Fast wie Zwillinge – „Almost Twins“ im Speicher

Bad Homburg (nl). Ein halber Saal, aber volle Begeisterung: Die Leipziger Band „Almost Twins“ verzauberte Bad Homburg mit einer klangvollen Mischung aus Pop, Folk und Jazz.

Es war ein leiser Abend. Und das im besten Sinne. Keine Pyrotechnik, kein Bühnengewitter, sondern fünf Musiker, die den Kulturspeicher mit warmen Klängen und viel Gefühl füllten – auch wenn der Saal am Samstagabend leider nur zur Hälfte besetzt war. „Schade für die Künstler“, raunte ein Besucher, „die sind nämlich richtig gut.“ Spätestens nach zwei Stunden Musikgenuss stimmten alle Anwesenden nickend zu.

Die Band „Almost Twins“ – ein Name, der so charmant wie irreführend ist, denn Zwillinge sind die fünf Leipziger nicht. Aber sie klingen so harmonisch aufeinander abgestimmt, dass man es fast glauben könnte. Und vielleicht ist das ja der eigentliche Gag.

Frontmann Max Grüner, der mit seiner zurückhaltenden Art eher an einen scheuen Buchhändler als an einen Indiepop-Star erinnert, schrieb sämtliche Songs selbst. Und die lassen sich musikalisch nicht so einfach in eine Schublade stecken. Folk? Pop? Jazz? Ja, irgendwie alles – aber auch das nicht ganz. Man stelle sich Leonard Cohen oder Donovan vor, die bei den 10,000 Maniacs einspringen, mit einem Hauch Gentle Giant im Akustikmodus. Klingt seltsam? Funktioniert wunderbar.

Der Sound der Band ist detailverliebt, aber nie überladen. Grüner spielt Gitarre mit feinem Gespür, häufig mit Kapodaster und gerne in Barregriffen, während Raphael Schuster das Schlagzeug nicht hämmert, sondern umarmt. Arne Imig am Bass sorgt für satte, abwechslungsreiche Linien, die mehr sind als bloße Begleitung. Der vielfältige Klangteppich wird von Valentin Mühlberger an Synthesizer und E-Piano gelegt. Die feinen Melodiebögen kommen von Laurenz Welten, dessen Saxophon- und Klarinettenparts mal schmeicheln, mal necken. Zusammen entsteht eine Klangwelt, die sich leicht anfühlt – aber nie seicht ist.

Ein besonderes Highlight: Die Zugabe wird ganz ohne Technik gespielt. Monitore aus, Verstärker aus, einfach Musik pur. Wohnzimmeratmosphäre im Kulturspeicher. Kein Handy leuchtet, kein Husten stört. Nur ein akustischer Moment, den man so schnell nicht vergisst.

Vielleicht waren nicht viele Menschen da. Aber die, die kamen, wurden reich beschenkt. Und erzählen es hoffentlich weiter – denn „Almost Twins“ sind viel zu gut, um ein Geheimtipp zu bleiben.

Die Leipziger Band „Almost Twins“ breitet einen vielfältigen Klangteppich vor seinen Zuhörern im Speicher aus. Foto: nl



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