Digitalisierung: Herausforderung und Chance für den Einzelhandel

Bad Homburg (fch). Zum ersten kostenfreien Workshop „Digitale Sichtbarkeit im Handel“ begrüßte Tatjana Baric vom Citymanagement der Stadt Oberbürgermeister Alexander Hetjes, 19 Teilnehmer aus dem örtlichen Einzelhandel und Expertin Anne Svea Heisig. Hetjes warb in seiner Begrüßung bei den Workshop-Teilnehmer für die Nutzung des digitalen Schaufensters und der Bad Homburg App, die das Stadtmarketing gemeinsam mit der Kur- und Kongress-GmbH ins Leben gerufen hat.

Mit der Bad Homburg App, dem neuen, offiziellen Stadtportal der Kurstadt, hätten die Nutzer auf ihrem Handy ganz Bad Homburg in der Hosentasche. „Mit der Bad Homburg App bleiben sie auf dem Laufenden, können sich per Push mit aktuellen Nachrichten aus dem Rathaus versorgen lassen und haben alle Attraktionen, Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten, Unterkünfte und Events auf einen Blick“, so der OB. Tatjana Baric, die seit drei Jahren als Citymanagerin Ansprechpartnerin für den städtischen Einzelhandel ist, appellierte an Händler und Dienstleister, „da zu sein, wo Kunden sind“. Vor allem, weil sich das Kaufverhalten der Verbraucher nachhaltig verändert hat. Kunden starten bereits die Suche nach einem Produkt im Internet. „Für den stationären Handel heißt das, das eigene Geschäft, aber auch die geführten Produkte und Angebote, digital sichtbar zu machen und die Online Community als zusätzlichen Wertschöpfungskanal wahrzunehmen und ihr Potenzial zu nutzen.“ Laut einer Studie halte sich jeder Bürger durchschnittlich 90 Minuten im Netz auf. In der Innenstadt gibt es aktuell 320 Händler, Dienstleister und Gastronomen. Von ihnen sind 163 stationäre Einzelhändler, von denen 87 Prozent eine eigene Website und 36 Prozent ein Instagram-Profil haben sowie 61 Prozent Facebook nutzen.

Zu den Teilnehmern des Workshops gehörten unter anderem das Lederatelier, das Stilhaus, Face 2 Face Communication, Claus Krell Optik, Fahrrad Diehl, Rosa Rod, Schuhboutique Galleria, Reisebüro ltur, Schuh Harras, Cucinetta, Goldschmiedin Natalia Unewisse und Nicole Valuta von Entspannt-Gelassen. Expertin Anne Svea Heisig aus Bad Nauheim, die in der digitalen Welt unter dem Namen AnneSvea bekannt ist und 2008 ihr Online Business gründete, gab den Teilnehmern Tipps für eine bessere digitale Sichtbarkeit und beantwortete ihre Fragen. Die Sichtbarkeit im Netz sei Voraussetzung dafür, dass die immer „smarter“ werdenden Nutzer zu Kunden im stationären Geschäft werden. Dabei geht es nicht nur um Shopping-Portale, Social Media und Online-Shops, sondern um die bestmögliche Verknüpfung der verkäuferischen Kompetenz als Händler mit den effektivsten digitalen Plattformen, wie Baric betonte. „Der Standort des Händlers ist für viele Kunden heute häufig Nebensache. Der Online-Auftritt in Google und Social Media wird jeden Tag wichtiger.“ Anne Svea Heisig zitierte mehrfach aus der zweiten IHK-ibi-Handelsstudie (Forschungsabteilung der Universität Regensburg/Dr. Georg Wittmann). Dort heißt es, dass für 79 Prozent aller teilnehmenden Händler der stationäre Handel noch immer der Hauptvertriebskanal ist und 39 Prozent zusätzlich über einen Online-Shop verfügen. Jeder zweite Händler nutze Online-Vertriebskanäle, 14 Prozent seien ausschließlich im Internet vertreten. Als Gründe gegen den Online-Vertrieb werden fehlende zeitliche Ressourcen, hohe rechtliche Anforderungen, hohe Kosten oder hohe Provisionen, hohe Anforderungen an IT-Sicherheit, starke Abhängigkeit vom Marktplatzbetreiber und zu starker Wettbewerb angeführt.

Zu Gründen für einen Online-Vertrieb gehörten die Erschließung zusätzlicher Kundengruppen, Imageverbesserung, Kundennachfrage nach Online-Bestellmöglichkeit, stärkere Kundenbindung und Druck durch Konkurrenzaktivitäten. Oft fehle es einzelnen Händlern am Know-how, um die vorhanden Systeme zu nutzen oder diese miteinander zu verbinden, sagte Heisig. Zwar nutzten über 60 Prozent der Händler Warenwirtschaftssysteme und Tools zur Kundenverwaltung, doch oft fehle es diesen Systemen an einer Schnittstelle zum E-Commerce.

Heisig betonte, dass der direkte Draht zum Kunden nur funktioniere, wenn der Händler authentisch und professionell agiere. Ein guter Community-Aufbau benötige zwischen zwei und drei Jahren. Wichtig sei es, vorab Fragen zu beantworten wie „Wer ist die Zielgruppe?“ und „Auf welchen Plattformen ist sie unterwegs?” Fokussieren sollten sich die Händler bei ihrem digitalen Start auf ihre zehn bis 20 Bestseller im Angebot. Weitere Themen waren rechtskonforme Texte und professionelle Fotos für den Online-Shop. Impressum, AGB, Widerrufsrecht und Datenschutzerklärung müssen stets „up to date” sein, und eine Neuerung muss umgehend eingepflegt werden. Auch das Zeitmanagement im Bereich Digitalisierung für Überarbeitung der Website, der Produktbeschreibungen und das Drehen der Videos der Bestseller wurde wie besprochen.

Die Teilnehmer waren von den Tipps und Informationen begeistert. Tatjana Baric kündigte an, dass es ein Follow-up mit Anne Svea Heisig geben werde. Am Donnerstag, 1. April, wird der Workshop „Social Media/Community Management“ angeboten. Frederik Gottschling, Digitalisierungsexperte des Handelsverbands Hessen referiert über den Wert einer Community für Unternehmen. Alle Veranstaltungen werden in digitaler Form per Zoom durchgeführt und finden jeweils von 18 bis 21 Uhr statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, bittet das Citymanagement Anmeldung per E-Mail an citymanagement[at]bad-homburg[dot]de.

Expertin Anne Svea Heisig, die in der digitalen Welt unter dem Namen AnneSvea bekannt ist, gibt Tipps für eine bessere digitale Sichtbarkeit. Foto: Stadt/AnneSvea



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