Bad Homburg (a.ber). Ein Schmuckstück soll er werden: Der Königsflügel des Bad Homburger Schlosses befindet sich gerade mitten in der Restaurierungsphase, und nun hat die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen beschlossen, nicht nur das Innere des Gebäudes fachgerecht zu sanieren, sondern auch die Fassade dieses Schlossteils instandzusetzen.
Wenn sich auch die Bauzeit dadurch um ein halbes Jahr verlängert und die Kosten sich von 7,7 Millionen Euro für die Innenrestaurierung auf insgesamt zehn Millionen Euro erhöhen – für Thomas Platte, den Direktor des für die Bausubstanz zuständigen Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH), macht das Sinn: „So wird der Königsflügel im Frühjahr 2021 innen und außen in neuem Glanz erstrahlen.“
Gerade wird der Teil des Schlosses zum oberen Schlosshof hin eingerüstet. Besonders die maroden Fenster und Fensterläden bedürfen einer gründlichen Überholung. Mit dieser Baumaßnahme haben auch die hohen zusätzlichen Kosten zu tun: Dutzende alter Holzfenster und Klappläden müssen überholt werden. Welche Farbe die Außenwände des Königsflügels erhalten werden, steht noch nicht fest. Laut Dr. Anja Dötsch, Leiterin für Bauangelegenheiten und Denkmalpflege, will man sich bei der Restaurierung der Fassade an die Zeit nach der Aufstockung des Flügels durch den Darmstädter Hofbaudirektor Georg Moller halten. Dieser hatte in den 1830er-Jahren eine etwas hellere Fassadenfarbe gewählt, als sie heute am Schloss zu sehen ist. In dieser helleren Farbgebung soll in Zukunft nach und nach das ganze Schloss erstrahlen.
Rundgang über die Baustelle
„Die Restaurierung des Königsflügels am Bad Homburger Schloss ist die größte Baumaßnahme, die wir zur Zeit laufen haben“, sagte Kirsten Worms, Direktorin der Schlösserverwaltung, bei einem Rundgang über die Baustelle. Der Leiter der Restaurierungsabteilung, Ulrich Haroska, zeigte die Fortschritte der Restaurierung, die sich am Jahr 1914 orientiert: Im Schlafzimmer der Kaiserin Auguste Viktoria im Königsflügel wurde anhand zweier noch vorhandener Stühle aus Kaiserzeiten, die grün-weiß gestreiften Stoff aufwiesen, die Wandfarbe des Raumes rekonstruiert – das Schlafzimmer, 1914 als geschlossenes Ensemble entstanden, ist nun bereits an Decken und Wänden restauriert und erstrahlt in einem hellen Grün mit weißem Stuck. Viel Mühe geben sich die Restauratoren mit dem Ankleidezimmer der Kaiserin: Man holte einen riesigen, reich verzierten Badewannenschrank aus Eichenholz, der sich zwischenzeitlich in Lorsch befunden hatte, zurück ins Homburger Schloss. Anhand von Abdrücken in der Wand wurde die Bekachelung mit blauweißen Kacheln im Delfter Stil über der hinter dem Schrank versteckten Badewanne rekonstruiert – „die der Historie gerechte Rekonstruktion des Badezimmerschrankes stellt uns gerade vor eine kniffelige Aufgabe“, meinte Ulrich Haroska.
Technikaffiner Kaiser
Überall im Königsflügel, der auf etwa 1000 Quadratmetern 17 Zimmer umfasst, werden nun Wandoberflächen gereinigt, Stuckelemente restauriert und Vergoldungen retuschiert. Im Speisesaal des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. sind jetzt die Stützen wieder herausgenommen worden, die wegen der mangelnden Statik zu Beginn der Restaurierungsarbeiten eingezogen worden waren. Dass Kaiser Wilhelm sein Domizil sehr modern und fortschrittlich ausgestattet hatte, zeigen laut Haroska nicht nur die wertvollen Stuckmarmor-Wände, sondern auch die zahlreichen elektrischen Leitungen, die der Kaiser verdeckt legen ließ.
Die elektrifizierten Kronleuchter zum Beispiel werden nach der Restaurierung wieder in ihrem Glanz erstrahlen, der Telefonschrank und das Wasserklosett des so technikaffinen Kaisers werden wieder gangbar gemacht werden. Für die historische Innenausstattung der kaiserlichen Gemächer hat das Kuratorium Bad Homburger Schloss bereits 75 000 Euro an Spenden gesammelt, mit denen etwa 50 Prozent des Mobiliars wiederhergestellt wurden. Um die Räume im Appartement der Kaiserin aber vollständig wieder auszustatten, werden immer noch weitere Spender gesucht.