Beim Bürgerfrühstück über die letzte Lebensphase sprechen

Sterbenden Zeit schenken und deren Angehörige entlasten: eine erfüllende Aufgabe, wie die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen Andrea Link (l.) und Jutta Junker (r.) es erleben – sie laden mit anderen Mitgliedern des Hospiz-Dienstes zum Bürgerfrühstück auf dem Marktplatz ein, um mit Menschen darüber ins Gespräch zu kommen. Foto: a.ber

Bad Homburg
(a.ber). Zeit schenken, begleiten und zuhören: Auf dieses Angebot für Menschen, die in einer schweren Lebensphase stecken, machte der Bad Homburger Hospiz-Dienst am vergangenen Samstag auf dem Marktplatz in der Louisenstraße aufmerksam. Bei einem Bürgerfrühstück kamen die haupt- und ehrenamtlichen Hospizbegleiter und Mitglieder des Vereins mit vielen Bürgern ins Gespräch. Sterben – ein dunkles Thema an einem heiteren Sommermorgen?

Für Jutta Junker und Andrea Link, die beide als ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen seit Jahren Schwerkranken und Sterbenden und deren Angehörigen beistehen, ist das kein Gegensatz. Sie suchen, wie auch die mehr als 40 anderen Ehrenamtlichen des Vereins für ambulante Hospizbegleitung, den Kontakt zu Menschen, die dem Ende ihres Lebens zugehen, zu Hause, im Pflegeheim oder im Krankenhaus: „Wir sitzen am Bett, sprechen mit den Kranken über ihre Ängste und Wünsche, gehen auf sie ein, schenken Vertrauen. Und oft ist diese Begleitung gar nicht traurig, macht uns auch nicht traurig, sondern erfüllt die Schwerkranken und Sterbenden wie auch uns Helfer. Viel Intensität und viele schöne Momente sind dabei“, erzählt Andrea Link, die vor sieben Jahren beschloss, die einjährige Ausbildung zur Hospizbegleiterin bei dem Bad Homburger Verein zu machen. Wie sie gehört auch Jutta Junker, die seit zwölf Jahren Sterbende und ihre Angehörigen begleitet, zum Vorstand des Hospiz-Dienstes. „Wir wollen mit dem Bürgerfrühstück auch Menschen gewinnen, sich mit der Arbeit eines Hospizbegleiters zu beschäftigen“, sagt sie. „Ich empfinde diese Arbeit auch als große Bereicherung für mich selbst.“

Thomas Bölsterling, ehrenamtlicher Hospizhelfer aus Oberursel, und Alexander Holighaus unterhalten mit Oldies und Countrysongs an Bass und Gitarre. Die Gespräche mit denen, die stehenbleiben oder sich hinsetzen, drehen sich an diesem Vormittag bei kostenlosem Kaffee, Kuchen und Snacks auf dem Marktplatz mitten im Einkaufstrubel um wichtige Fragen, die man sonst gerne beiseite schiebt: Es geht um Empathie und Geduld mit schwer erkrankten Menschen, um Fragen der Sicherheit in der letzten Lebensphase, und auch darum, ob sich der eine oder die andere denn eine Begleitung Sterbender zutraut. Es geht um vorletzte Momente, Sorgen der Angehörigen und um das, was ein sterbender Mensch seinen Familienmitgliedern im Gespräch noch anvertrauen will oder was er lieber vor einem neutralen Dritten zur Sprache bringen möchte, um niemanden zu belasten. Der Hospiz-Dienst suche derzeit besonders männliche ehrenamtliche Hospizbegleiter, aber auch jeder andere sei willkommen, egal ob noch berufstätig oder im Ruhestand, sagt Jutta Junker. Die einjährige Qualifikation sei kostenlos, ein paar Stunden pro Woche oder alle zwei Wochen nach Absprache solle man aber Zeit haben für die Begleitung eines Patienten und dessen Angehörigen.

Der Hospiz-Dienst arbeitet mit allen Stellen und Diensten der Palliativ-Versorgung im Hochtaunuskreis zusammen, ebenso mit Kliniken in Bad Homburg und Frankfurt. Zweimal pro Woche hält der Verein eine Sprechstunde auf der Palliativstation der Hochtaunus-Kliniken ab und bietet für Angehörige auch „Letzte-Hilfe-Kurse“ an, in denen es um die Organisation in der letzten Lebensphase geht. Außerdem wird das Schulprojekt „Hospiz macht Schule“ an Grundschulen durchgeführt. Dass die Stadt dem Verein gerade 25 Prozent der Zuschüsse gekürzt habe, mache die Arbeit nicht leichter, sagt Jutta Junker im Gespräch. Auch die Coronazeit war für die Hospizbegleitung keine einfache Zeit. Umso mehr hoffe der Verein auf ehrenamtliche Unterstützung.

!Informationen über das kostenfreie Angebot des Bad Homburger Hospizdienstes, Gluckensteinweg 50, gibt es unter Telefon 06172-8686868 und im Internet unter www.hospizdienst-bad-homburg.de.



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