BLB: Gute Ideen brauchen kein Parteibuch

Die Energiewende im ÖPNV hin zum E-Bus ist ein ganz wichtiges Thema der BLB. Foto: js

Bad Homburg (js). „Unabhängig, gradlinig, ökologisch denkend“, das Mantra zieht sich durch das komplette Wahlprogramm. Unterzeile: „Gute Ideen brauchen kein Parteibuch“. Dieser Idee ist die Bürgerliste Bad Homburg (BLB) noch immer im positiven Sinne verhaftet, auch 20 Jahre nach der Gründung. Ausschließlich von ergebnisorientierter Sachpolitik bewegt, ohne parteipolitische Interessen, von denen sie sich rigoros distanzieren. Niederlagen sind einkalkuliert, und trotzdem sind sie optimistisch, ihre Quote von 2016 mit drei gewonnenen Sitzen im Stadtparlament verdoppeln zu können. Damals wurden 6,6 Prozent Wählerstimmen für die Bürgerliste notiert. „Wir machen ein Angebot, die Bürger haben die Wahl“, so der Frontmann Armin Johnert. Und das gilt für beide Wahlen, die am 14. März anstehen.

Im Stadtparlament kennt man ihn eher hemdsärmelig als herausgeputzt und glatt. So erlebt man Armin Johnert auch im Wahlkampf für seine Bürgerliste, in Doppelfunktion als Oberbürgermeister-Kandidat und als Nummer 1 seiner Fraktion der Unabhängigen. Ein Mann des Volkes, der keiner politischen Kaste verpflichtet ist, unbeeinflusst von Landes- und Bundespolitik, unbeeinflusst von allen politischen Ränkespielen. Lieber eine Niederlage einstecken, als OB-Kandidat oder Spitzenmann seiner Liste, als vom geradlinigen Weg politischer Vorstellungen abzukommen. Man muss das so sagen, Armin Johnert ist nun mal das Gesicht der BLB, die mit der ehemaligen Kulturdezernentin Beate Fleige auch noch eine „Grande Dame“ der Kurstadt-Kulturpolitik in ihren Reihen hat.

Johnert und Fleige führen die BLB-Liste an, noch so ein Freigeist, das langjährige FDP-Urgestein Wolfgang Hof, kandidiert auf einem Ehrenplatz. Klare Linie, klare Kante, so kennt man auch den Ur-Liberalen, den es zu den Unabhängigen gezogen hat. „Transparenz ohne Hinterzimmer-Absprachen, bürgernahe Politik, die immer die Interessen der Menschen im Fokus haben wird“, will Johnert in den Vordergrund stellen. Er weiß, dass sich viele Wahlprogramme ziemlich gleich anhören, dass die Protagonisten in den Parteien die Themen der Zeit kennen und aufgreifen. Deswegen fokussiert die BLB ihren Wahlkampf vor allem auf die Dinge, „wo wir uns fundamental unterscheiden“, so Johnert. Vor allem von der CDU und deren Führungspersonal.

Stichwort bezahlbarer Wohnraum: Woche für Woche zu hören in wohlfeilen Sonntagsreden aller Parteien, macht sich auch auf dem Papier schön, „aber passiert ist nichts“, so sieht das die BLB. Wegbereiter für diesen dringend benötigten Wohnungsbau will sie sein, auf städtischen Grundstücken wie dem ehemaligen Lilly-Gelände in Dornholzhausen, das andere lieber einem Tennisclub übereignen wollen. Auf dem freiwerdenden Grundstück der alten Maria-Scholz-Schule, auf Brachflächen, auf den Flachdächern von Discountern und Kindertagesstätten, mit einer stadteigenen Wohnungsbau-Gesellschaft im Hintergrund, die auch mal kleinteilig und damit bezahlbar baut. 12,50 Euro pro Quadratmeter für die von der Koalition propagierten Wohnungen an der Urseler Straße seien nicht preiswert, nun avisierte zehn Prozent „günstiger Wohnraum“ auf dem alten Klinikgelände seien ein „Hohn“, Wohnbau-Verhinderung am Marienbader Platz zugunsten von Bürobauten ein „Anachronismus“.

Stichwort Kurhaus: Das Projekt in den Köpfen vieler wird ein bestimmendes Thema in den kommenden Jahren sein. Und die jetzige Wahl wird richtungsweisend für die Zukunft des zentralen Zentrums in der Innenstadt sein. Abriss oder Sanierung, das wird die erste entscheidende Frage sein. Was kann sich die Stadt leisten? Was will sie sich leisten? Schon vor ein paar Jahren war von 150 bis 180 Millionen Euro für einen neuen Prachtpalast die Rede, mit noch mehr Platz für Veranstaltungen und große Kongresse. Wer „echte Bürgerbeteiligung“ will, dürfe nicht nur zwei unterschiedliche Neubau-Modelle zur Wahl anbieten, er müsse auch Zahlen für eine mögliche Sanierung vorlegen. Die BLB will keinen Abriss, stattdessen maßvolle Sanierung für das Herz und den Mittelpunkt der Stadt, damit es sowohl dem Kongresswesen als auch den Bürgern als Begegnungsraum dienen kann. Klein aber fein, auch ein bisschen Luxus dürfe sein, auf jeden Fall aber müsse ein Angebot für die Jugend der Stadt integriert werden, etwa ein „Jugend-Kultur-Theater-Café-Treff“ oder eine Disco im Tiefgeschoss. Im einstigen „Bündnis für Bad Homburg“ mit den Grünen, mit Sozialdemokraten und der nicht mehr existenten NHU (Neue Homburger Union) konnte die BLB zu Anfang des vergangenen Jahrzehnts kommunalpolitisch einige Akzente setzen. Ein neues Bündnis dieser Art, etwa mit den Grünen und der SPD, könnte sich Johnert auch für die Zukunft vorstellen.

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