Wo Kürbisse ein „Schnittmuster“ kriegen

Die Heuballen, die auf dem gesamten Hof verteilt sind, laden zum Klettern und Schnitzen ein. Das kommt besonders bei den kleinen Gästen des Hoffests gut an. Foto: ne

Von Nele Cramer von Laue

Steinbach. Erst zustechen, dann aushöhlen und anschließend Auge, Nase und Mund in die orangefarbene Schale ritzen. Hört sich erst mal brutal an, macht aber großen Spaß, denn mit Messer und kleinen Sägen ging es beim Hoffest der Familie Windecker nur Kürbissen an den Kragen. Sie bekamen passend zu Halloween ein schaurig-schönes „Schnittmuster“.

Für Sonntag hatte das Hofgut Windecker wieder zum traditionellen Hoffest eingeladen. Wichtiger Bestandteil des herbstlichen Vergnügens war das gemeinsame Kürbisschnitzen. Viele Besucher waren der Einladung gefolgt. Große und Kleine scharten sich um die Tische im Hof in der Eschborner Straße und versuchten, den Kürbissen nach eigenem Geschmack ein Gesicht zu verpassen und sie somit in eine kultige Halloween-Dekoration zu verwandeln. „Soll ich noch Ohrlöcher schnitzen?“, fragte ein kleines Mädchen seine Mutter, die ihrer Tochter beim Handwerken assistierte und brav das Werkzeug reichen durfte. Mit einem absegnenden Nicken wurde die Idee des Kindes gutgeheißen und ein kleines Messer zugereicht.

Trotz Coronapandemie konnten die Hoffeste in den vergangenen zwei Jahren stattfinden. „Wir machen das jedes Mal mit viel Freude, und alle haben Spaß beim Schnitzen und Essen. Mit jedem Fest sieht man mehr bekannte Gesichter, den Leuten in Steinbach gefällt diese Tradition“, erzählte Senior-Chef Gottfried Windecker. „Die meisten kommen nach dem ersten Besuch eines unserer Feste jedes Jahr wieder. Ich werde heute den ganzen Tag damit beschäftigt sein, mit allen zu quatschen“, freute sich Gottfried Windecker. Die Open-End-Veranstaltung sollte allen Besuchern genügend Zeit geben, um sich auszutauschen. „Die Gäste bleiben so lange hier, wie sie Lust haben“, wusste der Landwirt aus Erfahrung.

Begeistertes Feedback kam auch von den vielen Besuchern. „Wir kaufen hier sehr oft ein und freuen uns jedes Mal über die vielen leckeren Sachen und den netten Service. Man merkt einfach, wie das Familiäre hier auf dem Hof im Vordergrund steht“, berichtete eine Besucherin, die mit ihrem Kind unterwegs war, und betonte, sie habe seit drei Jahren kein einziges Fest verpasst.

Wie jedes Jahr gehörten vor allem die vielen Kinder zu den wichtigsten Besuchern auf dem Hof. Doch das Kürbisschnitzen und das He- rumtollen im Heu waren nicht die einzigen Aktivitäten an diesem Nachmittag. Ein Highlight waren die Westernreiter mit ihren Pferden und Eseln. Wer wollte, konnte den Tieren ganz nahe kommen und einen geführten Ausritt mitmachen oder mit der Pferdekutsche eine Rundfahrt durch das Gelände unternehmen.

Abenteuer machen bekanntlich ja auch hungrig, und für die knurrenden Mägen ihrer Gäste hatte Familie Windecker auch etwas vorbereitet. Auf Heuballen sitzend, konnten sich die Besucher mit Kartoffeln und grüner Soße, frischer, wärmender Kürbissuppe, knusprigem Flammkuchen und einer großen Auswahl an Kuchen stärken.

Nicht alles war für Familie Windecker so erfreulich wie der Anblick des mit vielen zufriedenen Gästen belebten Hofs: Dieses Jahr erwies sich die Ernte als nicht vielversprechend, und der Kartoffelkeller ließ sich nur zu einem Viertel füllen. „Wir hatten auch schon Jahre, in denen die Lager überquollen, dann gab es wieder Zeiten wie diese“, berichtete der Senior-Chef. „So ist es halt“.

Am Ende des schönen, spätsommerlichen Tages wurden zahlreiche Kürbisköpfe von Familien nach Hause getragen. Doch das Hoffest soll nicht das einzige Angebot für Gäste in diesem Jahr bleiben. So werden ab dem Martinstag am Freitag, 11. November, auf dem Windecker-Hof Gänse und Wild gebraten und bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag verkauft.

Weitere Artikelbilder



X