Für Vereine ist er der Helfer in der Not

Marco Schrott bereitet an der Abfüllstation wieder Nachschub an Desinfektuonsmittel für Vereine vor. Foto: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Die Rolle ist ihm ganz und gar nicht fremd. Marc Schrott springt ein, wenn Medikamente in kleiner Stückzahl gebraucht werden. In der Corona-Krise fehlte es schon bald an Desinfektionslösung, und auch in diesem Fall hatte er die passende Antwort. Mittlerweile fahren Vereine aus dem gesamten Hochtaunuskreis in das Steinbacher Gewerbegebiet und versorgen sich mit dem Mittel aus der Central-Apotheke. Zum Nulltarif, denn der 46-Jährige hat 2000 Liter spendiert. Das kostet ihn um die 8000 Euro.

Vorne, in Sichtweise der Bahnstraße und in Nachbarschaft der Supermärkte, läuft der Einzel-, dahinter der Großhandel. In diesem Unternehmen sind schon viele ausgefallene Rezepte bedient worden. Schrott beschäftigt 30 Apotheker, und die haben das Know-how und die Infrastruktur, um medizinische Produkte in überschaubaren Mengen herzustellen. Desinfektionsmittel wurden bereits Mitte März, als Corona noch für ein italienisches Problem gehalten wurde, zur Mangelware. Doch zunächst musste der Regierungspräsident in Darmstadt sein Plazet geben, ehe bei Schrott die Lösung angesetzt werden durfte, deren Komponenten haargenau den Vorgaben der Welt-Gesundheitsorganisation WHO entsprechen.

Fortan produzierten fünf eigens angeworbene Pharmazie-Studenten aus Frankfurt ein Gemisch aus 86 Prozent Alkohol, zehn Prozent Wasser und vier Prozent Glyterol, ein Feuchtigkeitsspender gegen trockene Hände. „Dieser Konzentration kann das Virus nicht länger als eine halbe Minute widerstehen“, sagt der Apotheker über die Wirkungsweise der hochprozentigen Flüssigkeit. Das Mittel wurde zunächst an Arztpraxen und Krankenhäuser verkauft, ehe Marc Schrott auf die Idee kam, ein Kontingent an die chronisch klammen Vereine zu verschenken.

Engagement für die Gesellschaft

Der Sponsor fand die Unterstützung von Bürgermeister Steffen Bonk, der bei der Übergabe der ersten Flaschen an den Sportkreis-Vorsitzenden Jürgen Möller und an Hans Hanusch, Vorstandsmitglied der örtlichen TuS, von einem „bemerkenswerten Engagement zugunsten unserer Gesellschaft“ sprach. Wer sich per E-Mail an desinfektion[at]ihre-apotheker[dot]de wendet, kann bis zu 20 verpackte Flaschen abholen.

Die Stadt begegnet dem Gewerbesteuerzahler Schrott nicht nur wegen seiner Benefizaktion mit großer Sympathie, sondern auch wegen seiner Expansionspläne. Die Firma hat einen Bauantrag für ein Areal im neuen Gewerbegebiet an der Bahnstraße gestellt. Dort möchte der Apotheker mittelfristig 400 Mitarbeiter beschäftigen, womit er wahrscheinlich zum größten Steuerzahler der Stadt würde. Großhandel und Fabrikation sollen im Neubau untergebracht werden. Die Apotheke zieht nicht um, erweitert aber am jetzigen Standort ihr Lager. Der Eigentümer, der in Eppstein wohnt, betreibt den Handel mit Medikamenten seit mehr als zehn Jahren in einer ehemaligen Asylunterkunft. Ihm gehört auch eine Filiale auf der Frankfurter Zeil.



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