Eine Reise mit dem Akkordeon durch alle Epochen und Stile

Steinbach (jbr). Für das Neujahrskonzert, dass Alexandre Bytchkov in der Gemeinde St. Bonifatius gab, hatte der mehrfach ausgezeichnete Akkordeonist ein vielfältiges Programm zusammengestellt.

Vor – nach derzeitigen Standards – vollem Haus erklangen zu Beginn die wohl bekanntesten Töne der Barockzeit. Mit Toccata und Fuge in d-Moll aus der Feder von Johann Sebastian Bach eröffnete der Konzertakkordeonist seine Darbietung. Dabei begann er mit weniger Stimmen, als man es von jenem Stück, das ursprünglich für Orgel komponiert worden ist, gewohnt sein möge. So entstand zuerst der Eindruck, es fehle etwas, welcher aber im Laufe der berühmten Toccata verflog, als Bytchkov die polyphon verlaufenden Melodien, für die einem Organisten normalerweise mehrere Klaviaturen und Pedal zur Verfügung stehen, auf beeindruckende Weise nur mit der rechten Hand spielte, wodurch er enorme Fingerfertigkeit bewies. Der Klang des Stückes erschien nun in völlig neuem Gewand aber dennoch vertraut. Hier und dort fügte er im Bass eine Parallelführung hinzu, was dieser virtuosen Konzerteröffnung zusätzliche Klangfülle verlieh.

Die folgenden Stücke waren ebenso außergewöhnlich wie abwechslungsreich. Alexandre Bytchkov bemerkte, er wolle zeigen, dass auf dem Akkordeon durchaus Stücke aller Stile und Epochen spielbar seien. Mit einer heiteren Sonate in C-Dur des italienischen Komponisten Domenico Scarlatti, welche im Original auf dem Cembalo gespielt wurde, und einer Serenade von Franz Schubert, die wiederum das vorangegangene Stück durch leise, wechselnd schwermütige Harmonien kontrastierte, setzte er Gesagtes in die Tat um.

Im Anschluss spielte der 1955 in St. Petersburg geborene zweifache Akkordeonmeister zwei Stücke, die er aus seiner Heimat kenne, wie er erzählte. Unter dem Titel „Da eilt die Postkutsche“ erklangen schnelle Läufe und auch schwere, tiefe Akkorde, die beinahe tonmalerisch an eine Fahrt durch eine russische Winterlandschaft erinnerten, gefolgt von einer Romanze von Georgy Sviridov, einer melancholischen und berührenden Musik aus dem Spielfilm „Schneesturm“.

Ein weiteres Stück, das bei einem Akkordeonkonzert auf keinen Fall fehlen darf, spielte Alexandre Bytchkov beherzt, aber auch mit ansteckender Leichtigkeit. Der „Libertango“, das bekannteste Werk des argentinischen Komponisten Astor Piazolla, wird durch seine Rhythmik direkt mit dem Akkordeon in Verbindung gebracht und wurde ebenfalls für das Instrument komponiert.

Mit dem „Choro Tico-Tico“, bei dem es sich um eine brasilianische Verschmelzung aus Polka und Walzer handelt, lud der Star des Abends die Zuhörer zum Mitschunkeln ein und stellte durch die unglaublich schnelle Melodie, die seine Finger über die Klaviatur jagen ließ, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten noch einmal unter Beweis.

Es folgte ein Intermezzo mit Liedern von Reinhard Mey und Hildegard Knef, bei denen das Publikum sofort mitsummen und mitsingen konnte. Hier sorgte der Akkordeonist für schöne Stimmung im Saal der St. Bonifatiusgemeinde. Mit „Für mich soll´s rote Rosen regnen“ bewegte er mit Klangverzierungen und einer besonderen Begleitung alle Hildegart-Knef-Fans und auch jene, die es nicht sind.

Zum Abschluss bot der Akkordeonlehrer und freischaffende Musiker zwei Akkordeonstücke dar. Ein Französisches, dass schnell und poppig Freude beim Zuhören bereitete und einen weiteren Tango, der gefällig und ebenso mit etwas Dramatik begeisterte.

Nach einer Zugabe erhielt Alexandre Bytchkov für seine herausragende Darbietung stehende Ovation der rund fünfzig Zuhörer. Das vielfältige Konzert hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Anwesenden und einige summten beim Hinausgehen noch eine der vielen gehörten Melodien.

Der Akkordeonist Alexandre Bytchkov entführte die Zuhörer seines Konzertes am vergangenen Sonntag in der St. Bonifatius-Gemeinde auf eine Reise durch verschiedene Epochen und Stile der Musik. Foto: jbr



X