Ein erster Schritt zum städtischen Wohnungsbau

„Hier entsteht bezahlbarer Wohnraum“ steht auf dem Bauschild am ehemaligen Kerschensteiner-Areal. „Preisgedämpft“ werden die Kosten gleichwohl nicht sein. Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft soll Abhilfe leisten. Foto: js

Bad Homburg (js). Die Frage nach bezahlbarem Wohnraum stellt sich bei jedem neuen Wohnungsbau-Großprojekt. In der Regel schöpfen Großinvestoren den Rahm ab, Kommunen kämpfen um Quoten für jenen günstigen Wohnraum. Vor allem die SPD im Kreis hat nachhaltig für das Projekt zwischen Humboldtschule und alter Klinik gekämpft, aktuell Blickfang bei der Einfahrt in die Stadt von Oberursel aus.

Aber auch hier ist die Stimmung frostiger geworden, hat die Landtagsabgeordnete Elke Barth (SPD) im Stadtparlament zu Protokoll gegeben, zu sehr stehen die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund. Knapp zwei Monate nach dem offiziellen ersten Spatenstich geht es auf dem ehemaligen Areal der Georg-Kerschensteiner-Schule (GKS) neben dem alten Klinikgebäude flott voran. Der Keller steht, Tag für Tag wächst das Projekt in die Höhe, noch immer steht groß auf dem Bauschild, dass hier bezahlbarer Wohnraum entsteht, 49 Wohnungen in zwei Mehrfamilienhäusern. Eine Frage der Definition, eine Kaltmiete zwischen zwölf und 12,50 Euro pro Quadratmeter soll erzielt werden. Bauherrin ist die Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH Hochtaunuskreis mit Sitz in Usingen.

In Bad Homburg gibt es keine städtische Wohnungsbaugesellschaft. Im Stadtparlament aber zeichnete sich in der jüngsten Sitzung ab, dass es für eine Gründung eine Mehrheit geben würde, wenn die rechtlichen Voraussetzungen dafür stimmen. Ein Prüfantrag der SPD/CDU-Koalition dazu wurde nahezu einstimmig verabschiedet. Angerührt hatte die Bürgerliste Bad Homburg (BLB) die Diskussion, sie wollte per Antrag den Magistrat auffordern, das Gründen einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft „mit Nachdruck voranzutreiben“. Orientieren solle man sich dabei an Nachbarkommunen wie Kronberg und Oberursel, die über solche Gesellschaften verfügen. BLB-Fraktionschef Armin Johnert brachte dabei einen neuen Begriff ins Rennen, er sprach von „preisgedämpftem Wohnungsbau“, wenn es um Quadratmeterpreise von zehn bis zwölf Euro Kaltmiete ginge. Johnert: „Wir sollten den Weg gehen, ein Wille ist da. Sonst werden wir weiter nur reden.“

Mit Skepsis blicken FDP und CDU auf die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, auch wenn sie sich einer Prüfung anschließen. Jurist Philipp Herbold (FDP) etwa verweist auf die dadurch steigende „politische Erwartungshaltung“. Auch städtische Gesellschaften würden dem Vergaberecht unterliegen, meist werde es am Ende „keineswegs billiger“, erwartet werde aber „Bauen für Kosten, die nicht möglich sind“. Entscheidender Punkt für die CDU ist die Frage, welche städtischen Grundstücke für Wohnprojekte zur Verfügung stünden. „Das ist der Punkt“, so Stefan Schenkelberg. „Das ist leider überschaubar.“

Für die Grünen und die BLB wäre es indes der erste Schritt auf einem richtigen Weg. „Auch kleine Schritte sind wichtig, es ist der einzige Schritt, der uns bleibt“, so Daniela Kraft (Grüne). Denn wie es auf dem benachbarten ehemaligen Vickers-Gelände zwischen Frölingstraße und Schaberweg kaum einen Steinwurf vom Kerschensteiner-Areal ausgeht, ist noch längst nicht final geklärt. Dort will sich die Stadt im geplanten neuen Quartier mit knapp 30 Prozent geförderten Wohnungen nach verschiedenen Modellen profilieren.



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