Viele Bürger fragen: „Muss der Ausbau der A5 wirklich sein?“

Friedrichsdorf (fw). Der Raum im Forum Köppern platzte bei der Informationsveranstaltung von BUND und Nabu zum geplanten Ausbau der A5 aus allen Nähten. Um die 70 Personen waren gekommen, um sich über die Pläne der Autobahn AG und Alternativen zum Ausbau der A5 zu informieren. Zunächst erläuterten Volker Hake und Christian Haak vom BUND Frankfurt die Rechtslage und die Ausbaupläne. Untersucht wurde in der Machbarkeitsstudie der Autobahn AG zwar auch die Möglichkeit eines zehnspurigen Ausbaus, im Fernstraßenausbaugesetz ist für den Abschnitt zwischen dem Bad Homburger Kreuz und der Anschlussstelle Friedberg bei Köppern – anders als weiter südlich – aktuell aber nur ein Ausbau auf acht Spuren plus Standstreifen vorgesehen. Die Auswirkungen auf Mensch und Natur wären nach Ansicht der beiden Referenten dennoch massiv. Außerdem sei aufgrund des „induzierten Verkehrs“ fraglich, ob das Ziel der Staubeseitigung erreicht würde. Denn verschiedene Studien zeigten, dass breitere Straßen zu mehr Verkehr führten. Gerade auf Autobahnen in Ballungsräumen träten nachweislich zumeist kurze Zeit nach dem Ausbau genauso viele Staus auf wie zuvor. Außerdem trüge der Ausbau von Autobahnen zur Zunahme des Verkehrs auf Zubringerstraßen und zur Zersiedelung der Landschaft bei. Als Beispiel für negative Auswirkungen auf die Natur hob Christian Haak die Beeinträchtigung des Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiets Erlenbach zwischen Neu-Anspach und Nieder-Erlenbach sowie mehrerer Trinkwasserschutzgebiete und Biotope hervor. Wenn Hessen sein Ziel erreichen wolle, die Flächenversiegelung von heute 2,6 Hektar pro Tag bis 2040 auf netto null zu reduzieren, sollten Projekte wie der A5-Ausbau gestoppt werden.

Ein Punkt, der auf besonderes Interesse stieß, war das Thema Lärmschutz. Würde die A5 heute in ihrer jetzigen Form gebaut, sei laut Bundesimmissionsschutzgesetz die Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen verpflichtend, erläuterte Haak. Denn der Grenzwert von 49 Dezibel nachts wird bereits heute immer wieder überschritten. Kommt der Ausbau, würden Lärmschutzmaßnahmen umgesetzt, ob die Lärmbelastung dadurch aber abnähme, sei unter anderem aufgrund des induzierten Verkehrs fraglich. Hake wies darauf hin, dass bei einer starken Überschreitung der Grenzwerte auch „Lärmsanierungen“ möglich seien, hierauf bestünde aber kein Rechtsanspruch. Auf diesen Punkt ging in der anschließenden Diskussion eine Teilnehmerin aus Kalbach ein, die von ihrem jahrelangen und bisher weitgehend erfolgslosen Kampf für die Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen am Ort berichtete.

Willi Loose vom Verkehrswendebündnis Frankfurt stellte die Ergebnisse eines aktuellen Berichts über Alternativen zum Ausbau der A5 vor, der von Experten verschiedener Organisationen wie Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC), Fahrgastverband PRO BAHN und Verkehrsclub Deutschland (VCD) vorgelegt wurde. Dieser kommt zu dem Ergebnis, dass durch die zügige Umsetzung bereits geplanter Maßnahmen zur Stärkung des ÖPNV und zum Ausbau der Fahrradinfrastruktur insbesondere der Pendlerverkehr so stark reduziert werden könnte, dass der Ausbau der A5 überflüssig würde. Dazu zählen unter anderem der Ausbau der Main-Weser-Bahn nördlich von Bad Vilbel, das Radschnellwegenetz (unter anderem der Radschnellweg FRM 5 über Oberursel nach Eschborn) und die bereits im Bau befindliche Regionaltangente West.

Der Bericht sowie die Präsentationen der drei Referenten sind im Internet unter https://www.stoppa5ausbau.de/ als Downloads verfügbar.



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