Kita Zuckerrübe: Natürlicher Beitrag zur Energiegewinnung

Sulzbach
(bs) – Die Errichtung des Sulzbacher Kindergartens „Zuckerrübe“, am Ortsrand zwischen Keltenweg und Hartmutweg gelegen, folgte dem Prinzip der energetischen Optimierung. Diesen Anspruch erfüllen sowohl die verwendeten Baukonstruktionen und -materialien als auch die entsprechende Technik. So wird die Raumwärme durch eine Luftwärmepumpe aus der Außenluft gewonnen, was selbst bei winterlichen Temperaturen gewährleistet bleibt. Der dafür erforderliche Strom wird, ebenso wie der für die Beleuchtung und die weiteren elektrischen Geräte in der Einrichtung, aus Photovoltaikmodulen gewonnen, die auf den geneigten Gebäudedächern montiert sind.

Wind als Energiequelle

Die Gemeinde Sulzbach (Taunus) hat nun nach längerfristigen Planungs-, Genehmigungs- und Errichtungsphasen auf dem Gelände der „Zuckerrübe“ ein neues Demonstrationsprojekt zur nachhaltigen Energienutzung realisiert: Das erste der Stromerzeugung dienende Windrad der Gemeinde wurde in Betrieb genommen. Bei der Pilot- und Versuchsanlage handelt es sich um einen 4,50 Meter hohen Mast, an dessen oberem Ende sich ein dreiflügeliges Windrad mit circa 1,50 Meter langen Rotorblättern im Wind drehen kann, was so Strom erzeugt. „Diese kleine Anlage ist nicht dazu geeignet, um wirtschaftlich zu arbeiten. Das war aber auch nicht das Ziel“, erläuterte Winfried Pohlm, der langjährige Bauamts- und Fachbereichsleiter. Es geht vielmehr darum, den Kindern plastisch vor Augen zu führen, dass Wind einen entscheidenden Beitrag zur Energiegewinnung leisten kann.

Kindgerechte Information

Eine kindgerecht gestaltete Informationstafel erklärt den Benutzer*innen des Fußwegs, dass das Kindergartengebäude energetisch optimiert errichtet wurde. Dieses Konzept wird jetzt auch für die Öffentlichkeit und die Kinder der Einrichtung sichtbar durch die Nutzung von Windenergie ergänzt. Neben der Sonnenenergie wird am windigen Ortsrand auch die Windkraft genutzt, um auf der Info-Tafel die Augen des dort abgebildeten blauen Grinse-Smileys rot leuchten zu lassen. Eine Sprechblase erklärt: „Meine Augen leuchten, wenn der Wind weht.“

Gemeinschaftsprojekt

Die Idee zur kleinen, buchstäblich „demonstrativen“ Windkraftanlage entstand während der Bauphase in der Gemeindeverwaltung. Die Planung des Kindergartens erfolgte mit einem damaligen Tochterunternehmen für umweltfreundliche Gebäudetechnik JuWi-AG mit Sitz in Wörrstadt. Schnell fand sich damals in Gestalt von Dr. Dominik Benner ein Sponsor für das Windrad.

Nach Änderung im Genehmigungs- und Verfahrensablauf war es dann im Spätsommer 2020 endlich soweit: Das ortsansässige Schlosserunternehmen Roger & Scheu bot bei der Errichtung seine fachliche Hilfe an. Das ehrenamtlich agierende „Aktionsbündnis erneuerbare Energien“ (aee) übernahm die Patenschaft für die Anlage, der im Aktionsbündnis mitwirkende Peter Preisendörfer führte als Sulzbacher Bürger die elektrotechnische Fertigstellung aus. „Die Coronasituation und die damit verbundenen Auflagen verhinderten leider ein gemeinsames Treffen vor Ort, um das Windrädchen einzuweihen“, bedauert Bürgermeister Elmar Bociek. Und so ging eine neue Projektidee der Gemeinde zur nachhaltigen Energienutzung vorerst ohne öffentlichen Ortstermin in Betrieb.

Nicht neu, sondern Tradition

Das kleine Windrad ist die Fortsetzung einer längeren Entwicklung in der Gemeinde: Bereits mit der Entwicklung des Baugebietes Im Haindell wurden Hochwasserschutzmaßnahmen erforderlich. So entstand vor Jahrzehnten die Idee, Zisternen als Niederschlagswasserrückhaltemaßnahmen vorzuschreiben, um den zu schnellen Abfluss von Niederschlägen zu verhindern. Seitdem werden in den Bebauungsplänen der Gemeinde Zisternen festgesetzt. Diesem Vorbild zur Vermeidung von Hochwassersituationen, aber auch zum Gebrauch des Niederschlagswassers zwecks Schonung des wertvollen Trinkwassers, folgen inzwischen viele andere Kommunen. Bei Neubauten der Gemeinde kamen auch Sonnenkollektoren zur Brauchwassererwärmung und Photovoltaikanlagen zur Ausführung. Bei Bürgersolaranlagen auf gemeindeeigenen Dächern können sich Bürger*innen mit finanziellen Leistungen an den Anlagen beteiligen und profitieren von den späteren Erträgen. Bei von der Gemeinde initiierten Blockheizkraftanlagen wird bei der Erzeugung von Wärmeenergie gleichzeitig Strom gewonnen. Auch Nahwärmenetze versorgen inzwischen Wohnbaugebiete der Gemeinde. „Durch Versuchs- und Pilotanlagen haben die Verantwortlichen der Gemeinde immer wieder neue Ideen und Techniken angestoßen“, heißt es hierzu von Winfried Pohl. Das in Betrieb gegangene Windrädchen auf dem Gelände der „Zuckerrübe“ stellt einen weiteren Pflasterstein auf diesem Weg dar.

Matthias Essel (links) und Peter Preisendörfer (rechts) vom „Aktionsbündnis erneuerbare Energien“ (aee) mit Bürgermeister Elmar Bociek in ihrer Mitte

Foto: Gemeinde Sulzbach



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