Wegekreuz als Symbol der Hoffnung

Wegekreuze waren zu allen Zeiten symbolträchtige Markierungen, die Menschen an Frieden, Freiheit und Vergebung erinnerten. Auch die moderne Variante, die bald Steinbach schmücken wird, kündet von Solidarität und Integration. Fotos: HB(li), Hans Rams (re)

Hans-Jürgen Biedermann

Steinbach (HB). Gemeinsam wollen die beiden christlichen Gemeinden ein Zeichen setzen. Am Südrand des Friedhofs soll ein Wegekreuz aufgetellt werden, in modernem Design und als Symbol für das Zuammenstehen gerade in schweren Zeiten. Den Termin allerdings diktiert die Pandemie, denn das steinerne Symbol für Zuversicht und gegen Zaghaftigkeit soll nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sondern in einem würdigen Rahmen begrüßt werden.

Professor Harald Schwalbe, der dem Leitungsteam von St. Bonifatius angehört, verfolgt die Idee seit fünf Jahren. Jetzt freut er sich, dass die Finanzierung gesichert ist, denn Stadt und Sponsoren haben Zusagen gemacht und mit Hans Rams ist ein Künstler beauftragt worden, der bereits den Altar im Kirchenneubau von St. Bonifatius gestaltet hat.

Als Standort für sein noch im Werden befindliches Werk ist eine Stelle am Praunheimer Weg ausgewählt worden, um den heutigen und den künftigen Bewohnern der benachbarten Siedlung Am Taubenzehnten Orientierung zu geben. Den hält der Ökumeneausschuss von St. Georgen und St. Bonifatius auch deshalb für geeignet, weil in unmittelbarer Nähe Straßen liegen, deren Namen christliche Bezüge haben. Sie erinnern beipielsweise an Hildegard von Bingen oder an St. Martin. Die Gemeindezentren in der Untergasse sind nur ein paar Minuten entfernt, auch Kindergärten und Schule nahe dran.

Das Wegekreuz wird die Handschrift eines vielseitigen Bildhauers tragen, der jede Menge Sakral-Kunstwerke geschaffen hat. Der 68-jährige Hans Rams wohnt im Kreis Neuwied und studierte an der Mainzer Gutenberg-Universität. Er soll einen modernen Gegenentwurf zu den mittelalterlichen Wegekreuzen realisieren, deren älteste Exemplare im 13. Jahrhundert geschaffen wurden. Im alpenländischen Raum sind sie meist als hölzerne Kruzifixe gestaltet, in unseren Breiten aus Stein gehauen worden.

Symbolträchtige Wegmarken

Sie erinnern an Sühneverträge, mit denen Blutfehden beendet wurden. Sie sind Ausdruck der Dankbarkeit, weil Not und Krankheit abgewendet wurden, aber auch Wegmarken für spirituelle Einkehr. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges ordnete Kaiser Ferdinand III im 17. Jahrhundert an, Wegekreuze als Friedenssymbole zu errichten. Im protestantisch geprägten Steinbach hat das Wegekreuz keine Tradition.

Das soll sich nun ändern. Dafür wird Hans Rams sorgen, der sein Kunstwerk aus vier Blöcken belgischen Granits zusammensetzt, zwischen denen sich ein vergoldeter Spalt in Form eines Kreuzes öffnet. Der Rheinländer erläutert, es handele sich um „ein Auferstehungskreuz mit sich öffnenden Steinen.“ Christine Lenz, Vorsitzende des Fördervereins von St. Bonifatius, spricht von einem „Symbol wechselnder Perpektiven“, das sich dem Betrachter je nach Tageslicht und Standort unterschiedlich darbiete. Professor Schwalbe sieht in dem Wegekreuz ein Symbol für „Mitmenschlichkeit und Solidarität über alle Konfessionen und Nationalitäten hinweg.“

Soziale und religiöse Impulse

Das zwei Meter hohe Kunstwerk soll nach Meinung von Heinrich Schlomann, Kirchenvorstand von St. Georg, zumAusdruck bringen, welche „sozialen und religiösen Impulse“ von den beiden Kirchengemeinden für die Solidargemeinschaft ausgehen. Bürgermeister Steffen Bonk meint, das Wegekreuz stehe für „christliche Werte wie Offenheit, Toleranz und Nächstenliebe.

Tugenden, die auch von der weltlichen Gemeinschaft hochgehalten würden. Das Wegekreuz am Praunheimer Weg sollte ursprünglich zur diesjährigen Passionszeit aufgetellt werden. Nunmehr wird über Pfingsten als neuen Termin nachgedacht. Wahrscheinlicher ist aber eine weitere Verschiebung in die Zeit nach den Sommerferien.



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