Von der Blechliesel bis zur Zeitmaschine

Bad Homburg (fch). Es gibt Autos, Autos und Autos. Die einen sind treue Gefährten im Alltag, die anderen begehrte Sammlerstücke. Die dritte Kategorie bilden „Autos im Film“. Zu sehen sind derzeit 17 von ihnen in der gleichnamigen Ausstellung in der Central Garage. Ermöglicht hat diese besondere Autoschau Dieter Dressel, Museumsbesitzer und Automobilfan. Für die Konzeption zeichnet Filmjournalist Dr. Siegfried Tescheaus Hannover verantwortlich.

Autos aus Filmen haben sich in unser kollektives Gedächtnis gefahren. Sie sind die eigentlichen Helden vieler Streifen. Ohne ihre Autos wären die Helden ihren Gegnern nicht entkommen, hätten sich nicht aus brenzligen Situationen retten können, und es gebe keine wilden Verfolgungsjagden. Egal, ob Jerry Cotton, James Bond oder Batman, ohne ihren Jaguar E, Aston Martin DB 5 oder „The Dark Knight Batman Batmobil Tumbler“, einer Mischung aus Lamborghini und Humvee, wären die Helden nur halb so erfolgreich gewesen. Aber es hätte auch keinen „Herbie“ gegeben, der wesentlich mehr als nur ein Fahrzeug ist. Für „Herbie“ ist Emma-Luise extra mit ihrer Mama aus Friedrichsthal im Saarland nach Bad Homburg gefahren.

Die Achtjährige schwärmt für den VW Käfer (1968) aus der Komödie „Ein toller Käfer“, seit sie den Film „Ein toller Käfer startet durch!“ gesehen hat. „Das ist für mich das schönste Auto in der Ausstellung“, freute sich das Mädchen. Auch das einstige Traumauto von Gabriele Albert aus Wiesbaden ist in der Central Garage zu sehen. Es ist ein Opel GT aus den 1970er-Jahren. Von diesem Exemplar mit herausnehmbarem Dach wurden nur zwei produziert, wie Dieter Dressel informierte. Hinter dem Steuer des Sportwagens saßen in der deutschen Filmkomödie (2001) „Viktor Vogel – Commercial Man“ von Lars Kraume die beiden Schauspieler Alexander Scheer und Götz George. „Mein GT hätte zwar eine andere Farbe gehabt, wäre nicht orange gewesen, aber es ist immer noch ein schönes Auto“, freute sich Besucherin Albert.

Unvergessen ist auch „Schorsch“, der Trabi, mit dem Udo Struutz, seine Frau Rita und Tochter Jacqueline aus Bitterfeld im Film „Go Trabi Go“ nach Neapel gereist sind. Nostalgische Gefühle und viele Erinnerungen dürfte bei Besuchern der Blick auf das legendäre Ford Model T auslösen. Der unter dem Namen „Tin Lizzy“ oder „Blechliesel“ bekannte Wagen diente in mehreren Filmen dem US- Komikerduo Laurel und Hardy (Dick & Doof) mit Stan Laurel und Oliver Hardy als Lieblingsgefährt.

Zurück in die Zukunft

Glänzende Augen bekam Lothar Nagel aus Walldürn beim Blick auf ein Wehrmachtsgespann mit Seitenwagen von BMW, zirka Baujahr 1940. Mit ihm war kein Geringerer als „Indiana ‚Indy‘ Jones“ im dritten Teil „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ der berühmten Abenteuerfilm-Tetralogie des Regisseurs Steven Spielberg unterwegs. Schnell kam der Besucher mit einem anderen Experten und Dieter Dressel ins Fachsimpeln. Immer wieder tauschten Besucher ihre Kenntnisse über die Autos und Filme aus. Beispielsweise über Sean Connery, der als Geheimagent 007 in „Goldfinger“ im Aston Martin DB 5 fuhr. Als Meilenstein des Action-Kinos gilt vielen Cineasten das Highspeed-Rennen von Steve McQueen in seiner Rolle des Lieutenant Frank Bullit in San Francisco. Der Cop war auf Streife unterwegs im Ford Mustang Fastbacks. Auf der Leinwand lieferte er sich 1968 eine Verfolgungsjagd mit dem Fahrer eines Dodge Charger. In Bad Homburg zu sehen ist ein Porsche 911 S, den Steve McQueen, Liebhaber schneller Autos, in dem von ihm produzierten Film „Le Mans“ (1971) fährt. Wie auf einer Tafel zu lesen steht, erzielte der Porsche 917 K aus dem Rennen bei einer Auktion im September 2017 die Rekordsumme von 14 Millionen Dollar. Der anfangs im Film zu sehende Porsche 911 S wurde im September 2011 für 1,375 Millionen Dollar versteigert.

Fantastisch-futuristisch kommt der berühmte DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“ daher. Als ikonische Zeitmaschine des verrückten Erfinders Doc Brown überlebte das exzentrische Flügeltür-Auto mit Flugeigenschaften seine kurze Lebenszeit von nur einem Jahr um mehrere Filme. Bewundert werden kann in der Central Garage auch ein „Labor“ auf vier Rädern von Mercedes aus dem Film „Vergessene Welt – Jurassic Park“ (1997). Und noch viele weitere flotte, futuristische oder martialisch aussehende Wagen aus Lieblingsfilmen können bestaunt werden.

„Wir zeigen in unserer Ausstellung Autos aus allen Dekaden – vom Ford-Modell vor dem Ersten Weltkrieg über den legendären 1930 Mercedes Nürburg (aus „Die Drei von der Tankstelle“) bis hin zum Mercedes ML aus den 1980er-Jahren oder einem VW Touran. „Alle Fahrzeuge sind Leihgaben aus Museen, von Mercedes, VW, Opel, dem PS.Speicher in Einbeck, aus dem Technik Museum in Speyer oder von Privatleuten“, informierte Dieter Dressel. Großes Lob zollten ihm begeisterte Auto-, Motorrad- und Filmfans für die gelungene, bis Februar 2020 geöffnete Präsentation in der Central Garage am Niederstedter Weg.

!Die aktuelle Ausstellung „Autos im Film“ im Automuseum Central Garage, Niederstedter Weg 5, ist mittwochs bis sonntags von jeweils 12 bis 16.30 Uhr zu sehen. Montags und dienstags ist das Automuseum geschlossen.

Dieter Dressel vor dem legendären Nürburg Sport-Roadster 460 K (Baujahr 1929), der 2,2 Tonnen wiegt, mit Kurbel oder elektrischem Anlasser gestartet wurde und mit einem Winker statt Blinker ausgestattet ist. Foto: fch

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