Mit den „Kindertalern“ schwimmen lernen

Endlich ist der große Tag gekommen: Ihren ersten Schwimmunterricht erhalten die Kinder Hassan, Lujain, Hadia, Fahri, Ha Yui, Aliza und Seerat (v. l.). Mit ihnen freuen sich Gudula Farwig, Schwimmlehrer Bender sowie die zweite Vorsitzende des Vereins, Katrin Behrens und Schriftführerin Monika Schwarz (Erwachsene v. l.). Foto: Kindertaler

Bettina Müller-Ifland

Schwalbach. In kleinen Gruppen können jetzt Schwalbacher Schüler schwimmen lernen. Dies ist eine der Aktionen des Vereins „Kindertaler“, der seit nunmehr fast zehn Jahren in Schwalbach vielfältige Unterstützung und Hilfe anbietet.

Endlich schwimmen! Was für viele ein lang ersehnter Freizeitspaß ist, der nur durch Corona verhindert wurde, ist für einige Schüler eine ganz besondere Herausforderung. Bis zur siebten Klasse fiel zuletzt der Schwimmunterricht in den Schulen aus, auch gut 60 Schwalbacher Schüler wurden und werden in die nächste Klasse versetzt, ohne dass der Schimmunterricht noch nachgeholt werden könnte. Während die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) mit Blick auf eine „Nation der Nichtschwimmer“ Alarm schlägt, steigen im Schwalbacher Naturbad die jungen Nichtschwimmer beherzt in die Fluten. Angeleitet von zertifizierten Schwimmlehrern haben 36 Mädchen und Jungen in diesem Sommer die Möglichkeit schwimmen zu lernen und das „Seepferdchen“ zu erringen. Ermöglicht wird dies durch den Verein „Kindertaler“, der diesen Unterricht für diejenigen Schüler organisierte, deren Familien sich keinen Schwimmkurs leisten können, um das Versäumte eigenständig nachzuholen. Nun können die 36 bald ehemaligen Nichtschwimmer in fünf Gruppen zweimal beziehungsweise in der Freitagsgruppe einmal wöchentlich mit ausgebildeten Schwimmlehrern oder Rettungsschwimmern das kühle Nass erobern. Monika Schwarz vom Verein „Kindertaler“ hofft, dass sich die jungen Schwimm-Lehrlinge bis zum Ende des Schwimmkurses am 30. September, wenn das Naturbad schließt, nicht nur „über Wasser halten können“, sondern dann ein Abzeichen ihrer Schwimmkünste in Händen halten werden. Denn das „Seepferdchen“ lockt als begehrte Trophäe und spornt sicherlich zusätzlich an.

Schnell und unbürokratisch helfen

Schon seit der Vereinsgründung im Jahr 2012 ist es die Maxime des Vereins, in dem sich alle Schwalbacher Institutionen, wie beispielsweise Vereine, Kitas, Schulen, Kirchen und die Stadt zusammengeschlossen haben, soziale und finanzielle Benachteiligungen auszugleichen. Die Gründungsidee stammt von Nancy Faeser (SPD), Katrin Behrens (CDU) und den Kindergartenleiterinnen. Mittlerweile ist daraus eine Institution geworden, die es bei aller Größe schafft, schnell und unbürokratisch helfen zu können. Eine Besonderheit ist, dass sich hier nicht einzelne Familien um Hilfe bemühen müssen oder können, sondern dass die Auswahl über die verschiedenen Institutionen erfolgt. Dann wird flott und endgültig per Handy vom erweiterten Vorstand abgestimmt, so dass die Hilfen schnell und unkompliziert umgesetzt werden können. Der erweiterte Vorstand setzt sich aus 22 Mitgliedern zusammen, neben jeweils einem Vertreter der Institutionen gehören dazu auch die Kinderärzte. Dank dieses unkomplizierten, unbürokratischen Ablaufs konnten die Schwimmkurse zeitnah starten, sobald es das Wetter mit steigenden, schwimm-freundlichen Temperaturen erlaubte. Die Kurse finden zu Zeiten statt, wenn keine anderen Gäste das Naturbad besuchen, sondern Pausen eingeplant sind zwischen den Besucher-Zeitfenstern. „Hier gebührt ein besonderer Dank dem Leiter des Schwimmbades, Herrn Arslan, ohne dessen Unterstützung das Projekt nicht hätte laufen können“, betonte Monika Schwarz.

Ranzen und Bücher gespendet

Doch der Verein engagiert sich auch mit vielen anderen Aktionen. Jedes Jahr werden unter Regie der Kindergärten zur Einschulung Ranzen und Schultüten für benachteiligte Kinder gespendet, damit wirklich alle Kinder einen schönen ersten Schultag haben. 24 prall gefüllte Schulranzen und Schultüten warten diesmal auf ihre neuen Besitzer. Gefüllt mit den wichtigsten Dingen wie Malkasten, Turnbeutel, Brotdose und Trinkflasche mit dem Kindertalerlogo und vielem mehr kann für die Jungen und Mädchen „der Ernst des Lebens“ beginnen. Die bunten, lustigen Brotdosen und Trinkflaschen bietet der Verein auch zum Kauf an, eine kleine Einnahmequelle neben den zahlreichen Spenden, mit denen der Verein unterstützt wird.

Eine besondere finanzielle Unterstützung hat der Verein errungen, als er die Ausscheidung zum „Förderpenny“ gewonnen hat. Wie Schwarz betonte, haben sie viel dafür getan, viel Zeit investiert, aber nun kann sich der Verein über monatliches Geld für ein Jahr lang freuen. Es wird von denjenigen gespendet, die in einem der beteiligten 80 Läden von Penny einkaufen und aufrunden. So kommen gut 1000 Euro im Monat zusammen, eine gute Basis für viele weitere Aktionen. Aber auch viele weitere Unternehmen spenden großzügig, wie beispielsweise bei dem großen Projekt „Lesen“ mit Büchern für Grundschüler und der Verteilaktion von Bilderbüchern über die Kinderärzte. Die Taunus-Sparkasse sponserte das hübsche, stabile Büchlein „Gute Nacht, Gorilla“ von Peggy Rathmann, das mit seinen vielen ansprechenden Bildern bereits für Kinder ab zwei Jahren geeignet ist. Auch wer die begleitenden Texte auf Deutsch nicht versteht, kann das Buch mit seinem Kind ansehen und in jeder beliebigen Sprache erklären, was der kleine Gorilla erlebt, der dem Nachtwächter den Schlüssel stibitzt und ihm dann auf seiner Runde durch den Zoo folgt und hinter seinem Rücken die Käfige der anderen Tiere aufsperrt.

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