Ein Fußboden wie aus einem Guss

Von Christine Šarac

Steinbach. Gott macht zwar nie Urlaub, dennoch ist die Tür des Gemeindezentrums St. Bonifatius in der Untergasse während der Sommerferien fest verschlossen. In den Räumen wird gearbeitet, denn ein großer Teil des Fußbodens muss saniert werden.

Moment mal, wurde das Gemeindezentrum nicht erst vor acht Jahren eingeweiht? Der Boden ist also noch gar nicht so alt. „Die kritische Frage ist berechtigt und bedarf einer Erklärung“ sagt Pastoralrefrent Christoph Reusch. Dazu müssen wir noch einmal in das Jahr 2015 zurückspringen. Das mit dem Neubau betreute Architekturbüro „Kissler und Effgen“ hatte für den Fußboden im Kirchenraum, den Saal und das Foyer eine spezielle Estrichbeschichtung mit farbloser Versiegelung geplant. Funktional, schlicht, die Optik erinnert an einen Betonboden, wie er auch in Industriehallen vorkommt. Der Gedanke war ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Wänden und Boden, sodass eine ruhige Atmosphäre entsteht, in der sich die Gläubigen auf sich und ihre Begegnung mit Gott konzentrieren können.

Doch die Ausführung lief nicht wie geplant. „Die ausführende Firma hat Fehler begangen, und es traten sofort Mängel auf“, erinnert sich Christoph Reusch. Zum Beispiel wirkt der Boden nicht wie aus einem Guss, vielmehr sind die Übergänge zwischen den einzelnen Schichten deutlich erkennbar. „Weiße Schlieren wie bei einer Marmorierung sind erkennbar und haben sich über die Jahre durch Reinigung und Benutzung noch verdeutlicht“, erläutert Reusch. Als unschöne Störfaktoren erwiesen sich auch die breiten, dunklen Streifen, die sich überall auf dem Fußboden finden. „Entstanden sind sie durch Klebebänder, die die Handwerker aufgebracht haben und deren Rückstände sich leider nicht mehr entfernen ließen“, bedauert Reusch. Hinzu kommt, dass im Kirchenraum an der Schnittstelle zwischen dem gefliesten Altarbereich und dem Fußboden Ablösungen entstanden sind. „Natürlich haben wir damals die Mängel sofort beanstandet, doch die ausführende Firma konnte nicht haftbar gemacht werden, da sie nicht mehr existiert“, bedauert der Pastoralrefrent. Auch Nachbesserungen scheiterten, sodass die Gewährleistungsrücklage der Firma von der Pfarrei einbehalten wurde.

„Die damalige Projektgruppe Neubau beschloss in Abstimmung mit dem Bistum Limburg, den Fußboden möglichst bald nach der Einweihung zu sanieren, finanziert aus dem noch vorhandenen Restbudget des Bauprojekts“, erläutert Christoph Reusch weiter. Dass es dazu doch nicht kam, habe an der damals guten Baukonjunktur gelegen und daran, dass keine für die Sanierung qualifizierte Firma gefunden werden konnte.

Nun wird eine Oberurseler Firma das Projekt innerhalb von sechs Wochen ausführen. Die geschätzten Kosten hierfür liegen bei rund 55 000 Euro. Der alte Boden wird als Grundlage verwendet und eine neue, mattgraue Schicht aufgebracht. Alles soll wie aus einem Guss wirken. Da sich das Niveau des Fußbodens dadurch erhöht, wurden die Türen zum Kirchenraum und zum angrenzenden Saal bereits abgeschliffen. Am letzten Schultag rückte bereits die Umzugsfirma an, deren Mitarbeiter alle Kirchenbänke und weiteres Inventar in den Saal trugen, denn zuerst soll der Kirchenraum saniert werden.

„Die Sommerferien bieten sich perfekt an, denn erfahrungsgemäß ist in dieser Zeit weniger los“, weiß Christoph Reusch aus Erfahrung. Die Sonntagsgottesdienste werden in dieser Zeit ins evangelische Gemeindehaus verlegt, wie es auch zu Zeiten des Neubaus der Fall war. Die wenigen Andachten sowie die Gottesdienste am Mittwochvormittag und Veranstaltungen während dieser Zeit müssen jedoch ausfallen. Auch das Gemeindebüro ist während der Sanierung telefonisch schlecht zu erreichen.

Der erste Gottesdienst im sanierten Gemeindehaus ist für Sonntag, 3. September, geplant. Dann kann die Gemeinde bereits den neuen Fußboden in Augenschein nehmen.

Pastoralrefrent Christoph Reusch zeigt den entstandenen Schaden am Übergang zwischen Altarbereich und Fußboden. Ebenfalls erkennbar sind die weißen Schlieren, die sich an der Oberfläche des grauen Bodens gebildet haben. Foto: csc

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