Braun: Kriegerdenkmal soll auf dem Waisenhausplatz bleiben

Bad Homburg (hw). Der Ortsbeirat Innenstadt hat nach kontroverser Diskussion mit knapper Mehrheit beschlossen, dass die Verwaltung prüfen soll, ob das Kriegerdenkmal vom Waisenhausplatz versetzt werden kann. Argumente für eine Versetzung sind laut Ortsvorsteher Thomas Meye Urbanisierung des Platzes, bessere optische Gestaltung, mehr Nutzungsmöglichkeiten, stärkere Belebung, möglicherweise durch Gastronomie.

„Alles keine einleuchtenden Argumente“, so Braun, der dreimal in der Woche auf dem Waisenhausplatz seinen Blumenstand hat. Die Louisenstraße besitze nur noch wenige historische Gebäude und das Kriegsdenkmal, das seit über 140 Jahren zur Geschichte Bad Homburgs gehöre und den einstigen Zeitgeist widerspiegle. Diene das Denkmal mittlerweile weniger dem direkten Gedenken der Gefallenen, so sei es doch mehr und mehr auch ein Mahnmal geworden, keine Kriege zu führen. Dieses Denkmal habe erst recht heutzutage mitten im Stadtgeschehen, wo tagtäglich die meisten Menschen vorbeigehen, seine Daseinsberechtigung.

„Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich Menschen auf die Stufen setzen, besonders, wenn die Sonne scheint, miteinander reden, kommunizieren. Das ist gelebte Urbanität“, so Braun. Das Entfernen des Denkmals vom Waisenhausplatz bedeute Kommerz gegen Historie und Ideelles. Das sei keine Förderung von Urbanität, denn „ein wichtiger Bestandteil von Urbanität ist Historie“. Ohne das Denkmal würde der Platz zu einer großen glatten Fläche degradiert. „Ist es nicht schöner, eine Außengastronomie rund um das Denkmal zu platzieren?“ fragt Braun und antwortet selbst: „Ganz bestimmt! Und ist es nicht wichtiger im Interesse einer guten Urbanität, sich darum zu kümmern, dass die Einzelhandelsfläche rund um den Platz nicht leer stehen und lebendig gestaltet werden?“

Der Verlauf der Diskussion sei der wundeste Punkt in dieser Angelegenheit, so Braun. Jörg Grünberg habe in seiner Begründung unter anderem argumentiert, den Beschluss des Stadtparlaments aus dem Jahre 1934 mit einzubeziehen. Damals habe es auch eine Diskussion über den Verbleib des Denkmals an diesem Ort gegeben. Braun fragt sich, ob man vergessen hat, welches politische System in Deutschland damals herrschte. Einen Beschluss aus der Zeit dieser menschenverachtenden Diktatur zu verwenden, sei für einen Demokraten unvertretbar. Weder der Ortsvorsteher noch irgendein Mitglied des Ortsbeirats habe dies moniert. Auch in der öffentlichen Diskussion werde dies kritiklos hingenommen. Ein Regime, das den Krieg verherrlicht habe und unter dem das Menschenleben in erschütterndster Wese missachtet worden sei, dürfe heute in keiner Diskussion auch nur annähernd zur Argumentation herangezogen werden, erst recht nicht in einer Diskussion um ein Kriegsdenkmal. Der unsensible Umgang mit der Vergangenheit sei „beschämend“.

Peter Braun wird ab Freitag,11. Oktober, an seinem Marktstand eine Unterschriftenaktion starten für den Verbleib des Denkmals auf dem Waisenhausplatz. Mit dieser Aktion will er zeigen, wie viele Bürger Bad Homburgs für den jetzigen Standtort sind. Die zahlreichen Diskussionen hätten ihn dazu bewogen, in dieser Angelegenheit aktiv zu werden.



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