Mit Hüftschwung und Luftkuss

Mit den „Dicken Dales“ vom SCC geht es mit Lichtgeschwindigkeit „Zurück in die Zukunft“. Für ihren Auftritt beim Männerballett-Spaßturnier im Saal des Bürgerhauses bekommt die Gruppe viel Applaus. Foto: Marlena Bender

Steinbach (mb). Rosenmontag, Tatort Bürgerhaus. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der große Saal. Sogar die Stehkarten waren so gut wie ausverkauft. Bunt verkleidete Narren aus Steinbach und dem gesamten Kreis – alle waren sie gekommen, um einen Blick auf stramme Waden und tanzende Männer zu werfen. Das Männerballett-Spaßturnier, an dem in diesem Jahr acht Gruppen aus dem ganzen Taunus teilnahmen, war ein Höhepunkt der fünften Jahreszeit, der ausgelassen gefeiert wurde.

Seit über 25 Jahren hat die Einladung des Steinbacher Carnevals Club (SCC) zu dieser besonderen Veranstaltung schon Tradition. Sitzungspräsident und Moderator des Abends, Harald Glocksin, „beklagte“ sich kurz über seine durch die ganzen Feierlichkeiten geschädigte Stimme – lange Reden wurden also nicht geschwungen, sodass das Programm sofort beginnen konnte. Die „Bulltowngirls“ des Carnevalvereins Stierstadt überzeugten mit aufwendigen Kostümen zum Thema „Ureinwohner“ und akrobatischer Leistung in der Präsentation. Die „Ambosse“ vom Kleinen Rat des Karnevalvereins „Frohsinn“ erinnerten mit Bademänteln, Sonnenbrillen und Masken ausgestattet an die zurückliegenden Coronasommer. Im Kontrast zu diesem Gegenwartsbezug stand das eigene Männerballett des SCC. Mit eingespielten Dialogen aus dem Kultfilm „Zurück in die Zukunft“ machten die „Dicken Dales“ mit Jacken in Neonfarben im Stil der 80er-Jahre ihre ganz eigene kleine Zeitreise. Auf diese Darbietung folgte der Tanz der Glashüttener Männer und deren „Lifeguard-Performance“.

Nach dem kurzen Besuch der Bad Sodener Karnevalsprinzessin Marlen I. und ihrem Hofstaat läutete sich eine kurze Pause ein. Währenddessen fragten sich die Besucher an den Tischen: Wer ist denn jetzt Favorit? Der, der am Ende am leichtesten bekleidet ist? Nein, selbstverständlich diejenige Gruppe, die für die beste Stimmung sorgte und die beste Musik mitbrachte. Dass es aber gar nicht so leicht war, das zu entscheiden, wurde spätestens zur zweiten Hälfte des Abends klar. Denn die nächste Gruppe, die „Trouble Tigers“ der Tanzgarde 08 Steinbach, konnten mit bestechender Kreativität und ihrem Motto „Wer wird Millionär?“ beeindrucken. Günther Jauchs Stimme fragte aus dem Off, was ein Malle-Bewohner besonders gut könne: Rummachen, anbaggern oder flirten? Welche Antwort einem am liebsten war, konnten die Zuschauer nach der Darbietung der Gruppe im legeren „Hawaii-Hemd“ für sich selbst entscheiden.

Für besonders gute Stimmung sorgten die Kalbacher „Waschbären“. Mit jedem Hüftschwung und Luftkuss fiel ein Kleidungsstück mehr zu Boden. Am Ende blieben den Herren nur noch ihre Unterhosen – die Damen kreischten, und auch die Männer im Saal konnten gar nicht anders, als sich von der Begeisterung mitreißen zu lassen. Spätestens zum „Neue Deutsche Welle“-Hit „Skandal im Sperrbezirk“ saß dann kaum noch jemand auf seinem Platz. „Die werden gewinnen!“, tönte es laut aus dem Publikum. Diese ausgelassene Stimmung führten die Weißkirchener „Bachstelzen“ mit einer imposanten Darbietung zum Thema „1000 und 1 Nacht“ weiter. Gerade die akrobatische Herausforderung, einen Tänzer in der Höhe schnell um die eigene Achse drehen zu lassen, beeindruckte sehr. Abgerundet wurde der Abend durch den Tanz der Kronberger „Schobbe-Dancer“. Die körperlich äußerst anstrengenden Breakdance-Bewegungen oder auch die Liegestütze steckten die Männer lässig weg, und sie konnten mit entblößtem Oberkörper bei der Menge punkten.

Dass am Ende nicht nur eine, sondern alle acht Gruppen Gewinner waren und jeweils einen von Bürgermeister Steffen Bonk gespendeten Pokal erhielten, störte an diesem Abend niemanden. Nur ein trockener Kommentar eines Zuschauers ließ die Umstehenden schmunzeln: „Naja, dann hätten die sich gar nicht ausziehen müssen.“ Aber der tosende Applaus und ein Kasten Bier des Schwalbacher Getränkehändlers Kreiner schienen den Männern genug Kompensation für die Entblößung gewesen zu sein. Und zum Abschied gab es für alle noch „ein dreifach donnerndes „Staabach – Helau!“



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