Mit Rollator einmal als junger Mensch das Alter spüren

So ausgerüstet können die Jugendlichen spüren, mit welchen Schwierigkeiten ältere Menschen zu kämpfen haben. Foto: Andresen

Steinbach (HB). Junge Menschen im Rollstuhl, Schüler am Rollator, Jugendliche mit verbundenen Augen und Blindenstock unterwegs. Diese ungewöhnlichen Bilder waren dieser Tage im Bürgerhaus in der Untergasse zu sehen, in das der VdK zur Vorbereitung auf die Wiederbelebung der Aktion „Jung trifft Alt“ eingeladen hatte. Auf diese Weise wurden Schüler der neunten Klasse aus der Phormsschule für die Begegnung mit Senioren „sensibilisiert“.

Sie konnten hier selbst erfahren, wie es sich anfühlt im Rollstuhl zu fahren, seheingeschränkt oder blind zu sein und einen Blindenstock zu benutzen, einen Rollator über Schwellen zu schaffen oder einen Grünen oder Grauen Star zu haben. Ebenso eindrücklich war die am eigenen Leib erlebte Simulation von einem Schlaganfall oder vom Schwinden der Kräfte im Alter. Hierzu konnten Anzüge angelegt werden, die es körperlich spüren ließen, wie es sich anfühlt, wenn solche Ereignisse eintreten.

Die Kooperation zwischen der Privatschule am Stadtwald und dem Büro der Sozialen Stadt im neuen Zentrum wurde vor vier Jahren auf den Weg gebracht. Das Projekt ist im Politikunterricht angesiedelt und wird von der Fachlehrerin Heike Dittrich und der Psychologin Katja Müller betreut. Die Kontakte zwischen den Generationen werden über den Selbsthilfeverein „Die Brücke“ geknüpft. Dabei sollen die unterschiedlichen Lebenswelten erschlossen werden. Das Training mit Hilfsmitteln wie Rollstühlen und Rollatoren im Bürgerhaus war die Einstimmung auf besondere Situationen, mit denen Senioren im Alltag klar kommen müssen.

Erste Begegnungen waren bereits Anfang des Jahres geplant, doch der neuerliche Lockdown machte eine Verschiebung notwendig. Die Initiatoren hoffen nunmehr, mit dem Schulprojekt noch vor den Sommerferien starten zu können. Beim ersten Zusammentreffen werden sich die Gesprächspartner erfahrungsgemäß über ihre persönliche Situation austauschen. Später sind gemeinsame Ausflüge oder Spielenachmittage geplant.

In den vergangenen Jahren waren Alte und Junge jeweils von der guten Stimmung angetan. Vorurteile, wonach ältere Menschen in der Regel nörglerisch und besserwisserisch auftreten, wurden ebenso wenig bestätigt, wie Befürchtungen, die jungen Leute seien meist nur auf ihren Vorteil bedacht und wenig einfühlsam. Im vorigen Jahr wurde die Unterrichtseinheit durch eine ökologische Komponente ergänzt und die Schüler von der AG „Steinbach blüht“ in die Pflanzbeete am Grünen Weg geschickt.

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