Diskussion um Senger-Areal geht weiter

Blick auf das Senger-Areal vom Hessenring/Berliner Platz aus mit der seit vielen Jahren leerstehenden Bauruine eines früheren Holzunternehmens (vorne links). Foto: Streicher

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Mercedes ist raus, hat sich längst verabschiedet aus der Bad Homburger Innenstadt. Mercedes-Senger hat sein Gelände in Toplage in Bahnhofs- und Innenstadtnähe zwischen Hessenring und Frölingstraße vor zwei Jahren an Investoren verkauft, demnächst wird das Unternehmen das neue Autohaus im Oberurseler Gewerbegebiet „An den drei Hasen“ beziehen. Dort wird auf Hochtouren an dem Projekt gearbeitet, auch in Corona-Zeiten.

Fast zwei Hektar wertvolle Fläche werden in der Kurstadt frei, die Mehrheit im Stadtparlament will sie auch in Zukunft als Gewerbeflächen vermarktet sehen. Verkauft an Investoren sind auch die Restposten um Senger herum, ihre Interessen sind dem Vernehmen nach nicht unbedingt deckungsgleich mit den Eignern des Kernstücks. Die Stadtplaner haben ein städtebauliches Konzept entwickelt und einen dazu passenden Bebauungsplan aufgestellt. Insgesamt geht es um etwa drei Hektar „Zukunftsfläche“ in bester Lage, 70 Prozent für Gewerbe, den Rest für Wohnungen, so stellt sich das etwa Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) vor.

Es könnte ein schweres Erbe sein, das die aktuelle Stadtverordnetenversammlung dem neuen Stadtparlament nach der Kommunalwahl am 14. März mit möglicherweise neuen Mehrheiten hinterlässt. Seit Jahren ist die Zukunft des so genannten Senger-Areals im politischen Gespräch, Einigkeit herrschte dabei nur selten. Mit dem Beschluss zum Vorentwurf des Bebauungsplans Nr. 137 „Hessenring, Marienbader Platz, Frölingstraße, Im Hasensprung“ als Grundlage für die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit hat das Parlament in seiner jüngsten Sitzung einen weiteren kleinen Schritt vollzogen. Die vier im Titel des B-Plans genannten Straßen markieren das Geviert, um das politisch gestritten wird, inzwischen liegt ein Gutachten zur Nutzung vor, welches die Investoren in Auftrag gegeben haben. Es deckt sich nicht mit dem Konzept der Stadt. Sie will nun mit einem eigenen Gutachten kontern, das ihre Gewerbeansiedlungspolitik bestätigen soll.

Den Finger in kleine Wunden legten bei der Diskussion am vergangenen Donnerstag die Fraktionen der Grünen und der Bürgerliste Bad Homburg (BLB) mit Änderungsanträgen. Beide lehnten den Vorentwurf des Bebauungsplans in seiner jetzigen Form ab. Die Grünen vornehmlich, um mit einer geänderten Fassung den Erhalt des alten Baumbestands im Randbereich des Gebiets entlang des Marienbader Platzes mit Blick auf den „Schutz innerstädtischen Kleinklimas“ zu sichern. Die BLB wollte den Magistrat beauftragen, mit den neuen Grundstücksbesitzern Pläne für eine Kompromisslösung zu erarbeiten, inklusive Erhalt des „wertvollen Baumbestands“. Beide Anträge wurden von den Befürwortern der städtischen Linie abgelehnt.

Es sei „nicht hinnehmbar“, dass das Areal massiv bis an den Rand des Bürgersteigs bebaut werde, vor allem nicht am Marienbader Platz mit den Linden am Wegesrand. Diese Bäume müssten für das „innerstädtische Kleinklima“ unbedingt erhalten werden, so Daniela Kraft von den Grünen. Armin Johnert (BLB) verwies bei diesem Punkt auf die „Klimanotstandszeit“. Die Absicht, die Bäume zu fällen, sei auch einigen Mitgliedern des Ortsbeirats Innenstadt „sauer aufgestoßen“, wie es heißt. „Wir verlieren fünf Bäume, aber 50 sollen gepflanzt werden“, mit diesem Argument verteidigte OB Hetjes das vorgelegte Konzept. Diese seien vorgesehen auf den Freiflächen zwischen Gewerbe- und Wohnbauten. Dies sei eine „Aufwertung für das Mikroklima“ dort, wo bisher „Asphaltwüste“ gewesen sei.

Die grundsätzlich vorgesehene Fokussierung auf vor allem neue Gewerbeansiedlung verteidigten außer Hetjes auch Philipp Herbold (FDP) und Tobias Ottaviani (SPD). Beide sprachen von ausgewogener Planung und der „richtigen angemessenen Mischung von Gewerbe und Wohnen“. Die neuen Eigentümer hätten das alle längst gewusst, so Hetjes, die Stadt müsse daher „doch verlässlich sein“, sagte Herbold. Die Stadt brauche neue Gewerbeflächen zur Weiterentwicklung, „besser durch Innenverdichtung als durch Versiegelung im Außenbereich“, so Hetjes.

Der Bahnhof und sein Umfeld seien aktuell die letzte Fläche, die Ideen zum Senger-Areal seien daher weitsichtig und nachhaltig. Hetjes: „Ein Standort, der sich nicht entwickelt, stirbt.“ Zwei Drittel der Fläche für Gewerbe, der Rest für Misch- und Wohnfläche im Herzen der Stadt sehen die Befürworter der Strategie als ein gutes Maß für Weiterentwicklung.



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