Bad Homburg (js). Die verhüllte Erde, der „Wrapped Globe“, gehört zu den letzten Grafiken, die Christo geschaffen hat. Eine Teilansicht des Globus, eingeschweißt in Plastik, vielleicht gar ein Vermächtnis des Künstlers, ein viele Fragen aufwerfender Vorgriff auf die fragile Zeit, in der wir uns nun bewegen. Sie wird zu sehen sein im Kukturzentrum Englischen Kirche, Ferdinandsplatz, wie auch eine Grafik als Vorarbeit zur Verhüllung der berühmten haushohen Sylvette-Statue von Picasso am Washington Square in New York in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Original-Foto.
Schon damals war der deutsche Fotograf Wolfgang Volz dabei, der exklusiv die Projekte des Künstler-Ehepaars begleitete. Er gilt in der Kunstszene als „das Auge von Christo und Jeanne-Claude“, sagt der Galerist Michael M. Marks von der Galerie am Dom in Frankfurt, der die Ausstellung organisiert. Um das Werk von Christo und seiner Frau und um das Auge an ihrer Seite geht es bei der Präsentation in der Englischen Kirche, die mit einer spannenden Vernissage am morgigen Freitag,8. September, um 19.30 Uhr eröffnet wird. Gezeigt werden rund 50 Collage-Grafiken von Christo und limitierte Fotos von Wolfgang Volz.
Volz soll morgen der Mann sein, der einen „sehr persönlichen Einblick“ in das künstlerische Leben des berühmten Paars gibt. Er wird zur Vernissage erwartet, auch um dort mit der Düsseldorfer Kuratorin einer früheren Christo-Ausstellung über dessen Werke zu sprechen. Die Ausstellung in der Kurstadt läuft zwar unter dem Titel „Ten Untold Stories“, gezeigt wird aber nun nach einer Programmänderung nicht der gleichnamige Film, sondern in Dauerschleife der Film „Walking on Water“ in englischer Fassung mit deutschen Untertiteln.
Es geht darin um den Installationskünstler Christo, der mit seinen legendären „Floating Piers“ auf dem Lago d’Iseo Kunstgeschichte geschrieben hat. Er wird im Vorraum der Kirche zu sehen sein, im Inneren soll der Fokus auf das Werk des Ausnahme-Künstlers gerichtet sein, mit ganz besonderem Fokus in der zentralen Mitte vor der Apsis auf das letzte monumentale Werk, die Verhüllung des L’Arc de Triomphe in Paris. Über Jahrzehnte hatte Christo das Projekt immer wieder verfolgt, er starb ein Jahr vor der Verwirklichung im Jahr 2020 im Alter von 85 Jahren, 25 Jahre nach der berühmten Verhüllung des Berliner Reichstags, die weltweit für Aufsehen gesorgt hat. Volz war in Berlin und in Paris dabei, er gehört zum innersten Kern der „working family“, wie das Team um Christo und Jeanne-Claude genannt wird, das auch noch nach dessen Tod an seinen Ideen weiterarbeitet.
Dank Michael M. Marks und der Galerie am Dom ist Bad Homburg zuletzt auch zu anderen künstlerischen Ehren gekommen. „Die Galerie am Dom hat uns herausragende Ausstellungen beschert“, schwärmt Kulturchefin Bettina Gentzcke. Sie erwähnt vor allem die beiden deutschen Künstler Markus Lüpertz und Günther Uecker, die zu Gast waren. „Hochkarätig“ nennt Oberbürgermeister Alexander Hetjes schwärmend die nun folgende Hommage an das Künstler-Paar Christo und Jeanne-Claude.
„Die Kunst von Christo und Jeanne-Claude erinnert uns daran, dass die Grenzen unserer Vorstellungskraft nur temporäre Schleier sind, die wir mit Kreativität und Hingabe durchdringen können“, sagt Hetjes. Etwa bei der Vernissage morgen Abend.
!Die Ausstellung ist bis zum 8. Oktober jeweils mittwochs bis sonntags von 15 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Ein besonderes Erlebnis bietet der kochende Künstler Rolf Baltromejus, der auch mit der Galerie am Dom verbunden ist, am Samstag, 16. Dezember. Baltromejus kommt mit seinem „Eat-Art-Projekt“ ins Kulturzentrum Englische Kirche. Da könnte auch eine kleine Verhüllung auf dem Teller Teil des servierten Vier-Gänge-Menüs inmitten der Kunst sein. Wer dabei sein will zwischen 19.30 und etwa 23 Uhr zahlt inklusive Getränke 125 Euro, etwa zwei Dutzend Menschen können teilnehmen. Anmeldungen per E-Mail an info[at]rolfcooks[dot]com.
„Die Galerie am Dom hat uns herausragende Ausstellungen beschert“, sagt Kulturchefin Bettina Gentzcke und bedankt sich dafür bei Michael M. Marks. Foto: fch