Sulzbach soll sich nach der IHK verändern

Sulzbach (red) – Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main sieht im Bebauungsplan Nr. 80 „Am Rosenweg/ehem. Autokino“ einen Schritt in die richtige Richtung, kritisiert jedoch auch die aus Sicht der IHK kleinteilige Planung.

Wie berichtet, stimmte die Gemeindevertretung für den Bebauungsplan Nr. 80. Dieser sieht im Süden Sulzbachs ein neues Gebiet vor, in dem östlich der L3266 am Rosenweg ein Gebiet aus Häusern, Wohnungen und einem Lebensmittelvollsortimenters und westlich der Straße auf der Fläche des ehemaligen Autokinos ein Gewerbegebiet entstehen soll (siehe KW 24, S. 1). Nun, nachdem dem Bebauungsplan zugestimmt wurde und derzeit die öffentliche Auslegung läuft, äußert sich die IHK Frankfurt am Main bezüglich des Plans.

Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt, erklärt: „Die Flächenverfügbarkeit für Wohnen und Gewerbe ist und bleibt einer der größten Engpässe in der Metropolregion und entwickelt sich zunehmend zu einem wirtschaftlichen Risiko für die Unternehmen in FrankfurtRheinMain. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir die städtebaulichen Fortschritte in Sulzbach ausdrücklich. Die Nähe zum Main-Taunus-Zentrum, zur Autobahn A66 sowie zum Bahnhof Sulzbach (Taunus) macht den Standort infrastrukturell äußerst attraktiv.“

Doch außer dem Lob gibt es auch Kritik: „Mit Blick auf die vorhandene Infrastruktur und das städtebauliche Potenzial wurde hier die Chance vergeben, größer zu denken. Die vom damaligen Direktor des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, Thomas Horn, 2017 angeregte Idee einer ‚MTZ-Stadt‘ mit Wohnraum für bis zu 6.000 Menschen wäre eine zukunftsweisende Antwort auf den zunehmenden Wohnraummangel gewesen. Dieses Potenzial ungenutzt zu lassen, ist bedauerlich – gerade angesichts der drängenden Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt“, so Casper.

Zudem wird auf eine zunehmende Diskrepanz zwischen Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum auf der einen und dem Wohnungsbau auf der anderen Seite verwiesen. So soll laut der IHK Frankfurt am Main die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Frankfurt zwischen 2013 und 2023 um rund 112.000 gestiegen, während im selben Zeitraum lediglich etwa 40.000 neue Wohneinheiten entstanden sein. Nachverdichtung, Umnutzung von Gewerbeflächen sowie langfristig geplanten Großprojekten wie dem Europaviertel und dem Riedberg wären das Resultat.

Weiter warnt der Präsident der IHK, dass bis 2028 im Bezirk der IHK Frankfurt am Main ein zusätzlicher Bedarf von über 24.000 Wohnungen prognostiziert werde. Das neue Gebiet in Sulzbach, welches Wohnraum für etwa 800 Personen schaffen soll, wäre somit kein großer Beitrag zur Lösung der Wohnraumkrise. Die IHK wünsche sich daher eine stärkere regionale Perspektive in der Stadt- und Wohnungsbauplanung. „Fach- und Arbeitskräfte werden nicht bleiben, wenn sie keinen beziehbaren Wohnraum finden. Schon heute ist das ein entscheidender Standortnachteil. Um den Wohlstand und die wirtschaftliche Stärke in der Region dauerhaft zu sichern, bedarf es mutigerer und großflächigerer Planungsansätze“, so Caspar.

Bürgermeister Elmar Bociek weist die Forderungen der IHK Frankfurt am Main zurück: „Jeder darf seine Meinung und seinen Blickwinkel haben. Ich glaube aber, wir in Sulzbach kennen die Schwelle der Verträglichkeit (Bodenversiegelung, Verkehr, Sozialwesen, etc.) für unsere Gemarkung besser als jene, die von außen drauf schauen. Von daher machen wir dies und nichts anderes. Bei solchen Aussagen bin ich froh und glücklich zugleich, dass wir in einer polyzentrischen Struktur leben. Die Einigkeit der Sulzbacher Gremien hat deutlich gezeigt, was wir wollen und was wir nicht wollen sowie was wir von derartigen Einmischungen von außen halten.“



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