Bad Homburg (js). Längst hat der Preiswahn auf dem Markt für Wohnbauflächen auch die Zonen mit guten und mittleren Lagen erreicht. Die Kurstadt prahlt nicht nur in den absoluten Top-Lagen Hardtwald und Ellerhöhe mit exorbitanten Top-Preisen – das ist nicht neu im Marktgeschehen –, jetzt geht es auch um Bauflächen innerhalb der alten Ortskerne in den Stadtteilen und vor allem um die Siedlungsgebiete mit Bebauung aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Die Grundstücke meist relativ groß, nach Abriss des Bestands mit Option eines Neubaus mit wesentlich höherer Ausnutzung, sie sind besonders stark gefragt in Zeiten, in denen Geld gerne in „Betongold“ investiert wird. Durchschnittliche Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent in den vergangenen zwei Jahren sind keine Seltenheit, in Einzelfällen wurden sogar bis zu 60 Prozent Wertsteigerung notiert. Dokumentiert ist dies in der neuen Bodenrichtwertkarte für das gesamte Stadtgebiet.
Der Gutachterausschuss für den Bereich Bad Homburg hat die überarbeitete Karte jetzt zum Stichtag 1. Januar 2022 vorgelegt. Das unabhängige ehrenamtlich arbeitende Gremium mit Geschäftsstelle im Rathaus verarbeitet darin alle Grundstücksgeschäfte und Hausverkäufe aus den vergangenen zwei Jahren und hat dafür als Basis alle vorliegenden Kaufpreise zur Verfügung. Überraschungen bieten die neuen Zahlen nicht, es wird lediglich eine Tendenz zum Hochpreisigen fortgesetzt, nun aber auch in Lagen, in denen Bauland bisher noch erschwinglich war. Ein Euphemismus, denn wenn die Gutachter vom „niedrigsten Bodenwert im Stadtgebiet“ sprechen, geht es bereits um 800 Euro pro Quadratmeter aufwärts. Ursächlich für jene massive Steigerung im Wohnbaulandbereich, auch das drückt Michael Stauder von der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses diskret vornehm aus, ist „die Flucht der Anleger in Immobilienwerte“ aufgrund der niedrigen Zinssätze auf dem Kapitalmarkt und natürlich der extrem gestiegene Bedarf an attraktivem Wohnraum im gesamten Rhein-Main-Gebiet.
Die „Vorstädte“ Frankfurts wie Bad Homburg und Oberursel mit optimaler Verkehrsanbindung an das Zentrum und Nähe zum Flughafen und mit ihrem „insgesamt positiven Umfeld mit vielen Kultur- und Sporteinrichtungen“, so Oberbürgermeister Alexander Hetjes, sind da schon seit vielen Jahren besonders nachgefragt.
Neue Rekorde und Spitzenwerte sind alle zwei Jahre schon fast normal geworden, meist referieren sie Lagen im Hardtwald und in der Ellerhöhe, diesmal wird dort eine Steigerung von zehn bis 20 Prozent der Bodenwerte notiert. In echten Zahlen: Im Hardtwald wurde der Richtwert von 1650 auf 1900 Euro pro Quadratmeter angehoben. Und in der Ellerhöhe, wo bei Bestandswohnungen im Verkauf laut Angeboten im Internet auch mal 7750 beziehungsweise 8900 Euro pro Quadratmeter bei Wohneigentum aufgerufen werden, ist der Preis für Wohnbauland von 1750 auf den stadtweit höchsten Stand von 2000 Euro pro Quadratmeter angehoben worden. Im Kerngebiet der Louisenstraße bleibt es beim Spitzenwert für Bad Homburg von 2100 Euro für eine Fläche von 100 mal 100 Zentimeter.
Bis zu 30 Prozent Steigerung in „guten und mittleren Lagen“ nennt Gutachter Stauder in seinem Bericht. Als Beispiel führt er etwa den Bereich Forsthausstraße/Jakob-Lengfelder-Straße in Ober-Eschbach an. Der durchschnittliche Bodenrichtwert stieg binnen zwei Jahren von 850 auf jetzt 1050 Euro pro Qua-dratmeter. Dies bilde eine allgemeine Tendenz auf dem Immobilienmarkt ab, gekauft wird alles, egal ob in einfacher, mittlerer oder guter Lage, Folge ist die Bodenwertsteigerung in allen Bereichen. Beispielhaft sei auch der Ortskern von Kirdorf, der Boden im Schatten des Doms kostet jetzt im Schnitt einen Tausender für die Maßeinheit Quadratmeter, vor zwei Jahren waren es noch 850 Euro.
Stabil ist die Lage im Feld der Gewerbeflächen, da bewegt sich der Kaufpreis zwischen 200 und etwa 350 Euro in gefragten Lagen am Bahnhof, Siemensstraße und Niederstedter Weg sowie in Dornholzhausen. Gleichbleibendes Niveau auch bei landwirtschaftlichen Flächen, Ackerland und Grünland gibt es für 6,50 bis acht Euro pro Quadratmeter, bei Kleingärten und Freizeitgärten wird ein Wert von 40 Euro notiert.
Wer es genau wissen will, kann sich eine analoge Karte gegen Gebühr von 60 Euro beim Gutachterausschuss bestellen. Einsicht auch über die Website der Stadt www.bad-homburg.de.