Bad Homburg (a.ber). Eine pinkfarbene Tomatensuppe zur Vorspeise, Musik, Kunst und ein sehr ernstes Thema – und dabei jede Menge Heiterkeit: Die Traditions-Gala des Fördervereins Onkologie der Hochtaunus-Kliniken „Lebensqualität im Fokus“ (LIF) im Steigenberger Hotel war nicht nur eine in Pink angestrahlte Charity-Veranstaltung zugunsten krebskranker Menschen, bei der die Veranstalter für ihre mehr als 120 Gäste Spaß und Spendenbereitschaft in Verbindung brachten.
Der LIF-Vorstand unter Federführung der ehrenamtlichen Vorsitzenden Dr. Dagmar Giesecke, bis vor Kurzem Leitende Fachärztin für Gynäkologie und Leiterin des Brustkrebszentrums an den Hochtaunus-Kliniken, nutzte den Galaabend vor allem dazu, auf das Thema Krebs und Wohlergehen onkologischer Patienten aufmerksam zu machen und Gesprächspartner aus unterschiedlichen Bereichen zusammenzubringen: Ärzte und Professoren, von Krebs Betroffene und deren Familienangehörige, Vertreter aus mit der Erkrankung befassten Berufs- und Sportgruppen und nicht zuletzt zahlreich anwesende Kommunal- und Kreispolitiker hörten den Appell der erfahrenen Fachärztin: „Achten sie auf die Menschen. Schenken Sie Krebskranken und deren Angehörigen Wissen und Unterstützung!“
Im Jahr 2017, als in Bad Homburg die aus den USA kommende „pinkfarbene Bewegung“ erstmals aufgegriffen worden sei und „wir in einer kleinen Runde vor dem angestrahlten Steigenberger Hotel standen, mit mir Schirmherr Oberbürgermeister Alexander Hetjes und ein paar zufällig vorbeikommende Passanten“, sei der Kreis denkbar klein gewesen, der sich für die Probleme krebskranker Menschen in Therapie und Alltag stark machen wollte, so Dr. Dagmar Giesecke zu Beginn des Abends. Bei der sechsten Zusammenkunft zum Auftakt des Brustkrebsmonats Oktober 2022 nun hatten die Aktiven von LIF eine Gala auf die Beine gestellt, durch den Abend führte munter und temperamentvoll die bekannte Fernsehmoderatorin Bärbel Schäfer, die selbst vielfach karitativ engagiert ist. Geschäfte, Sportclubs und -vereine sowie Hotellerie aus Bad Homburg und Frankfurt hatten Preise für die Wohltätigkeits-Tombola gespendet, deren Lose von LIF-Mitgliedern eifrig während des Abends an die Gäste verkauft wurden. Ein Acryl-Bild der Bad Homburger Zahnärztin Dr. Annette Weber wurde versteigert, Tanzeinlagen sorgten für lockere Stimmung. Der Verein verstand es, immer wieder Anknüpfungspunkte zwischen Lebenslust und Ernst zu finden.
80 000 Frauen in Deutschland pro Jahr allein werden mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. So klärte Gynäkologin Giesecke über das „Fatique-Syndrom“ krebskranker Menschen auf und machte deutlich, wie wichtig gerade in der Langzeit-Betreuung von Brustkrebspatientinnen die körperliche Bewegung und Fitness sei. „Hier hat unser Förderverein eine Säule geschaffen mit seinem kostenlosen Angebot an Sporttherapie-Kursen nach einer Chemo-Behandlung.“ Achtsamkeitstraining, Kunst- und Schreib-Therapie für Patientinnen und Patienten ohne Heilungschancen, Yoga-Kurse gegen Angst und Stress – LIF begleite die Kranken ebenso wie deren Angehörige durch „diese emotionale Achterbahnfahrt“, so Giesecke. Sie erinnerte auch an verstorbene Sponsoren und Fördermitglieder, die – selbst Palliativpatienten – für die Deutsche Kinderkrebshilfe und das Bad Homburger Brustkrebszentrum tätig gewesen seien.
Prof. Dr. Klaus Strebhardt, Gynäkologe an der Uniklinik Frankfurt, erinnerte in seinem Kurzvortrag über Forschung zur Heilung des aggressiven Eierstockkrebs‘ an die Bedeutung Bad Homburgs für die moderne Krebstherapie: Hier hatte der Mediziner und spätere Nobelpreisträger Paul Ehrlich seine Gedanken zu Färbemethoden von Blutzellen-Gewebe weiterentwickelt und mit der visionären Verbindung von Chemie und Medizin Ende des 19. Jahrhunderts die moderne Krebstherapie angestoßen. Das Thema Krebserkrankung sei immer noch zwischen Hilflosigkeit und durch weitere Forschung genährte Hoffnung auf Genesung angesiedelt, so Prof. Strebhardt. An einem der 14 großen Festtische im Saal saßen drei junge Männer. Einer von ihnen sagte auf die Frage nach dem Grund, warum er mit seinen Freunden hier sei: „Ich bin hier, weil ich die Idee gut finde, ein wichtiges Thema so in den Fokus zu rücken.“