Devid Striesows Stimme lässt Wildes Märchen lebendig werden

Schauspieler Devid Striesow liest anlässlich des Poesie- und Literaturfestivals im Weißen Saal des Landgrafenschlosses Märchen von Oscar Wilde. Foto: jas

Bad Homburg (jas). Das Angebot, am geruhsamen Pfingstmontag einige der schönsten Märchen der Weltliteratur zu hören und noch dazu einen bekannten Schauspieler zu treffen, wollten sich viele literaturbegeisterte Bad Homburger nicht entgehen lassen. Und so waren sie auf Einladung von Bernd Hoffmann, dem künstlerischen Leiter des Poesie- und Literaturfestivals, am Nachmittag in den Weißen Saal des Landgrafenschlosses gekommen. Angekündigt hatte sich Devid Striesow, der vielen aus Filmen wie „Ich bin dann mal weg“, „Trübe Wolken“, „Im Westen nichts Neues“ oder aus dem „Tatort“ bekannt ist. Mitgebracht hatte der 1973 auf der Insel Rügen geborene Schauspieler einige Kunstmärchen von Oscar Wilde.

Mit voller, klarer Stimme – Striesow ist auch als Sprecher für Hörbücher tätig – legte der Festivalgast sofort los. Erstes Märchen, das der Schauspieler für den Feiertagsnachmittag ausgesucht hatte, war die Geschichte „Der selbstsüchtige Riese“. Der Riese in Wildes Märchen, den der Vorleser mit tiefer, grimmiger Stimme zum Leben erweckte, verbietet allen Kindern, seinen Garten zu betreten. Gott ist zornig und lässt das Stückchen Erde hinter den hohen Mauern in einen ewigen Winterschlaf fallen. Schnee und Frost sind dort zu Hause, haben den Nordwind zu Besuch und begrüßen den Hagel als Gast. Frühling, Sommer und Herbst bleiben aus. Bis eines Tages ein paar Kinder in den Garten kommen und ihn wieder erblühen lassen. Der Riese erkennt seine Selbstsucht und macht seinen Garten zu einem Spielplatz. Besonders angetan hat es ihm ein kleiner Junge – ein Kind mit Wundmalen an Händen und Füßen.

Im Märchen „Die Nachtigall und die Rose“ geht es um einen Studenten, der sich verliebt hat und für seine Angebetete nach einer roten Rose sucht. Eine Nachtigall lässt extra für ihn eine Rose mit ihrem Herzblut erblühen und opfert dafür ihr Leben. Der Student weiß das nicht zu schätzen und wirft die Rose – von der Liebe enttäuscht – achtlos fort. Vorgetragen wurde auch das titelgebende Märchen „Der glückliche Prinz“, das wie die anderen im Jahr 1888 erschienen war. Im Mittelpunkt steht eine kostbare, mit Blattgold, Saphiren und einem Rubin verzierte Statue. Dieser glückliche Ritter ist vom Elend der Menschen, die in der Stadt leben, so ergriffen, dass er eine Schwalbe bittet, seine Edelsteine und das Gold an die Armen zu verteilen. Schließlich wird die Statue gegen ein Abbild des Bürgermeisters ersetzt, die Schwalbe stirbt. Das Herz des glücklichen Ritters und den toten Vogel aber bringt ein Engel zu Gott.

Für den anhaltenden Applaus des Publikums bedankte sich Striesow mit einer märchenhaften Zugabe.

Als Überraschung hatte er das Grimm-Märchen „Die zertanzten Schuhe“ mitgebracht. „Mein Lieblingsmärchen“, verriet der Schauspieler.



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