Faszinierendes Spiel von Licht und Feuer

Stephan K. Müller hilft mit viel Puste nach, damit die sechs Obstbaumholzscheite, in denen sich Figuren verbergen, brennen. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Zauberhaft und magisch zugleich sind die sechs von innen nach außen brennenden Skulpturen, die Stephan K. Müller auf dem Außengelände der Fleckmühle aufgestellt hat. Glühendes Holz und Feuer erhellen die Dunkelheit. Mit der Dauer des Brandes verändern sich die aus den Holzscheiten heraustretenden Figuren. Das faszinierende Spiel aus Licht und Feuer zieht die Besucher der „Licht- und Feuer-Performance“ in seinen Bann.

Der kurstädtische Künstler und Bildhauer Stephan K. Müller strahlt. Zum ersten Mal nach 20 Monaten ist die Galerie Fleck wieder geöffnet. „Wir haben lange überlegt und uns dann entschlossen, die bei Besuchern aus Bad Homburg und dem gesamten Rhein-Main-Gebiet beliebte Show im Freien erneut durchzuführen. Ich heiße Sie nach einem Jahr Corona-Zwangspause alle herzlich willkommen zu unserer 13. Licht- und Feuer-Performance“, sagte Müller. In den vergangenen Monaten habe man zwar immer wieder Ausstellungen aufgebaut, aber Besucher hätten dann doch nicht kommen dürfen. „In diesem Jahr ist es unter Einhaltungen der 2-G-Regel sowie mit Abstands- und Hygienevorschriften wieder möglich. Lassen Sie uns das gemeinsam mit Kunst feiern“, sagte Müller.

Begleitet wurde die faszinierende Show mit Licht und Feuer auf dem Außengelände in Ober-Eschbach von einer Ausstellung in der Galerie Fleck mit Bildern und Skulpturen des Künstlers. Den Weg durch die Dunkelheit markierte den Besuchern am zweiten Advent ein Spalier aus flackernden Windlichtern. Beim Betreten des 3500 Quadratmeter großen Außengeländes der Fleckmühle erhielten Besucher nach der Einlasskontrolle einen leckeren Willkommensgruß von Dragana Müller. Sie hatte für jeden Gast ein selbstgebackenes Plätzchen vorbereitet. Erhellt wurde die Dunkelheit durch verschiedene Lichtquellen und Lichtobjekte, die sechs brennenden Skulpturen sowie in Schalen und Körben brennende Feuer. Die mussten sich gegen Nieselregen und Wind behaupten. Rauch vermischte sich mit dem aromatischen Duft brennender Obstbaumhölzer.

Fasziniert vom knisternden Holz, den Flammen und der aus einer Feuerschale emporsteigenden Wärme waren Clara (7) und Lucie (5) aus Frankfurt. Sie waren mit ihren Eltern zur 13. Licht- und Feuer-Performance gekommen. Alles gefiele ihnen gut, versicherten die Mädchen auf Nachfrage. Begeistert waren viele Besucher davon, wie aus erst brennenden und dann verkohlten Holzscheiten, Kunst entstand. Die Zerstörungswut des Feuers schaffte Raum für Kreativität. Hatten die gierig züngelnden Flammen das Stamminnere ausgehöhlt, löschte der Künstler sie. Sind sie ausgekühlt, dann „wasche ich Kohlepartikel und Ruß ab, poliere alle Rückstände runter, wodurch die Maserungen sichtbar werden. Man erkennt die Jahresringe, sieht das unterschiedliche Sommer- und Winterwachstum, erkennt an Farbe und Struktur, ob es Weich- oder Hartholz ist“, erläuterte Müller.

Die teils ab- und ausgebrannten Hölzer dienen Bildhauer Müller als Entwürfe und Basis für seine im kommenden Jahr entstehenden Objekte. Für den Künstler trägt jedes Stück Holz ein Kunstwerk in sich. Um es dem Naturmaterial abzuringen, benötige er viel Geduld, handwerkliches Geschick und Kreativität. Je nach Größe des Holzes kommen verschiedene Werkzeuge zum Bearbeiten zum Einsatz. Das können grobe wie Motor- und Handsägen, unterschiedliche wie Hämmer und Beitel sowie feinere Schnitzmesser, Hobel und Feilen sein. Mit ihrer Hilfe arbeitet der Künstler die Figuren aus dem Holz heraus. Ist dies geschafft, schleift er die Oberfläche, wachst, beizt, lasiert, lackiert oder bemalt sie.

„Wie das Ergebnis am Ende aussieht, können Sie sich in der Galerie ansehen. Dort finden Sie die Skulpturen aus dem vergangenen und diesem Jahr“, sagte Müller. Beim Rundgang durch die Ausstellungsräume konnten die Besucher verstehen, was Müller meinte, als er sagte: „Kunst heißt für mich, mit allen Sinnen das Leben wahrzunehmen.“

Seine Skulpturen fertigt er aus Metall, Holz, Glas und Speckstein oder kombiniert sie miteinander. Gemälde, Leinwand-Skulpturen und Lichtobjekte müssen dem Anspruch des Künstlers, erlebbar zu sein, genügen. Außer den Begegnung mit „exzeptioneller Kunst zum Anfassen“ laden Gemälde und Lichtobjekte zum genaueren Hinsehen ein. Bei ihnen steht nicht der Materialmix wie bei den Skulpturen zum Be-Greifen im Vordergrund, sondern „das Verschieben der Ebenen“ durch Bewegung und Licht. „Licht verändert sich je nach Jahreszeit, Sonnenstand, Strahlung und Intensität. Das Farbspektrum reicht von Blau über Gelb bis Rot. Damit ist das Licht wie auch das Feuer so vielschichtig wie meine Arbeiten“, betonte Stephan K. Müller.

Seine abstrakten Bildnisse und Objekte bestechen durch ihre Strukturen, Formen und Linien. Die visuelle Welt des fast erblindeten Künstlers besteht aus Schatten und groben Umrissen. Seine Skulpturen und Bilder laden durch Perspektivwechsel des Betrachters zu visuellen Entdeckungsreisen ein. Zudem treten in der Galerie Skulpturen und Bilder in einen spannenden Dialog ein und regen die Fantasie der Betrachter an.

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