Steinbach (csc). Die Einfahrt zum Firmengelände von Krone Fisch liegt ein wenig versteckt in der Daimlerstraße 3. Kaum einer ahnt, dass sich hier, im Steinbacher Gewerbegebiet, der Marktführer für Räucherlachs befindet. Das Unternehmen feiert derzeit sein 50-jähriges Bestehen.
Das Firmengebäude, ein Bau aus den 50er Jahren, solide und unaufgeregt, wie die Chefs von Krone Fisch, Lars und Mirjam Knobloch selbst. „Enttäuschend nicht?“, sagt der Unternehmer mit einem Augenzwinkern zur Begrüßung. „Kein Glaspalast, keine Fertigungsstraßen.“ Produktion und Verpackung von Lachs, Forelle und Co. passiert in ganz Europa. Rund 500 Menschen produzieren für Krone Fisch. Hier, in Steinbach, befinden sich Lager, Vertrieb und Marketing. Wenn Lars und Mirjam Knobloch der Kopf der Firma sind, dann sind ihre 32 Mitarbeiter die Seele des Unternehmens. „Wir sind nahbare Chefs und wollen einen offenen Umgang. Vielleicht ist das unser Betriebsgeheimnis“, mutmaßt der 53-Jährige. „Die Kollegen arbeiten so, als wäre es ihr eigener Betrieb, das ist einfach toll“, schwärmt er.
Das Herz von Krone Fisch befindet sich im Untergeschoss. Im Lager ist es kalt. Zwei Grad Minus herrschen hier, damit die Ware frisch und die Kühlkette geschlossen bleibt. Bevor es hinuntergeht, schlüpfen die Knoblochs in dicke Jacken. Damit auch der Reporterin keine Erkältung droht, gibt‘s die Jacke vom Chef. Die Hand ertastet etwas Sperriges in der rechten Tasche. Es ist ein Cuttermesser – allzeit bereit. Anpacken ist für beide Knoblochs selbstverständlich. Im Vorraum steht eine große Palette. Auf ihr stapeln sich Kartons, mit Klarsichtfolie umwickelt. Darauf große, weiße Etiketten mit Strichcode, der alles beinhaltet, was wichtig ist. Mit ihm lässt sich die komplette Charge zurückverfolgen. „Aus ihm kann man ablesen, wo der Fisch herkommt, wo er verpackt wurde und so weiter“, erläutert Mirjam Knobloch, die in Ostwestfalen aufgewachsen ist. Die 41-Jährige hat eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und ein MBA-Studium angehängt. „Im Moment ist hier noch fast alles leer. Das ändert sich aber gegen 16 Uhr. Dann kommt die Ware und muss noch am selben Tag wieder raus – das wird ein langer Arbeitstag für alle“, weiß Lars Knobloch. Während er das sagt, fahren Mitarbeiter mit Gabelstaplern um uns herum. Aus Lautsprecherboxen, die auf einem Regal neben der Tür stehen, kommt Gute-Laune-Musik. „Hier stehen wir manchmal alle und klappern, wenn es sein muss“, so Knobloch. Klappern hat nichts mit Zähne klappern zu tun, auch wenn es hier kühl ist. Klappern heißt schlicht umetikettieren, so getauft durch das Geräusch, dass das Etikettiergerät dabei erzeugt.
Könnte Firmengründer Gerrit Niehauß jetzt hier stehen, er wäre wahrscheinlich erstaunt, aber zufrieden darüber, wie sich sein „Baby“ entwickelt hat. Ob er je an so einen Erfolg gedacht hat, als er als junger Spund mit nur einem Koffer aus Ostfriesland nach Frankfurt kam? Damals fing er beim Salatproduzenten Dr. Hammer Feinkost an und arbeitete später für Nadler. 1972 wagt er mit Krone Fisch den Sprung in die Selbstständigkeit. Mit seinem kleinen, aber feinen, Heringssortiment beliefert Niehauß die Feinkosthändler der Umgebung genauso, wie die „dicken Fische“, die Großhändler der Mainmetropole. 1991 kommt Ralph Ziegelmeier als Assistent der Geschäftsleitung zu Krone Fisch und steigt zwei Jahre später zum Geschäftsführer auf. Eine Begegnung mit dem begeisterten Sportler und Bergsteiger auf dem Fußballplatz bringt für Lars Knobloch eine entscheidende berufliche Wende. 1993 fängt er als Verkaufsleiter bei Krone an und wird ebenfalls zwei Jahre später zum Geschäftsführer ernannt. Zu diesem Zeitpunkt hat Krone Fisch einen Jahresumsatz von fünf Millionen Euro, heute sind es 100 Millionen.
Nach einigen Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit kaufen Ziegelmeier und Knobloch dem Firmengründer das Unternehmen ab. Seit dem Jahr 2000 führt Lars Knobloch zusammen mit seiner Frau Mirjam die Firma allein.
Seit der Gründung von Krone Fisch vor 50 Jahren hat sich das Sortiment erheblich verändert. Zu Beginn bestimmen Produkte wie Kaviar im Glas, Kaviarcreme oder Meeresfrüchte-Cocktail das Sortiment. „Auch Dorschleber, ein Dosenprodukt. Das würde heute keiner mehr essen“, weiß Lars Knobloch. Die heutigen Verkaufsschlager heißen stattdessen Räucherlachs, „Mein Lieblings-Lachs“ oder Kodiak-Wildlachs. „Beim Räucherlachs sind wir mit 58 Prozent Marktführer“, sagt Mirjam Knobloch stolz.
Die Lieblings-Reihe ist das jüngste Kind im Sortiment. Es soll die junge Kundschaft ansprechen. Die Ideen werden im Team entwickelt, aber die Firma ist bei den Knoblochs auch nach Büroschluss noch präsent. Zum Beispiel, wenn sie mit ihrem schwarzen Labrador Luna unterwegs sind. „Klar sprechen wir beim Hundespaziergang noch mal in aller Ruhe geschäftliches durch“, so Mirjam Knobloch. In all das wächst Marie, die dreieinhalbjährige Tochter des Paares, ganz selbstverständlich hinein.
Passend zum runden Geburtstag in diesem Jahr wurde Krone Fisch im Februar eine besondere Auszeichnung zuteil. Der Zeit-Verlag krönt den Betrieb zur Marke des Jahrhunderts. Die blau-weiße Trophäe steht gut sichtbar in einer Vitrine im Konferenzzimmer. Mit dieser Ehrung darf sich Krone Fisch in einem Atemzug mit Marken wie Coca-Cola, Persil oder Hipp nennen. Die Produkte von Krone Fisch stehen mittlerweile deutschlandweit bei Rewe, Edeka oder Kaufland in den Regalen. „Wir bekommen auch immer wieder Bilder von Steinbachern geschickt, die irgendwo auf der Welt Urlaub machen und unsere Produkte im Kühlregal finden“, freut sich Mirjam Knobloch.
Jetzt, im Oktober, beginnt wieder die Lachssaison. Der umsatzstärkste Monat ist der Dezember.Wer derzeit nach den Krone-Fisch-Produkten Ausschau hält wird feststellen, dass sich die Verpackung in einem speziellen Jubiläumsdesign präsentiert. Auch ein Gewinn-Spiel gehört dazu – die Einzelheiten finden sich auf der Verpackung. Hauptpreis ist eine Reise mit dem Postschiff von Hurtigruten nach Norwegen.
Steinbach
Wirtschaft
27.10.2022