Von Nordmännern und edlen Tannen

Der Weihnachtsbaumvekauf auf dem Quellenhof in der Kirchgasse hat bereits begonnen. Sven Heinrich hilft gern bei der Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum weiter. Foto: Biedermann

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Die Nordmänner sind wieder da. Nicht die unerschrockenen und angriffslustigen Wikinger aus den Fjorden, sondern die mit den Nadeln. Auf dem Quellenhof und bei Windeckers Hofladen stehen sie Spalier und erwarten ihren Auftritt am Heiligen Abend in der guten Stube. Sie kommen wieder aus dem Sauerland und dem Odenwald und sind, wie im Vorjahr, zwischen 15 und 60 Euro zu haben.

In der Kirchgasse hat Sven Heinrich die Regie auf dem Quellenhof für seinen kranken Vater übernommen. Am ersten Verkaufssamstag haben sich schon einige Interessenten Termine geben lassen. Wer es noch nicht weiß, den informiert die Suchmaschine über das Angebot von 200 Biobäumen. Im Schaukasten neben dem Hoftor kann man ihnen beim Wachsen auf der Plantage hinter der NRW-Landesgrenze, in Schmallenberg-Felbecke, zuschauen. Die Bilder zeigen die Entwicklung bis zum Alter von 14 Jahren, wenn sie auf dem Transporter landen, der sie seit 20 Jahren zu den Steinbacher Kunden bringt.

Es sind nicht nur Nordmänner sondern auch Edeltannen im Angebot, doch alle tragen dasselbe Biosiegel, wonach die Bäume auf einem Boden wachsen, der frei von Stickstoff ist und die chemische Keule gegen Unkraut nicht kennt. Zwischen den Setzlingen grasen Schafe und halten den Bäumchen Brennnessel und Distel vom Leib. Die Kunden stehen momentan auf große und schlanke Exemplare, weiß Sven Heinrich über den aktuellen Geschmack der Kunden. 2,20 Meter ist ein im Trend liegendes Maß. Doch an der Ziegelsteinwand des Hofes lehnt eingenetzt ein deutlich größeres Exemplar. Es wird an die St. Bonifatius-Gemeinde geliefert, die mit vier Metern ebenso auf XXL setzt, wie die protestantischen Glaubensfreunde von St. Georg. Ob der Hof leer gekauft wird, steht dahin, denn der Weihnachtsmarkt als Kundenbringer in der Gasse, ist wegen Corona erneut abgesagt worden.

Ein paar hundert Meter entfernt verteilt „Windecker´s Hofladen“ eine Weihnachtsbaum-Preisliste. Die Sprösslinge aus Hammersbach sind in sieben Kategorien eingeteilt: Von einem bis 2,50 Meter Höhe, mit Etiketten von Braun bis Rot und Preisen von 15 bis 50 Euro. Sie tragen kein Biosiegel sind aber naturbelassen, wie die Öko-Bäume. Das jedenfalls sagt Angela Windecker, die nächtens um 3 Uhr aufsteht und den Backofen anwirft. Vergangenen Samstag waren die Bäume in aller Herrgottsfrühe mit Schnee überzuckert und dieses schöne Bild, Balsam für die Seele, möchte sie nicht mehr missen. Der Christbaumverkauf, erst im Vorjahr von Strassheimer in der Untergasse übernommen, soll ein Markenzeichen des Betriebs bleiben. Anfang Januar, wenn das Hoftor für zehn Tage geschlossen bleibt, will sie gemeinsam mit Ehemann Michael in den Odenwald fahren und die Baumkultur in Augenschein nehmen.

In diesen Tagen kommen viele Stammkunden vorbei, die nach dem gerade gewachsenen und symmetrisch einwandfreien Baum suchen. Ansonsten kaufen sie Brötchen und Frankfurter Kranz oder lassen sich im Café eine heiße Schokolade schmecken. Für sie ist die grüne Invasion ein Kundenservice, der emotional auf Weihnachten einstimmt.



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