Das Rathaus soll auf den Feuerwehrneubau

Die Sozialdemokraten diskutieren neue Ideen für die Stadtentwicklung am Standort des neuen Feuerwehrgerätehauses. Foto: Dennis Komp

Steinbach (stw). Die Sozialdemokraten schlagen vor, das neue Feuerwehrgerätehaus, das am Ortsausgang im neuen Gewerbegebiet unmittelbar an der Bahnstraße entstehen soll, mit zwei zusätzlichen Etagen zu planen, um die Stadtverwaltung im selben Gebäude unterzubringen.

Bei ihrem jährlichen Treffen zu Beginn der Sommmerferien haben sich die Sozialdemokraten am geplanten Standort des neu zu errichtenden Feuerwehrgerätehauses getroffen. Hauptthema des Treffens war das kürzlich vom Ortsvereinsvorstand entwickelte Konzept zu notwendigen Einsparungen im städtischen Haushalt. Dieses rückt die SPD jetzt durch den realisierten Ankauf des Nachbar-, vorläufig noch bebauten Grundstücks im neuen Gewerbegebiet in den Fokus. Die Stadt hält dort nun eine Fläche von knapp 9000 Quadratmetern in zentraler Lage, was für Steinbach die einmalige Chance eröffnet, Verwaltungsgebäude zusammenzulegen und angemietete Flächen abzugeben.

Entsprechend der bisherigen Planung würde das Feuerwehrgerätehaus im neuen Gewerbegebiet entstehen und das bisherige Rathaus würde in den kommenden Jahren abgerissen, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung vorübergehend teuer ausquartiert und das Gebäude am bisherigen Standort neu gebaut werden müssen. Dies würde schätzungsweise elf bis 16 Millionen Euro kosten. Aufgrund der hohen Kostensteigerungen der vergangenen Monate und Jahre wäre das nach Auffassung der Genossen „eine Mammutaufgabe für unsere Kommune“, die in ihren Augen besser durch die Zusammenlegung von Feuerwehr und Stadtverwaltung in einem Gebäude zu bewältigen wäre. Ziel sei es, durch zahlreich entstehende Synergien hohe Investitionen und einen hohen Anteil an Betriebskosten für die laufenden Haushalte der kommenden Jahre einzusparen, heißt es in einer Mitteilung der SPD: „Ein gemeinsamer Bau von Feuerwehrgerätehaus und Stadtverwaltung würde einige Millionen Euro an Investitions- und Betriebskosten sparen und den Bürgern zugutekommen.“

Das Bürgerbüro als Herzstück des bisherigen Rathauses und für die Bürger der Stadt zuständig soll weiterhin am alten Standort in der Gartenstraße bestehen bleiben. Auf dem 1900 Quadratmeter großen Grundstück in der Stadtmitte, wo heute das stark sanierungsbedürftige Rathaus sowie das alte Feuerwehrgerätehaus stehen, könnte ein neues attraktives Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Als sinnvoll sehen die Sozialdemokraten ein Objekt mit Erbpacht an, sodass ein Mehrfamiliengebäude entstehen könnte, in dem verpflichtend zusätzlich das Bürgerbüro sowie ein bis zwei Sitzungszimmer im Erdgeschoss barrierefrei untergebracht werden könnten. Abgerundet durch Flächen für ein Restaurant, ein Café oder eine Eisdiele würde das Areal aufgewertet und die neue Stadtmitte nachhaltig belebt.

Statt einzelner Gebäude könnte der Bau eines gemeinsamen Gebäudes für Feuerwehr und Stadtverwaltung im neuen Gewerbegebiet sich mit hohen Einnahmen durch die Verpachtung des Grundstücks in der Stadtmitte kombinieren lassen. Das Bürgerbüro bliebe in der Stadt bestehen, nur moderner und schöner als zuvor. Darüber hinaus könnten sich im Zuge der Digitalisierung die Bürger auch für immer mehr Vorgänge zukünftig den klassischen Gang ins Rathaus sparen und ihre Anliegen bequem von zu Hause aus erledigen“, meint SPD-Kassierer Jan Riemer.

Entstanden ist die Idee vor dem Hintergrund, dass Steinbach seit Jahren negative Haushalte hat, die Grundsteuer gerade erst erhöht wurde und im kommenden Jahr aufgrund der Tarifsteigerungen für städtische Mitarbeiter vermutlich erneut erhöht werden muss. „Wir haben mit Architekten und Projektentwicklern gesprochen, und jeder hat uns bestätigt, dass eine bauliche Zusammenlegung von Feuerwehr und Stadtverwaltung sinnvoll ist, Kosten spart und zahlreiche Synergien bringt. Solche Gebäude gibt es bereits, das ist keine neue Erfindung, nichts spricht dagegen. Feuerwehr und Stadtverwaltung könnten sich Hausmeister, IT-Betreuung, Sitzungsräume, Arbeitsplätze (Flex Desk), Winterdienst und vieles andere teilen. Eine große Solaranlage könnte beide Einheiten mit Energie versorgen und Regenwasser könnte in großem Maße für Toilettenspülungen oder die Bewässerung von städtischem Grün aufgefangen werden“, erklärt SPD-Vorstandsmitglied Bettina Wehrheim.

Wehrheim argumentiert, dass die Stadt bei allen ihren jüngeren Bauprojekten bislang starke Kostensteigerungen erleben musste und dies wohl auch beim neuen Feuerwehrgerätehaus nicht anders sein dürfte. Wenn auf das neue Gebäude zwei Etagen für die Stadtverwaltung gesetzt würden, hätte man nur einmal Planungskosten. Am neuen Standort würden auch die Mitarbeiter des Bauamts Platz finden, sodass das bisherige Gebäude in der Gartenstraße 25 vermietet werden könnte. Zudem müssten die Mitarbeiter der Stadtverwaltung bei einer Sanierung oder einem Neubau am alten Standort nicht jahrelang irgendwo teuer eingemietet werden.

„Mit unserem Vorschlag würden wir Steinbachs Stadtmitte stark aufwerten. Statt des maroden Rathausgebäudes könnte ein modernes und ansprechendes Bürgerbüro sowie ein Mehrfamilienhaus für die Mittelschicht entstehen“, so Parteivize Maron Hofmann. „Wenn wir wollen, dass unsere Steuern und Baukosten nicht explodieren, müssen wir neue Wege gehen. Und je mehr Unterstützer wir für unseren Vorschlag finden, desto höher ist die Chance auf Umsetzung. Wir dürfen keine ideologischen Debatten führen, sondern müssen uns sachlich fragen, was richtig ist für Steinbach und wofür wir wieviel Geld ausgeben können und wollen“, so SPD-Voritzender Moritz Kletzka. „Das Bürgerbüro mit Restaurant, Eisdiele und Wohnbebauung in der Innenstadt und die Stadtverwaltung mit der Feuerwehr im Gewerbegebiet würde den Finanzen der Stadt guttun und zeigen, dass Steinbach sehr wohl gestaltet und nicht nur verwaltet.“

Ihren Vorschlag hat die SPD zuerst ihrem Koalitionspartner FDP übermittelt. Es wurde vereinbart, im August das weitere Vorgehen zu besprechen. Darüber hinaus sind alle Steinbacher eingeladen, ihr Feedback zu dem Vorschlag zu geben per E-Mail an kontakt[at]steinbacher-dialog[dot]de.

Weitere Artikelbilder



X