Steinbach (nel). Es gibt bereits viele nachhaltige Projekte der „Sozialen Stadt“, die von den Bürgern im Alltag genutzt werden können. Beispielsweise die „Fahrradwerkstatt“ oder auch das Projekt „Steinbach repariert“, bei dem es hauptsächlich um defekte Elektro- und Haushaltsgeräte geht. Doch ein Bereich fehlte noch – die Reparatur von Textilien.
Als schließlich die letzte Schneiderin der Stadt in den Ruhestand ging, sah es zunächst schlecht aus, wenn es gibt es um die Arbeit mit Textilien ging. „Für einen einzigen Knopf in eine andere Stadt fahren zu müssen, kann ja nicht die dauerhafte Lösung sein!“, findet Edeltraud Yildiz, die vor kurzem der IG Nachhaltigkeit beigetreten ist und tatkräftig bei dem Projekt mitwirkt. So entstand vor gut vier Wochen die Idee, eine Textilreparatur ins Leben zu rufen. Viel dazu beigetragen haben auch Nihal und Ekrem Sögüt, die seit 16 Monaten in Steinbach leben und hier ihr Deutsch verbessern und gleichzeitig auch etwas Nützliches tun möchten. „Menschen zu helfen macht uns glücklich“, strahlt Ekrem Sögüt.
Für die Materialien gab es einen Spendenaufruf, der überwältigende Ergebnisse erzielte. „Wir haben einen unfassbaren Fundus an Materialien zusammenbekommen, der zwar immer noch wachsen soll, aber zunächst einmal viel mehr ist, als wir erwartet hatten“, so Bärbel Andresen vom Stadtteilbüro Soziale Stadt. Die Spenden mussten erst einmal von den Helfern Nathalie Sudosa, Hanne Velte und Hacer Celik gesichtet, sortiert und geordnet werden, was sich als viel Arbeit herausstellte. Danach konnte es aber losgehen.
Die Idee des Projekts ist es, die eigene Kleidung nachhaltiger zu behandeln. Statt alles, was nicht mehr gefällt oder kleine Gebrauchsspuren wie Flecken, Löcher oder einen kaputten Reißverschluss hat, direkt zu entsorgen, soll hier der Kleidung eine zweite Chance gegeben werden. Ganz nach den eigenen Vorstellungen, können Stoffe also repariert oder auch einfach umgewandelt werden. Wird einem die alte Strickjacke zu langweilig, fügt man einen Knopf oder eine andere Farbnuance hinzu, hat die Bluse ein Loch am Ellenbogen, wird ein Flicken drauf gesetzt. So soll ein Kreislauf entstehen. An den Materialien kann sich jeder, der vorbei schaut bedienen und sich unter Aufsicht und Hilfestellung von Edeltraud Yildiz, Nihal und Ekrem Sögüt daran versuchen, das Kleidungsstück nach den eigenen Vorstellungen anders zu gestalten oder zu reparieren. „Reparieren oder Aufhübschen in Eigenregie“, lautet das Motto. Wolle, Stoffe, Nähgarn, Knöpfe, Reißverschlüsse, in allen Farbnuancen – was sich findet kann frei verwendet werden.
Alle zwei Wochen in den ungraden Kalenderwochen, immer montags, kann jeder spontan vorbeischauen. Von 15 bis 17 Uhr steht die Tür des Stadtteilbüros offen. Wer in diesen zwei Stunden nicht mit seinem Projekt fertig wird, so Edeltraud Yildiz, dürfe die benötigten Materialien auch mit nach Hause nehmen und die Arbeit dort fertigstellen.