Begeisterung für Mondkrater, Planeten und Kometen wecken

Seit der Jugend begeistert von Himmelserscheinungen: Michael Feiler von der Astronomischen Gesellschaft Orion Bad Homburg zeigt den Kugelsternhaufen Messier 13 im Sternbild des Herkules auf seinem iPad. Foto: Bergner

Bad Homburg (a.ber). Am dunkelsten Ort von Bad Homburg stehen und mit modernster Technik einen Blick auf den Sternenhimmel werfen? Das soll Dank der Astronomischen Gesellschaft Orion bald für alle Bürger möglich sein: Das Projekt Volkssternwarte Hochtaunus nähert sich seiner Vollendung. 14 Meter vom Peter-Schall-Haus in Dornholzhausen entfernt werden Ende diesen Jahres Bauarbeiter das Fundament für die aufklappbare Baader AllSky-Kuppel legen. „Der Hintertaunus wäre zwar dunkler, aber wir sind ein Bad Homburger Verein, und die Sternwarte soll auch für Schüler gut erreichbar sein“, erklärt Michael Feiler, Veranstaltungskoordinator der AG Orion.

Begeisterung für Himmelserscheinungen wie Sonnenflecken, Mondkrater, Planeten und Kometen wecken – das möchte die Astronomische Gesellschaft Orion im Sinne der Volksbildung. Michael Feiler selbst packte das Fieber des Amateurastronomen im Alter von 14 Jahren: Der Halleysche Komet kam 1986 in Erdnähe, „und mein Opa und ich gingen nach draußen, um den Kometen zu suchen. Als wir ihn mit bloßem Auge am Himmel fanden, sagte mir mein Opa, dass ich die Chance hätte, Halley nochmal wiederzusehen, da der Komet im Mittel alle 75,3 Jahre wiederkommt, also 2061. Und seitdem möchte ich 90 Jahre alt werden“, schwärmt der Fernsehtechniker und Entwicklungsingenieur. Sein erstes Teleskop kaufte er einem Selbstbauer ab: ein vier Zoll Newton-Spiegelteleskop, gebaut aus einem orangefarbenen Wasserrohr, das blau angemalt war. Damit konnte Michael Feiler die Mondkrater, Jupiter mit seinen Wolkenbändern und Monden und auch Saturn mit seinem Ring beobachten. Seither hat der begeisterte Astronom viele Himmelserscheinungen erforscht: weit entfernte Galaxien, sogenannte Deep-Sky Objekte, die weiter entfernt sind als die Planeten, offene Sternhaufen mit jungen Sternen und Kugelsternhaufen, die aus älteren Sternen bestehen. Während er lange Zeit Teleskope benutzt hatte, durch die man mit einem Auge beobachten kann, legte sich Michael Feiler vor zwei Jahren ein Großfernglas APM 120mm Bino zu: „Damit kann ich mit beiden Augen beobachten, dadurch entsteht ein ruhigeres Bild im Kopf.“

Seine Leidenschaft teilt Michael Feiler schon lange mit Gleichgesinnten. Seit Anfang der 2000er-Jahre existierte eine Rhein-Main-As-trotreffgruppe, die Feiler 2015 übernahm und daraus den Taunus-Astrotreff formte. Die Gruppe hat 76 Mitglieder und tauscht sich regelmäßig per Mailingliste aus. Viele Teilnehmer des kostenlosen Taunus-Astrotreffs sind auch Mitglieder des 1998 aus einem Astronomiekurs der Bad Homburger Volkshochschule hervorgegangenen Vereins AG Orion. Die regelmäßigen Beobachtungsabende des Vereins auf einem Waldparkplatz in Pfaffenwiesbach sind sehr beliebt. „Um 19.30 Uhr reinige ich meine Okkulare, lese den Newsletter über das, was heute zu sehen ist, und fahre nach 21 Uhr nach Pfaffenwiesbach. Da treffe ich andere Astronomen, wir bauen unsere Apparaturen auf, stoßen mit alkoholfreiem Bier an und gucken dann Richtung Süden.“

Michael Feiler ist eher der visuelle Sterngucker, während andere Vereinskollegen sich als Astrofotografen betätigen und schöne Bilder auf ihre Laptops bannen. Wie viele Sternfreunde in Deutschland benutzen die Hobby-Astronomen zur Orientierung am Himmel dabei den „Deep-Sky-Reiseatlas“ des Oculum-Verlags, den Michael Feiler 2005 gemeinsam mit seinem Freund Philip Noack veröffentlichte. „Ich hatte mit den gekauften Sternkarten am Himmel nichts gefunden, darum habe ich nach und nach selbst Sternkarten erstellt“, so Feiler. Auch eine „Drehbare Himmelskarte“ von Feiler, mit der man nach Datum und Uhrzeiteinstellung den aktuellen Himmelsausschnitt sehen kann, wurde ein Renner in der Welt der deutschen Hobby-Astronomen. Michael Feiler schreibt auch gemeinsam mit Vereinskollege Bernhard Strauch für einschlägige Fachzeitschriften.

Die 51 Mitglieder der AG Orion unter Vorsitz von Andreas Elleringmann haben es sich zur Aufgabe gemacht, im Vereinshaus Dornholzhausen mit regelmäßigen öffentlichen Themenabenden über Himmelserscheinungen, mit Beobachtungsabenden und Workshops über Astrofotografie die Begeisterung für den Himmel zu wecken. „Wenn es einen Schöpfer gibt, hat er sich verdammt viel Mühe gegeben – alles im Weltall funktioniert reibungslos, das kann kein Zufall sein!“, sagt Feiler und fasziniert mit seinen Erklärungen zur Entstehung von Mond und Erde, Jahreszeiten und Zeitzyklen. Das Fieber hat auch seinen 15-jährigen Sohn Silas schon gepackt – immer wieder fährt er mit dem Vater zu Himmelsbeobachtungen nach Pfaffenwiesbach.

Mit dem Projekt Volkssternwarte Hochtaunus will der Verein vor allem auch Jugendliche inspirieren: Schüler und Lehrer der Schulen im Hochtaunuskreis sollen in Zukunft auch die Möglichkeiten der Sternwarte nutzen können. Angebote für Menschen aller Altersgruppen inklusive Menschen mit Handicap werden geplant. Mit Unterstützung der Stadt Bad Homburg hat die AG Orion bereits fast die erforderliche Summe von 180 000 Euro für die Baader AllSky-Kuppel durch Spenden erhalten – Michael Feiler und der Verein sind zuversichtlich, dass die restlichen 20 000 Euro auch noch zusammenkommen.

!Informationen über die Astronomische Gesellschaft Orion, das Projekt Volkssternwarte, Spendenkonto, Veranstaltungen und den aktuellen Sternenhimmel gibt es im Internet unter www.agorion.de oder unter Telefon 069-87000662.



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