Tennisspieler optimistisch im Wartestand

TC-Vorsitzender Harald Dunker alleine auf weiter Flur. Die Plätze im Stadtwald sind noch gesperrt. Fotos: HB

Von Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach. Die Schiedsrichterstühle stehen unter dem Vordach der Gaststätte, die Netze liegen im Depot. Und die Linien müssen noch gezogen werden. Draußen im Wald herrscht Stille ,.aber es gibt hoffnungsvolle Anzeiche, dass die Filzbälle bald wieder fliegen werden. Die Plätze sind von einer Fachfirma präpariert worden, die Bewässerung funktioniert und der DTB hat in einem Schreiben an die Bundesregierung um ein baldiges Ende der Platzsperre nachgesucht. Anfang Mai könnte es soweit sein.

5000 Euro hat der Steinbacher Tennisclub (TC) ausgegeben, um auf den sieben Sandplätzen einwandfreie Spielbedingungen zu schaffen. Das Terrain war zum Monatsanfang fix und fertig – normalerweise wäre Ostern aufgeschlagen worden, und der Vorsitzende Harald Dunker hätte zum Saisonstart voraussichtlich 50 Mitglieder begrüßen können. Doch das Coronavirus stellt den Terminplan auf den Kopf. Deshalb sucht man auf Platz eins vergeblich nach dem englischen Trainer Laurence Matthews, einem ehmaligen Profi, den es der Liebe wegen nach Steinbach verschlagen hat.

Der einstige Weltranglistenspieler aus Southamton hat sich als Zugpferd erster Ordnung erwiesen und die Jugendabteilung von 25 Mitgliedern im Jahre 2000 auf aktuell 200 anwachsen lassen. Der Verein hat in dieser Saison, deren Medenrunde Anfang Juni beginnen soll, 26 Nachwuchs- und neun Erwachsenenteams gemeldet. Zwei Herrenmannschaften und die Damen 18 spielen in der Hessenliga.

Nostalgiker schwärmen von den 1980er-Jahren, als die besten TCler sogar in der Regionaliga spielten. In der Chronik, die zum 50. Vereinsgeburtstag vor zwei Jahren wieder einmal aktualisiert wurde, steht der Name von Matthias Stach, der nunmehr als Fachjournalist für Eurosport mit Boris Becker durch die Tenniswelt tourt. Von einem Grand Slam zum nächsten. Er hat drei Jahre in Steinbach gespielt und ist dann weitergezogen. Zu den Höhepunkten der Clubhistorie zählt ein Frauenländerspiel gegen die Schweiz, bei dem Claudia Kohde mitwirkte. Als Wimbledonsieger Michael Stich eines Tages mit dem befreundeten Spitzenspieler des TCS auf dem Platz stand, konnte von Tennisprovinz keine Rede mehr sein.

„Das wird funktionieren“

Der Vorstand hat seine Hausaufgaben gemacht und weiß, wie der Spielbetrieb im Mai anlaufen soll. Sanitäranlagen und Gaststätte bleiben zunächst geschlossen, auf den Plätzen wird ausschließlich Einzel gespielt, beim Seitenwechsel auf Abstand geachtet und nach dem Match auf den Handschlag verzichtet. „Das wird funktionieren“, gibt sich der Vorsitzende optimistisch. Dunker will noch eine Wahlperiode weitermachen und hofft, im Jahre 2023 einen Nachfolger präsentieren zu können. Der 77-Jährige hat seine Schuldigkeit wirklich getan, denn er gehört dem Vorstand seit 25 Jahren an und hat sich zunächst als Schatzmeister einen Namen gemacht. Bei seinem Amtsantritt drückten den Verein 350 000 Euro Bankschulden, aber bereits wenige Jahre später war die Bilanz ausgeglichen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Derzeit stehen eine Dachentwässerung und eine Drainage als Baumaßnahmen an.

Die 530 Mitglieder haben auf die Corona-Krise besonnen reagiert. Die Basis weiß, dass der Vorstand keinen Spielraum hat, sondern umsetzen muss, was auf höherer Ebene beschlossen wird. Dunker berichtet von lediglich zwei Austritten, die aber erst zum Jahresende wirksam werden. An der Spitze der Alterspyramide stehen Erich Schmidt und Hans-Joachim Riebe, die in diesem Jahr 93 werden. Die Zeiten, da eine Erweiterung der Anlage als ernsthafte Option galt, sind nach Darstellung des Vorsitzenden vorbei. Es besteht keine realistische Chance, außerhalb des Clubgeländes auf freiem Feld weitere Plätze zu bauen. Der Acker liegt auf Kronberger Gemarkung, und die Nachbarstadt steht einem solchen Projekt skeptisch gegenüber.

In diesem Kontext erinnert sich die Gründergeneration an das Jahr 1968, als Walter Herbst das damals noch bewaldete Areal freigab und einen Erbpachtvertrag mit dem jungen Verein geschlossen hat. Der dankte es dem mittlerweile verstorbenen Altbürgermeister mit der Ehrenmitgliedschaft.

Harald Dunker wird dieses Jahr womöglich sein sportliches Comeback geben. Nach drei Wirbelsäulenoperationen ist er endlich schmerzfrei und deshalb motiviert, mit Trainerstunden einen Neuanfang zu wagen. Gegen den Ball hat er zum letzten Male vor beinahe zehn Jahren geschlagen.



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