Ein bisschen Pariser Chic im „Gras“ der Sandelmühle

Auf dem Sportplatz an der Sandelmühle darf wieder gekickt werden. Spvgg.-Chef Jochen Herbert, Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Bürgermeister Meinhard Matern (vorne, v. l.) haben erste Bälle gekickt. Foto: js

Bad Homburg (js). Es darf wieder gekickt werden auf dem Nebenplatz der legendären „Sandelmühle“, wo die Spielvereinigung 05 Bad Homburg einst ebenso legendäre Erfolge eingespielt hat. Bis hin zur Vizemeisterschaft im deutschen Amateurfußball vor ein paar Jahren, die der Oberbürgermeister von heute noch nicht live erlebt hat. Auf dem Platz am Rande des „Stadion-Spielfelds“ mit der Tribüne zu Füßen von St. Marien und der Erlöserkirche durfte Alexander Hetjes jetzt den ersten Kick ausführen, im Tor ebenso elegant und sportiv Bürgermeister Meinhard Matern. Aus der Stadtkasse flossen mehr als 300 000 Euro Richtung Sandelmühle, das Land hat noch 50 000 Euro draufgepackt, um den alten Spielgrund mitten in der Stadt wieder aufzufrischen.

Nicht für Profis hat die Stadt Geld in die Hand genommen, die derzeit unter „merkwürdigen Begleitumständen“ (Hetjes) ihren Sport wieder aufgenommen haben, vornehmlich der „hervorragenden Jugendarbeit“ der Spielvereinigung 05/99 Bomber Bad Homburg soll der Platz dienen. 16 Teams hat der Verein laut des Spielvereinigung-Vorsitzenden Jochen Herbert laufen, rund 350 aktive Fußballer frönen ihrem Sport zwischen Hessenring und Mühlberg. Jetzt kann der Trainingsbetrieb wieder Fahrt aufnehmen, nach langer Zeitverzögerung, denn eigentlich sollte schon im Oktober wieder gekickt werden. Die Ursache lag im Baugrund und dann kam auch noch Corona.

Man mag es kaum glauben, aber ausgerechnet auf einer Spielfläche, die knapp 16 Jahre lang von strammen Fußballerbeinen traktiert und stampfend bearbeitet wurde, stellte sich nach Abtragen der obersten Schicht heraus, dass die Fläche darunter in einem Teilbereich nicht die geforderte Tragfähigkeit aufwies. Nach 16 Jahren Fußball auf dem Kunstrasenplatz, der nun seine Schuldigkeit getan hatte. So wurde die Liste der Sanierungsarbeiten im Laufe der Monate länger. Man konnte nicht einfach den Kunstrasenteppich auswechseln, es brauchte fast ein Dutzend Arbeitsschritte, bis der neue Belag nach französischer Machart mit dem sehr komplexen Namen „FieldTurf ULTRA 360 35“ aufgebracht werden konnte. Jetzt liegt er fest verankert da, verfüllt mit rund 100 Tonnen Quarzsand und 13,5 Tonnen Korkgranulat.

Was darunter passiert ist, könnte Claudia Richter im Detail erläutern, die Leiterin der Abteilung Grünflächen im Rathaus. Ausbau der alten Elastikschicht aus Matten unter dem früheren „Rasen“, Überarbeiten der freigelegten ungebundenen Schottertragschicht, Baugrundstabilisierung, Einbau von Drainageleitungen, „profilgerechter Wiedereinbau von vorhandenem Tragschichtmaterial und Ergänzung mit neuem Tragschichtmaterial“, dann je 5100 Quadratmeter 30 Millimeter starke Elastikschicht und Kunstrasenbelag inklusive Sand- und Korkverfüllung. Als Sahnehäubchen neue Tore, Eckfahnen und verschiedenfarbige ins Kunstgras eingearbeitete Linien für variable Spielfeldgrößen.

Dem Korkgranulat ist die ein wenig verwelkt wirkende Farbe des Rasens schon beim ersten Ballgeplänkel zu verdanken. Mehr Braun als Grün dominiert die Fläche beim fokussierten Blick auf Teilbereiche, übers gesamte Spielfeld blickend entsteht allerdings schon eine grüne Illusion, die der Fußballfan braucht. Den Jubelrutscher auf den Knien Richtung Fans haben Hetjes, Matern und Spvgg.-Chef Herbert beim ersten Test nicht probiert, die Sportplatzbauer haben aber versichert, dass dies dank des „hautfreundlichen“ Kork-Granulats gefahrlos möglich sei. Kork ersetzt das früher genutzte Mikro-Plastik, der neue Platz soll eine Lebensdauer von etwa zehn bis fünfzehn Jahren haben.



X