Fußball-Legende verteilt Trikots an den Nachwuchs

Die F-Jugend des FSV Steinbach freut sich über das Trikotgeschenk der Mainova. Eintracht-Legende Charlie Körbel, Mainova-Manager Franecsco Rodriguez, Jugendtrainer Silas Witzke, Bürgermeister Steffen Bonk und Jugendleiter Dieter Ulber (hinten, v. l.). Foto: HB

Steinbach (HB). Die Mütter bringen die Handys für ein Foto in Stellung. Ihre Kinder haben das Geschenk von der Mainova, das blaue Vereinstrikot, bereits angezogen und gruppieren sich mit Übungsleiter Silas Witzke vor der Prominenz, auf dem Kunstrasenplatz im Sportpark. Einer ragt heraus – ein Fußballdenkmal, einer, der eine Bestmarke für die Ewigkeit aufgestellt hat. 602 Bundesligaeinsätze wird in der vom Kommerz bestimmten Wechselfieberbranche keiner mehr erreichen. Niemals. „Den Rekord nehme ich mit ins Grab,“ in diesem Punkt kann sich Charly Körbel ganz sicher sein.

Der einstige Abwehrrecke, der ausschließlich für die Eintracht gespielt hat, ist als Markenbotschafter des Energieversorgers Mainova in den Sportpark gekommen. Er sieht so fit aus, als würde er jeden Tag mit den Profis trainieren. Dabei hat er wegen Corona in der Traditionsmannschaft vom Riederwald mehr als ein Jahr pausiert. Er sei deshalb auch nicht in Form und wolle mit den Kids nicht um die Wette spielen. Die jüngste Fußballer-Generation, die im Grundschulalter, kennt den Charly nicht. Einer fragt, ob er der Eintrachttainer sei.

Der 66-Jährige, Leiter der vor 20 Jahren gegründeten Eintracht-Fußballschule, hat ein paar Ratschläge mitgebracht. Ohne Leidenschaft, Disziplin und Spielfreude könne man kein Profi werden und das will immerhin eine Handvoll aus dem FSV-Nachwuchs. Stand heute. Die kleinen Vereine seien das Rückgrat des DFB. „Die dürfen wir nicht vergessen,“ mahnt Charly, der als Vierjähriger in Dossenheim bei Heidelberg mit dem Fußball spielen begonnen hat. Die Mainova ist ein ausgewiesener Freund der Basis. Projektmanager Francesco Rodriguez ruft in Erinnerung, dass die Aktion seit 14 Jahren läuft. 7500 Trikotsätze im Wert von jeweils mehr als 600 Euro sind verteilt worden. Diesmal wurden 500 von 2590 interessierten Vereinen bedacht. Darunter der FSV Steinbach, dessen Jugendleiter Dieter Ulber glaubt, so ein Präsent bewirke einen Motivationsschub. Tatsächlich versprechen die Kids, in dem neuen Outfit werde man nur noch Siege einfahren. Die Kinder- und Jugendabteilung zählt 260 Mitglieder in acht Mannschaften. Bürgermeister Steffen Bonk betonte die „extreme Wichtigkeit der Jugendarbeit in den Vereinen“. Das sei gerade in einer Stadt ohne Jugendhaus ein besonderer Faktor.

Mit Charly Körbel kam ein Kapitel Fußball-Historie in den Sportpark. Sogar die Bundeskanzlerin weiß um seinen Rekord, um diese einzigartige Serie, die 1972 im Waldstadion begann, als der erst 17-Jährige Karl-Heinz Körbel aus der A-Jugend in die Lizenzspielermannschaft befördert wurde und sich als Bewacher von Gerd Müller prächtig schlug. Der Weltklassestürmer schoss zwar ein Tor, aber die Eintracht siegte 2:1. 21 Jahre später endete eine glanzvolle Karriere gar nicht glamourös. Bei St. Pauli verpasste ihm ein humorloser Schiedsrichter die vierte gelbe Karte, die gleichbedeutend mit einer Sperre war. Damit wurde ihm ein spektakulärer Abschied im letzten Saisonspiel zu Hause gegen Stuttgart vermasselt. Sechsmal hat er in der Nationalmannschaft gespielt und 30 Mal auf der Bank gesessen.



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