Abschied mit Walzer und 500 bunten Regenschirmen

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Der „Bad Homburger Sommer 2025“ ist Geschichte. Er ging dahin im letzten Akt mit flotten Walzern und Schnell-Polka in beschwingter Wiener Manier in der Abendsonne, am Ende garniert mit ein paar Regentropfen, aber vor allem mit guter Laune. Das Johann-Strauß-Orchester Wiesbaden einmal mehr eine sichere Bank für einen fröhlichen Abschied auch ohne das beliebte Feuerwerk zum Finale. Es hat Vorfreude geschürt auf das nächste Jahr. Denn dann wird beim 40. Kultursommer Jubiläum gefeiert.

Mit ein paar flotten Zugaben des Orchesters muss sich das Volk im Park trösten. Das krachende Finale mit farbigen Lichtblitzen am Himmel über dem Kurpark und großem Geböller gehört der Vergangenheit an. Ausgeblendet durch Corona, höhere Auflagen beim Brandschutz in Zeiten des Klimawandels, nicht zuletzt durch immense Zusatzkosten im ohnehin schon sechsstelligen Etat für die kulturellen Sommer-Spiele vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad und an zahlreichen anderen Locations. Gut so, Händels schöne Feuerwerksmusik könnte man ja auch ohne das umweltschädliche Krachen, Fauchen, Zischen, Pfeifen, Heulen zu Lichtblitzen und Feuerstreifen samt Rauschschwaden über den Kurpark-Bäumen genießen.

Regentropfen sieht man im Kurpark indes nicht so gerne, wenn dort der „Bad Homburger Sommer“ mit rund 50 Veranstaltungen durch drei proppenvolle Wochen tobt. Sie konnten den Sommer mit viel Musik, Open-Air-Kino, Klassiknacht in Weiß, Picknick am Schwanenteich …. nicht killen, alles zusammen ein Sommer-Highlight, das Stadt und Kur erheblich finanziell unterstützen. Kurdirektor Holger Reuter formuliert es beim letzten Gruß von der Bühne zurückhaltend, auch den Hinweis auf den neuen digitalen Homburg-Hut, aufgestellt für Spenden, damit das Spektakel auch bezahlt werden kann. Am „Brezelbursch“, der seit Jahrzehnten alle Stadtfeste mit seinem kleinen Handwagen begleitet, können sich die sparsamen Homburger ein Beispiel nehmen. Sofort ist er auf dem Weg zur Bühne, wedelt dem Kurdirektor mit einem „Fuffi“ in der Hand zu. Die gesammelte vierstellige Summe im Laufe der Wochen ist eher homöopathisch.

Aber das Abschlusskonzert mit dem Johann-Strauß-Orchester aus der Landeshauptstadt war wie immer ein würdiger Abschluss. Statt Feuer vom Himmel ein Feuerwerk der Musik mit vielen Klassikern, das Orchester mit Frederic Mörth unter neuer Leitung ließ kaum Walzer- und Polka-Wünsche aus, schon bald, als sich auch die Abendsonne aus den Wolken wagte, fanden sich Paare vor der Bühne und auf den Wegen zum Tanz. An schön gedeckten Tischen klangen Gläser zum Prosit, manch einer hatte Tisch und Stuhl vorsichtshalber unter dem dichten Dach der riesigen Eiben am Wegesrand aufgebaut oder sich ein Lager unter anderen seitlichen Blätterdächern eingerichtet.

Die Musik von Strauß und Franz Lehár, von Bruder Eduard Strauß, der legendäre Sportpalast-Walzer aus Berlin, der Florentiner-Marsch, natürlich Klänge von der „Schönen blauen Donau“, die ganzen musikalischen Wellen, die seit vielen Jahren Generationen begeistert haben, begeistern auch im 21. Jahrhundert viele Generationen an diesem lauen Sommerabend, die sich rund um den wachenden Kaiser versammelt haben. Am Ende kommt es dann aber doch raus, die Homburger sind scheinbar kein Volk von wirklichen Optimisten. So viele Schirme im Handgepäck können kein Zufall sein. Kaum fallen kurz vor Feierabend ein paar zarte Regentropfen, kaum spürbar auf Hut und Haut, spannen sich plötzlich ungefähr 500 bunte Regenschirme über die etwa 1000 Menschen zu Füßen des Kaisers. Diese dürfen noch einige eingeplante Zugaben unter schützendem Dach genießen.

Das Johann-Strauß-Orchester spielt sich schon einmal für das kurz bevorstehende Abschlusskonzert zum Bad Homburger Sommer warm und wartet auf seinen Dirigenten Foto: js

Das regnerische Wetter kann die Stimmung beim Konzertabend nicht trüben.Foto: js

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