Hessenjugendmeisterin ist nicht nur im Tennis der Überflieger

Steinbach (HB). Es ist Montagnachmittag.Die Besucher auf der Terrasse des Tennisclubs haben Platz 1 im Fokus, denn dort trainiert mit das Beste, was die Vereinsjugend derzeit zu bieten hat. Mara Beyerle drischt auf den Balll mit Vorhand und beidhändiger Rückhand gleichermaßen ein. Es ist Tempo im Spiel, und ihre Schläge haben eine gute Länge. So wie bei den Hessenmeisterschaften in Damrstadt, bei denen sich die 14-Jährige gerade den Titel ohne Satzverlust geholt hat.

Mara trainiert pro Woche fünf Stunden, und Cheftrainer Laurence Matthews steht meist an ihrer Seite. Der Mann aus Southampton hat ein Händchen für Nachwuchstalente, ist der Vater eines Booms, der in der Szene ziemlich einmalig sein dürfte. Als der damals 32-Jährige vor 20 Jahrenen im Stadtwald mit dem Jugendtraining startete, hatte er 25 Schüler. Bei der 50-Jahr-Feier des Vereins vor zwei Jahren waren es 250 unter 18 in 23 Mannschaften. Matthews kann Mara alles zeigen, denn in seiner Glanzzeit stand er auf Position 460 der ATP-Weltrangliste. Boris Becker und Michael Stich spielten damals auch noch im Tenniszirkus mit.

Die Platzierung des Briten war aller Ehren wert, genauso wie Platz 50, den Mara Beyerle in der deutschen Rangliste augenblicklich belegt. Der Trainer lobt seine Spielerin über den grünen Klee. Sie fühlt sich pudelwohl und kam auch wegen des guten Klimas nie auf die Idee, den Verein zu wechseln. Teamgeist und Freundschaften entwickeln sich in Tenniscamps wie jenem im malerischen Cornwall, wo Mara erstmals auf Rasen spielte.

Mara holte mit sechs Jahren ihren ersten Kreistitel. Mittlerweile hat sie acht Bezirksmeisterschaften gewonnen, war viermal hessische Vizemeisterin und nach Niederlagen in allen Finals meinten manche schon, Sophia Kohlstruck sei einfach zu stark für den Teenager aus dem benachbarten Niederhöchstadt. Voriges Jahr wurde sie von der Spielerin aus Schlüchtern mit zweimal 1:6 geradezu deklassiert. Doch in Darmstadt schaffte sie jetzt ein kleines Wunder. Da spielte sie konstant gut, so konzentriert wie an diesem Trainingstag, als sie den Balll 16 mal ohne Unterbrechung über das Netz spielt. Sie ist flink und wendig, bekommt fast jeden Stopball, legt einmal pro Woche eine Zusatzschicht im Kronberger Fitnesstudio ein, um Kraft, Kondition und die Koordination zu verbessern.

Ihre Leistungsgrenze muss sie noch ausloten, und Mutter Heide, Beisitzerin in der Jugendabteilung, tut alles, um sie nicht unter Druck zu setzen. Mara weiß bislang nur, dass sie mit 16 den Tennis-Trainerschein machen und in den USA studieren will.

Mara gehört nicht nur auf dem Tenniplatz zu den Hochbegabten, sondern auch in der Altkönigschule (AKS). In die neunte Klasse des Kronberger Gymnasiums ist sie mit einem Notenschnitt von 1,25 versetzt worden. Sie steht in Deutsch, Englisch und Spanisch auf einer glatten Eins. Sie kann ihren Schulalltag prima organisieren, hat bereits in der fünften Klasse an einem Kurs über effektives Lernen teilgenommen. Als Schnellleserin verschlingt sie zwei Jugendkrimis in drei Tagen. Nächstes Jahr muss sie sich zwar nicht neu erfinden, aber auf der Nordinsel Neuseelands Fuß fassen. Dort geht sie ein halbes Jahr zur Schule, wird regelmaßig Tennis spielen und danach vermutlich problemlos in die zehnte Klasse der AKS zurückkehren.



X