Wenn Beethovens Musik auf vier Saxofone trifft

Das Quartett „Vierfarben Saxophon“ hat einen wichtigen Part bei der Uraufflührung der „Echoes of Beethoven“. Am Pult Dirigent Cornelius Frowein. Foto: Staffel

Bad Homburg (ks). Es war ein großer Bogen über die Zeiten und Klänge hinweg, der beim nachgeholten Jubiläumskonzert im Kurtheater geschlagen wurde, mit dem die Schlosskonzerte 2020 eigentlich ihr 20-jähriges Bestehen hatten feiern wollen. Nun wurde daraus zugleich das erste umjubelte Orchesterkonzert einer Saison, die hoffentlich diesmal wie geplant stattfinden kann. Es wurde von der großartigen „Sinfonietta“ Köln unter der Leitung von Cornelius Frowein und dem Quartett „Vierfarben Saxofon“ gestaltet.

Dass der künstlerische Leiter Karl-Werner Joerg ein kreativer und rühriger Mentor der Konzerte in der Schlosskirche ist, hat er hinlänglich bewiesen; unter anderem auch damit, dass er mithalf, verschollen geglaubte und wiederentdeckte Werke zur Aufführung zu bringen. Sein vielfältiges Engagement für die Schlosskonzerte wurde auch vom Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt nachdrücklich gewürdigt.

Für das Jubiläum hatte sich Joerg eine besondere Überraschung ausgedacht: Die Uraufführung eines Werks, für die er den österreichischen Musiker und Komponisten Hans Kunstovny gewinnen konnte. Dieser gab seinem kleinen Werk den Titel „Echoes of Beethoven“, das im Zentrum des Konzerts stand, eingerahmt von einem heiteren, fröhlichen „Quartetto“ von Wolfgang Amadeus Mozart am Anfang und gefolgt von den „Aquarelle“ von Niels Wilhelm Gade, einem klangreichen, musikalisch „farbenreichen“ Quartett, das mit „Humoreske“ und „Capriccio“ im ersten und im vierten Satz der heiteren Muse den Vortritt gönnte.

Hans Kunstovnys Werk zu kommentieren, fällt schwer, denn von ihm stammt die Feststellung: „Ich finde es ja viel wichtiger, Musik zu komponieren, als hinterher zu klugen; ich werde dies auch nicht tun. Scheint mir doch: wer überhaupt etwas schafft, ist im Recht, und nicht der, der darüber redet.“ Beschränken wir uns also darauf, statt zu „klugen“ vier unterschiedlich gestimmte Saxofone mit einer Hommage an Beethoven (1770-1827) zusammenzubringen. Die Feiern zu dessen 250. Geburtstag im vergangenen Jahr waren ebenfalls der Pandemie zum Opfer gefallen.

Das Saxofon ist wesentlich jünger als das musikalische Schwergewicht Beethoven. Es wurde erst um 1840 von dem belgischen Instrumentenbauer Adolphe Sax entwickelt. Beethoven kann es also nicht gekannt haben. Schon deshalb war es eine kühne Idee des Komponisten, seine Hommage mit so facettenreichen und in Beehovens Musik eher ungewohnten „Klangfarben“ zusammenzubringen. Sie vermitteln eine gewisse Leichtigkeit und optimistische Grundhaltung, was auch durch die in vier unterschiedliche Pastellfarben gekleideten Musiker unterstrichen wurde. Das Werk sollte einen Kontrapunkt zu den feierlichen Ehrungen für Beethoven darstellen, wie es in den Erläuterungen festgestellt wurde, die Karl-Werner Joerg und der Komponist dazu gaben. Das ist gelungen, und vielleicht akzeptiert der Komponist die Aussage, dass er mit seinen „Beethoven-Echos“ auch einem musikalischen Genie gerecht wurde, das sich nicht scheute, „eingefahrene“ musikalische Wege zu verlassen und Wagnisse einzugehen.

Die beiden letzten Werke des Abends folgten der „schwingenden Leichtigkeit“ der Beethoven-Echoes zunächst mit der „Ballade und den Ungarischen Bauerntänzen“ von Béla Bartok. Noch einmal konnte die filigrane Interpretation des Dirigenten und seiner Musiker bewundert werden, die den Tempi so sensibel nachspüren; die sich und den Zuhörern Zeit gönnen, den unterschiedlichen Stimmungen der Sätze zu folgen.

In der „Cuban Overture“ von George Gershwin, für Saxofonquartett, Streichorchester und Percussion vom Dirigenten Cornelius Frowein bearbeitet, vereinten sich die eher sanften Klänge der Streicher und die markanten jazzig-dynamischen der Saxofone zu einem schwingenden bunten Klangteppich, in dem außer karibischer Lebensfreude immer auch ein wenig Melancholie spürbar war. Das Saxofonquartett bedankte sich – im Namen aller Mitwirkenden – für den herzlichen Applaus der Zuhörer mit einem Schlussakkord von Gershwin.



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