Die Band „Spark“ verneigt sich vor ihren musikalischen Helden

Die Klassik-Band „Spark“ beim Kammerkonzert in der Schlosskirche: Mit atemberaubender Spieltechnik und Musikalität bieten (v. l.) Christian Fritz, Stefan Balazsovics, Victor Plummetaz, Daniel Koschitzki und Andrea Ritter Musik von J. S. Bach, Luciano Berio und den Beatles im Kontext der Gegenwart dar. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Flirrende Flötenlaute, fast wie Gezwitscher, hörbares Atemholen, der Pianist streicht mit den Fingern über die Stahlsaiten des Flügels, hohe Flageolettklänge der Violine und sehr lange, leise Cellotöne: Die Klang-Collage aus „Gesti“, einem Stück für Altblockflöte, das der italienische Komponist Luciano Berio 1966 schrieb, fesselte die zahlreichen Zuhörer in der Schlosskirche. Mit ihrem Programm „Bach – Berio – Beatles – Eine Hommage an Musikalische Heroen“ versetzte die hochkarätige Klassikband „Spark“ alle in Erstaunen.

Daniel Koschitzki und Andrea Ritter (Flöten), Stefan Balazsovics (Violine) und Victor Plumettaz (Cello) verbanden drei berühmte Komponisten ganz unterschiedlicher Musikstile mühelos und ließen doch den Barock-Meister Johann Sebastian Bach, den Pionier der elektronischen und experimentellen Musik Luciano Berio und die britische Rock-Pop-Band „The Beatles“ in ihrer je eigenen Klangsprache zum Publikum sprechen. Mit Spielfreude und Technikkönnen gaben die fünf Musiker von „Spark“ den 17 dargebotenen Stücken, bekannten und unbekannteren, eigene Akzente – es war ein Interpretieren, Improvisieren und gleichsam ein Weiterkomponieren im Musizieren, das faszinierte.

Bach sei ihr „personal heroe“, Berio der „Rebell der Avantgarde“ und die Beatles „Titanen der Popmusik“, so Flötist Daniel Koschitzki, der mit humorvollen Erläuterungen durch den Konzertabend führte. Mehr als zehn verschiedene Flöten – von der kleinsten Piccolo- bis zur größten Bassflöte – hatten Andrea Ritter und Daniel Koschitzki, die Gründer der 2007 entstandenen Formation „Spark“, jeweils zu ihren Füßen aufgestellt, und sie spielten alle virtuos.

Woher nehmen die Flötisten ihre Luft? So fragten sich die Zuhörer bei den drei Sätzen aus Bachs berühmter Suite Nr. 2 (BWV 1067), die in atemberaubendem Tempo mit durchsichtigen Stellen und sehr originell vorgetragenen emphatischen Passagen gespielt wurden. Fast übergangslos folgte die bekannte Melodie aus „Blackbird“ von John Lennon und Paul McCartney – bei der Entfaltung der Pop-Komposition durch Altblockflöte, Bassflöte, Cello und Geige fragte man sich: Wer hat jetzt gerade den Ton, der die Melodie fortführt? Cellist Victor Plummetaz, der auch mit der eigenen Komposition „The Eternal Second“ vertreten war, bei der das Quintett musikalisch gleichsam abhob, benutzte bei Luciano Berios „Sequenza XIV“ für Violoncello solo neue Spieltechniken: Sein Instrument wurde für ihn zur Trommel, Plummetaz schlug auf Decke oder Zargen, zupfte Saiten und zauberte rhythmisch geprägte Resonanzen.

In der Komposition „Neo Largo“ nach Bachs BWV 1056 des jungen Pianisten Christian Fritz brillierte dieser in der Schlosskirche mit großen Melodiebögen des Barock-Meisters zur Pizzicatobegleitung der Streicher und Flöten und ließ die Barockanklänge in romantisch perlende Klavierläufe münden, die Cello und Violine à la Rachmaninoff mitmusizierten. Waren es die Fantasien der Piccoloflöte (Andrea Ritter) über den Beatles-Song „Norwegian Wood“ im keltischen Stil, die nahtlos übergingen in das Largo und Allegro ausBachs Konzert für vier Cembali, in denen Violinist Stefan Balazsovics hinreißende Passagen spielte; oder die Adaptionen an Bach-Präludien und -Fugen des 1979 geborenen Stuttgarter Komponisten Sebastian Bart, die Bachs strukturierte Musik modern-konfluent weiterentwickelt und die von den fünf Musikern im wahrsten Sinne des Wortes epochenübergreifend dargebracht und von Daniel Koschitzki auf der Melodica durch Fanfarentöne gekrönt wurden: Die klassische Band „Spark“, die mit dem Echo-Klassikpreis ausgezeichnet wurde und weltweit gastiert, bot Kammermusik auf höchstem Niveau in der Verneigung vor großen Meistern mit großer eigener Kreativität.



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