Wenn Steffen Bonk mit der Flinte hinter der Bühne lauert

Stefan Keim und Michaela Schaffrath begeistern in der Komödie „Der Mönch mit der Klatsche“. Foto: Contra-Kreis-Theater

Steinbach (csc). Regieassistentin Karin Tor ist völlig verzweifelt, ja fast hysterisch. Die Gute durchlebt den Alptraum eines jeden Bühnenprofis. Das Theater ist voll – und das war der Saal des Bürgerhauses am Donnerstagabend tatsächlich – doch die Schauspieler stehen im Stau und das Stück droht zu platzen. Da ist Requisiteur Klaus Konski auch keine große Hilfe. „Klaus, der Bürgermeister steht mit einer geladenen Schrotflinte hinter der Bühne“, japst Karin entsetzt und denkt dabei wohl auch ein bisschen an den drohenden Ausfall der Tantiemen. „Wer? Der Bonk?“, fragt Konski ungläubig zurück. Und merkt nur trocken an: „Dabei kam der mir ganz normal vor.“

Mit dieser kleinen Anspielung auf den Rathauschef hatten Michaela Schaffrath als Karin Tor und Stefan Keim in der Rolle von Klaus Konski schon für den ersten Lacher im Publikum gesorgt und es sollten an diesem Abend noch viele weitere folgen. Schließlich handelt es sich bei der Aufführung von „Der Mönch mit der Klatsche“, um ein satirisches Medley auf all die vielen Edgar Wallace-Filme der 50er Jahre, die schon lange Kultstatus erreicht haben. Das Stück, das Stefan Keim selbst geschrieben hat, war die Ersatzvorstellung für „Wunschkinder“, das krankheitsbedingt abgesagt werden musste. Umso mehr freuten sich die Theaterbesucher darüber, dass das Contra-Kreis-Theater aus Bonn spontan zugesagt hatte und somit die Theaterreihe der Saison 2021/22 beendete.

Um den „Mönch mit der Klatsche“ doch noch auf die Bühne bringen zu können, schlüpfen die Regieassitentin und der Requisiteur notgedrungen selbst in die vielen Rollen des Stücks, schließlich kennen sie den Text in und auswendig. Am Publikum ziehen während der folgenden eineinhalb Stunden all die bekannten Darsteller und Rollen der Filme vorbei, die Wallace-Fans nur zu gut kennen. Sei es der etwas verschrobene Inspector Smith, wie Eddi Arendt ihn verkörperte oder der smarte Inspector Higgins unvergesslich in dieser Rolle Joachim „Blacky“ Fuchsberger. „Warum heißt der eigentlich Blacky, der ist doch grau wie ein verschimmelter Käse“, wundert sich Konski. Und natürlich darf bei so einem Stück eine Persiflage auf den skurrilen Butler nicht fehlen, wie ihn eben nur Klaus Kinski spielen konnte. Konski und Tor springen mit Hilfe von zahlreichen Requisiten – wichtigstes Utensil auf der Bühne sind hierbei zwei Garderobenständer – zwischen den verschiedenen Charakteren des Stücks hin und her. Manchmal bewusst so schnell, dass sie nicht hinterher kommen und dies zu skurrilen und urkomischen Situationen führt. Michaela Schaffrath, die ihr Schauspieldebüt 2001 in der Kinokomödie „Der tote Taucher im Wald“ hatte und Stefan Keim, der als Kabarettist, Journalist, Autor und Moderator arbeitet, hatten viel Freude am Spiel, die sich auch auf das Publikum im Saal übertrug. Auch wenn Konski und Tor eher unzulängliche Akteure sind, Schaffrath und Keim waren es keinesfalls. Beide schafften es immer wieder kleine Anspielungen mit Lokalkolorit in das Stück einzubauen. Beispielsweise als das Ensemble auf Karin Tors Handy anruft um durchzugeben, wo sie sich gerade befinden und diese entsetzt fragt: „Wo seid ihr? In Offenbach?“

Während in den Edgar Wallace-Filmen die Frage nach dem Mörder die Wichtigste ist, gerät diese im Stück fast ein wenig ins Abseits. Zu sehr ist der Zuschauer doch von den Darstellern und ihren Improvisationskünsten gefesselt. Ein rundum gelungener, kurzweiliger Abend. Die neue Spielzeit beginnt voraussichtlich am Mittwoch, 23. November, mit dem Stück „Falsche Schlange“, einem Psycho-Thriller nach Alan Ayckbourn.



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