dem Direktor der städtischen Einrichtung. Der hat ein Herz für Bienen und den Bienenzuchtverein Obertaunus, dem er gerne auf passenden städtischen Arealen Plätze zum Aufstellen von Bienenständen anbietet. Jetzt kam wieder Wolfgang Herder ins Spiel. Er war inzwischen Imker und Mitglied im Bienenzuchtverein Obertaunus geworden, der jedes Jahr neue Imker ausbildet. Er hatte gehört, dass der Bauwagen des Waldkindergartens auf dem Betriebshof gelandet war. Gleichzeitig wusste er um die Nöte des Vereins, der dringend eine Hütte oder einen Geräteschuppen für seinen Ausbildungsstand suchte. Warum nicht den Bauwagen aktivieren, so sein schlauer Plan.

Herder nutzte seine städtischen Kontakte, und so kam es, dass mitten in der Corona-Pandemie der Bauwagen wieder fit gemacht und fahrbereit auf das Ausbildungsgelände des Vereins gesteuert wurde, per Traktor. Für ihn war es Ehrensache, bei der Aufstellung des Bauwagens im Frühjahr 2020 mit dabei zu sein. Zwar konnte der Verein im vorigen Jahr die Imkerausbildung nicht durchführen, aber die Vereinsmitglieder, allen voran Klaus Burschil, nutzten die Zeit. Sie richteten den Bauwagen als Material- und Aufenthaltsraum her. Er bekam eine neue Treppe verpasst. Im Eingangsbereich wurden rechts und links Regale eingebaut und im hinteren Bereich ein Abstellplatz für Zargen geschaffen. Handwerkszeug und wichtige Arbeitsutensilien wie Rähmchen, Waben, Futter, Stockmeisel, Smooker, Feger können dadurch übersichtlich, griffbereit untergebracht und gelagert werden. Außerdem wurde eine Sitzgelegenheit eingerichtet.

Jetzt trafen sich alle Akteure wieder, um den gut hergerichteten Bauwagen unter die Lupe zu nehmen. Ralf Bleser war sichtlich zufrieden, dass das bereits ausgemusterte Gefährt nun den Imkern gute Dienste leistet, und für Wolfgang Herder schloss sich ein Kreis. In diesem Frühjahr hat der Verein vorsichtig wieder mit seiner Ausbildungsarbeit begonnen. Aber das kalte Frühjahr hat den Bienen zugesetzt. Sie fliegen erst, wenn die Temperatur über zwölf Grad steigt. „Als der Raps blühte, war es für sie einfach zu kalt, auch der Eintrag von Apfelblüten war geringer als üblich, es wird nicht viel Frühjahrshonig geben“, erklärte Uwe Stubbe. Jedes Jahr betreut der Bienenfachmann des Vereins etwa zehn „Neu-Imker“, das Interesse an der Ausbildung ist groß, viele möchten die Imkerei erlernen.

Unterstützt wird Stubbe von einem Helferteam. Ihm gehören Renate Bill, Karin Diehl, Klaus Burschil, Wilfried Kapatsch, Jonas Mähler und Winfried Reuter an. Die Auszubildenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, um alle Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können. Die Schulungen finden wöchentlich statt. Dabei sind alle Aspiranten mit großem Elan im Einsatz.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich dabei so viel Neues lernen muss“, sagte Achim Brück beeindruckt. Bienen haben ihn schon immer fasziniert. Als der Bankfachmann in Rente ging, bekam er daher von seinen Kollegen als Abschiedsgeschenk einen Gutschein über die Jahresmitgliedschaft im Bienenzuchtverein. Er hat sich sofort zur Ausbildung angemeldet und kümmert sich jetzt um ein Volk. Dabei stehen ihm die alten Hasen mit Rat und Tat zur Seite. Bei seinem wöchentlichen Arbeitseinsatz staunt er immer wieder über den sprichwörtlichen Fleiß der Bienen, ihre perfekte Organisation und Arbeitsaufteilung im Bienenstock. „Die kriegen das alles toll hin“, sagte er nachdenklich, „die Bienen haben den Menschen einiges voraus, bei uns klappt das nicht immer so gut.“



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