„Geh’ aus mein Herz und suche Freud’“ im Steinbacher Wald

Steinbach (stw). „Freude suchen“ – gar nicht so einfach in diesen Zeiten. „Die Spuren der Schöpfung erkennen“ – im kleinen Steinbacher Stadtwald? Geht das überhaupt? Und was hat das Ganze mit Mittsommer und dem Johannisfest zu tun? Viele Fragen, auf die eine Gruppe von gut 15 Personen beim spirituellen Spaziergang Antworten suchte. An diesem Sommerabend wurde gemeinsam mal schweigend, mal leise plaudernd, mal nachdenklich, mal singend durch den Steinbacher Wald gegangen sich an der Kühle, am Vogelgezwitscher und dem Rascheln der Blätter er- freut. „An verschiedenen Stationen verweilten wir, um uns über das Grundlegende Gedanken zu machen. Über das, was wir und alle, die uns nachfolgen, zum Überleben auf der Erde brauchen: den Segen des Wassers fanden wir am Weiher und an den Wasserspeichern. Das neue Überlaufbecken und die zahlreichen Überlaufgräben sind moderne Symbole dafür, dass zu viel Wasser auch ein Fluch sein kann. Der Wald ist unser Garant für saubere Luft, doch an den Taunushängen sieht man großflächige Schäden infolge des Klimawandels“, berichtete Pastoralreferent Christof Reusch von der St. Bonifatius Gemeinde vom Spaziergang. Wie mühselig die Aufforstung mit klimaresistenten Esskastanien sei, auch das könne man im Steinbacher Wald aus nächster Nähe erleben. „Beim Blick über die Felder Richtung Oberhöchstadt sahen wir die Vielfalt in der Bodennutzung: Maisfelder (als Futter- oder Energiemais) in der intensiven Landwirtschaft, aber auch großzügig angelegte Blühstreifen am Waldrand zum Schutz der Tiere und der Artenvielfalt. Unsere Nähe zur Natur, die in den alten Bräuchen und Bauernregeln rund um das Johannisfest zum Ausdruck kommt, nahmen wir bei den schönen Tipis, die Steinbacher Kinder so zahlreich angelegt haben, in den Blick“, erzählte Reusch weiter. Das Hochfest Johannes, des Täufers am 24. Juni markiere den Beginn des Sommers und der Erntezeit. Nicht ohne Grund heiße eine der bekanntesten Bauernregeln: „Vor Johanni bitt‘ um Regen, nachher kommt er ungelegen.“

Bei Spargel und Rhabarber hingegen falle das Ende der Erntezeit auf den 24. Juni. Der Johannistrieb, ein zweiter Austrieb, der um diese Zeit einsetze, helfe den Laubbäumen, mit Fraßschäden durch Raupen oder Maikäfer fertig zu werden, führte Reusch weiter aus. „Bei unserem Spaziergang begleiteten uns Textstellen aus der Enzyklika ‚laudato sí‘ des verstorbenen Papstes Franziskus ebenso wie zahlreiche Strophen aus dem Lied ‚Geh‘ aus, mein Herz, und suche Freud‘ von Paul Gerhard.“

Am Ende des Weges an der über dreihundert Jahre alte Eiche an der Waldstraße waren die Teilnehmer des Spaziergangs sich einig: „Das hat uns Freude gemacht!“, worauf die beiden Veranstalter spontan sagten: „Das machen wir im nächsten Jahr wieder!“

Eine Gruppe von Steinbachern macht sich gemeinsam mit Pastoralreferent Christof Reusch auf den Weg, die Spur der Schöpfung zu erkennen. Foto: privat



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