Steinbach (HB). Jetzt wird wieder getüftelt, gelötet und geschraubt. Vergangenen Samstag hat die Reparaturwerkstatt ihren dreimonatigen „Winterschlaf“ beendet und im Büro der Sozialen Stadt in der Untergasse die Frühjahrssaison eröffnet. Jeden zweiten Samstag im Monat bietet sie von 10 bis 13 Uhr ihren Service an. Im Schnitt nehmen ihn 20 Steinbacher in Anspruch und sorgen bei „Steinbach repariert“ dafür, dass kaputten Haushaltsgeräten eine zweite Chance zuteil wird, indem sie wieder einsatzbereit gemacht werden.
Eine Dame aus der Frankfurter Straße kommt mit einem defekten Rollwägelchen vorbei. Sie ist aus einer verkehrsreichen Ecke in Oberursel in die ruhige Frankfurter Straße in Steinbach gezogen. Nach ihrem Besuch beim Reparaturservice hat sie ihren neuen Wohnort noch lieber. Die Experten beweisen in ihrem Fall sowohl handwerkliches Geschick, als auch Fantasie. Ein Gummipfropfen wird zum provisorischen Scharnier für das Wägelchen, gebohrt wird beim nächsten Mal. Einer älteren Frau kann ganz schnell geholfen werden. Ihrem Anrufbeantworter fehlt schlicht der Saft – die Batterie ist leer.
In der Untergasse wird seit 2018 repariert. Die Idee hatten drei gestandene Diplom-Ingenieure, die bei einem Segeltörn der evangelischen Kirchengemeinde in der Ägäis auf dem Schiff bei kleineren Pannen zur Hand gingen und am letzten Abend in der Bucht von Athen die Gründung der Reparaturwerkstatt besiegelten. Kurz darauf saßen Andreas Woyda, Florian Förster und Thomas Baumgart erstmals mit dem Schraubenzieher im Stadtteilbüro und boten hier den Steinbachern Hilfe an. Nur Corona hat dafür gesorgt, dass das Reparaturcafé längere Zeit geschlossen bleiben musste. „Kostenlos und ohne Anmeldung“, stellt Quartiersmanagerin Bärbel Andresen die besonderen Vorzüge des Angebotes heraus. Das Reparaturcafé freut sich jedoch sehr über Spenden. Auf dem Konto haben sich inzwischen 350 Euro angesammelt, die das Trio an ehrenamtliche Initiativen in der Stadt weiterreichen möchte. Andererseits gibt es aber auch technischen Bedarf bei dem Projekt. Derzeit ist von einem Akkuschrauber die Rede, der auf diese Weise finanziert wird. Die Grundausstattung bringt das Team von Zuhause mit. An den drei Arbeitsplätzen schauen sich die Experten das Innenleben der Haushaltsgeräte an. Diesmal wird ein Bügelautomat inspiziert, einem Sandwich-Toaster ist dagegen nicht mehr zu helfen, aber grundsätzlich gilt: „Alles, was die Leute herbringen, können wir reparieren“, sagt Andreas Woyda. Beispielsweise ein Bügelbrett, das in seine Einzelteile zerfallen war oder ein Uhrenarmband, dessen Glieder zusammengefügt wurden. Im Schnitt müssen die Kunden nicht länger als eine halbe Stunde warten. Wer möchte, kann den Fachleuten beim Reparieren über die Schulter schauen und dabei etwas lernen. Es gibt aber auch versierte Heimwerker, die ihre Mitarbeit anbieten und zur Probe vorbeischauen. So auch am Samstag. Der Mann hatte sein komplettes Haus in der Stettiner Straße saniert.